Erziehung nicht als Defizitdebatte führen
(Berlin) - Der Bundeselternrat und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) wollen eine Ermutigung zur Erziehung und plädieren für einen breit angelegten Erziehungsdiskurs. Beide Organisationen wenden sich dagegen, das Thema Erziehung nur als Defizitdebatte zu führen. Beide Vorsitzende - Wilfried W. Steinert vom BER und Ludwig Eckinger vom VBE - begrüßen zwar den Anstoß, ein Bündnis für Erziehung zu schaffen, kritisieren aber die bisherige Orientierung auf die beiden großen Kirchen als einseitig. BER und VBE sind sich einig, dass Deutschland ein gesellschaftlich offenes Bündnis für Erziehung und Bildung braucht und setzen unter diesem Aspekt ihre Zusammenarbeit fort.
Wir werden keinerlei Erfolg haben, wenn Werte, und seien sie noch so richtig, angedroht werden und immer der andere Schuld trägt, warnte der Bundesvorsitzende des VBE Ludwig Eckinger auf der Frühjahrstagung des Bundeselternrates am Wochenende (20./21. Mai 2006) in Porta Westfalica. Der im Amt bestätigte Vorsitzende des Bundeselternrates Wilfried W. Steinert sagte: Endlich wird in der Politik die Situation der Familien mit Kindern differenziert wahrgenommen und das Kindeswohl auch als Verpflichtung der Politik anerkannt. Das macht uns Eltern Mut und stärkt uns den Rücken bei der Erziehung unserer Kinder.
Steinert und Eckinger sprachen sich für eine enge Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus aus. In einer Gesellschaft mit konkurrierenden Werten und pluralistischem Anspruch würden Kinder zu Hause und in der Schule eine sichere Wertgrundlage brauchen, betonten beide. Erziehung sei eine Aufgabe, die Zeit, Liebe, Ausdauer und Geduld erfordere, sich aber auch an Normen wie Verantwortung, Respekt und gegenseitiger Achtung orientiere. Schule kann besser werden, so der VBE-Bundesvorsitzende Eckinger, wenn Lehrerinnen und Lehrer und Eltern aufeinander zugehen und im Konsens Kinder und Jugendliche auf dem Wege des Erwachsenwerdens begleiten. Ganz entscheidend ist, dass in allen Schulen Bedingungen geschaffen werden, um jedes Kind individuell zu fördern und zu fordern. Niemand darf beschämt werden, nicht die Kinder, nicht die Eltern, nicht die Lehrerinnen und Lehrer. BER-Vorsitzender Steinert unterstrich: Wir brauchen die gegenseitige Ermutigung, mit kleinen Schritten beginnend, Unterricht und Schule so zu verändern, dass das einzelne Kind zum Focus unseres Handelns wird. Wir brauchen die kindgerechte Schule und nicht das schulgerechte Kind.
Bisherige gemeinsame Initiativen von BER und VBE:
Juli 2001: Verabschiedung eines gemeinsamen Erziehungsmemorandums Ermutigung zur Erziehung: Der Mensch kann nur Mensch werden durch Erziehung (Kant). Eltern und Lehrer sind Partner
November 2005: Gemeinsamer Appell an die Verhandlungskommissionen von CDU/CSU und SPD zur Föderalismusreform Bildungspolitik nicht zum Bauernopfer des Föderalismus machen
Februar 2006: Gemeinsame Pressekonferenz Bildungsföderalismus quo vadis.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE)
Mira Futász, Pressereferentin
Behrenstr. 23-24, 10117 Berlin
Telefon: (030) 7261966-0, Telefax: (030) 7261966-19
(tr)