Pressemitteilung | VfEW - Verband für Energie- und Wasserwirtschaft Baden-Württemberg e.V.

EU-Kommission: Versorgerverband befürwortet Oettinger-Vorhaben / Investitionen in Energieinfrastruktur sind unverzichtbar / Strompreis wird steigen

(Stuttgart) - Wenn die EU-Kommission am Freitag (4. Februar 2011) ihre zukünftige und grenzüberschreitende Energiepolitik debattiert, ist Streit praktisch vorprogrammiert. Im Fokus des Treffens steht die "Strategie 2020" von EU-Energiekommissar Günther Oettinger, der sich darin im Wesentlichen für eine vereinheitlichte Förderpolitik beim europaweiten Infrastrukturausbau ausspricht, die sich auch auf die Strompreisbildung auswirken könnte. Rudolf Kastner, Präsident des Verbandes für Energie- und Wasserwirtschaft Baden-Württemberg e.V. (VfEW), befürwortet das offensive Vorhaben Oettingers. Allerdings solle trotz aktueller Weiterentwicklungen die Bedeutung der etablierten Energieträger auf keinen Fall aus den Augen verloren werden.

"Im Prinzip dürfte es an dem EU-Vorhaben, das unter dem Namen Strategie 2020 läuft, nichts auszusetzen geben", so Rudolf Kastner, Präsident des VfEW. Die Energiekommission strebt primär drei Ziele an: Die allgemeine Steigerung der Energieeffizienz, die Vollendung des europäischen Energiebinnenmarkts und die Erleichterung des Netzausbaus. "Eine Weiterentwicklung in diesen Sektoren ist absolut nötig und zudem längst überfällig", kommentiert der VfEW-Präsident die Zielsetzung. Dass mit jedem Fortschritt zusätzliche Kosten verbunden sind, scheint eine logische Konsequenz, doch die ruft Kritiker schon im Vorfeld des Treffens am 4. Februar auf den Plan. Diese haben nebst der Investitionssteigerung, die sich auch auf den Endverbraucher auswirken wird, außerdem zu bemängeln, dass die Förderpolitik der Mitgliedsländer vereinheitlicht werden soll.

Laut Oettinger soll jeder EU-Staat dazu verpflichtet werden, seine jährlichen Investitionen in Ökoenergie von bisher 35 Milliarden Euro auf 70 Milliarden zu verdoppeln. Bis 2020 will er insgesamt eine Billion Euro in Europas Energieinfrastruktur stecken - ein wachsender Teil dieser Investitionen soll aus den Stromkosten finanziert werden. "Das bedeutet, dass der Strompreis tendenziell eher steigen wird", erklärt Kastner. Das wird die Verbraucher sicherlich ärgern. Schließlich wurde auch die Strompreiserhöhung Anfang des Jahres, die auf die erhöhte EEG-Umlage - also ebenfalls Investitionen in Ökoenergie - zurückzuführen war, schlecht aufgenommen.

"Ein effizienterer Mitteleinsatz in der Förderung erneuerbarer Energien wird immer dringlicher. Das deutsche EEG liefert hier derzeit die falschen Anreize", so der Präsident. Zum Beispiel werde in Deutschland zu stark in Photovoltaik und zu wenig in Windenergie und Biomasse investiert, was dazu führe, dass die Kosten und Nutzen in einem ungleichen Verhältnis stünden. "Es ist wichtig, dass erneuerbare Energien in Zukunft dort produziert werden, wo es am günstigsten ist. Um es auf den Punkt zu bringen: Solarenergie sollte eher im Süden und Windenergie in windigen Regionen gefördert werden", sagt Kastner. Die EU-Kommission setze die richtigen Prioritäten und weise so auch der deutschen Energiepolitik die Richtung. Letztendlich brauche es ein Modell, das zum einen die Versorgung garantiere und zum anderen Preise nicht explodieren lasse. "Dazu gehören sowohl Investitionen in neue Technologien und Netze für erneuerbare Energien als auch eine vertretbare Nutzung der fossilen Energieträger", so der Energieexperte. Aus einem Bericht des Wirtschaftsministeriums, der Ende Januar veröffentlicht wurde, sei zudem ersichtlich, dass für einen stabilen Netzbetrieb auch künftig konventionelle Kraftwerke benötigt werden. Diese besitzen die Kapazitäten, flexibel in ihrem Lastverhalten auf das stetig steigende Stromangebot aus neuen Energieträgern zu reagieren.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband für Energie- und Wasserwirtschaft Baden-Württemberg e.V. (VfEW) Pressestelle Stöckachstr. 48, 70190 Stuttgart Telefon: (0711) 93349-120, Telefax: (0711) 93349-199

(el)

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