Pressemitteilung | Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA)
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"EU muss neue US-Zölle nachverhandeln"

(Brüssel) – Im Gespräch mit Handelskommissar Maroš Šefčovič hat VDMA-Präsident Bertram Kawlath die EU mit Nachdruck aufgefordert, die Erweiterung der US-Zölle auf Stahl- und Aluprodukte mit den USA nachzuverhandeln. Maschinenbauprodukte müssen von diesen Zöllen ausgenommen werden. Denn sie sind eine unmittelbare Bedrohung des industriellen Mittelstands. Dies belegen die Aussagen vieler VDMA-Mitgliedsfirmen.

Zum Treffen mit EU-Kommissar Šefčovič sagt VDMA-Präsident Kawlath:
• "40 Prozent der europäischen Maschinenexporte in die USA fallen bereits unter die von der US-Regierung im August erweiterten Zölle für Stahl- und Aluminiumprodukte. Weitere Produkte werden in Kürze dazukommen. Diese immense neue Zollbelastung für europäische Maschinenbauer widerspricht dem Geiste und Zweck des Zolldeals, der zwischen Kommissionpräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Trump in Schottland geschlossen wurde."

• "Die EU darf die weitgehende Marktabschottung durch die USA nicht widerspruchslos hinnehmen und muss mit Nachdruck auf eine Rücknahme der Zölle auf Maschinenbauprodukte hinwirken. Dies ist auch im Sinne der US-Industrie, die europäische Produktionstechnologie für den Aufbau und Erhalt ihrer industriellen Basis benötigt."

Zu den Folgen der US-Zölle sagen VDMA-Mitgliedsfirmen:
• Jan-Hendrik Mohr, CEO CLAAS Gruppe:
"Eine stabile, vorhersehbare Handelspolitik ist für international tätige Industrieunternehmen unverzichtbar. Die Sonderzölle auf Stahl und Aluminium verursachen erheblichen administrativen Mehraufwand und können Onshoring von Produktion konterkarieren.
Entscheidend ist, US-Landwirten den Zugang zu bezahlbarer Landtechnik zu sichern. Deshalb sind gezielte Ausnahmeregelungen für Landmaschinen von den Section 232 Zöllen und ein planbares Regelwerk wichtig. Außerdem produziert CLAAS in den USA auch für Export, hier sind unbedingt Zollrückerstattungen für die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit notwendig."

• Martin Drasch, CEO ANDRITZ Schuler:
"Der zwischen den USA und der EU verhandelte Pauschalzoll in Höhe von 15 Prozent kommt für unsere Produkte nur im noch im Ausnahmefall zum Tragen, da viele unserer Produkte zwischenzeitlich auf die Section 232-Derivateliste gesetzt wurden. Unsere Anlagen bestehen hauptsächlich aus Stahl, für den weiterhin 50 Prozent fällig werden. Belastend kommt hinzu, dass wir den genauen Rohstahlanteil aller Einzelkomponenten berechnen und nachweisen müssen. Wir sind verpflichtet anzugeben, wo der Stahl geschmolzen und gegossen wurde, da ansonsten die Ware nicht verzollt und ausgeliefert werden kann. Der enorme bürokratische Aufwand und die „on top“ zu den Zöllen entstehenden Kosten sind signifikante, schmerzhafte Wettbewerbsnachteile.
Weitere Unsicherheit besteht darin, dass der Zoll-Deal zwischen EU und USA nur eine Gültigkeit von vier Monaten hat – dann werden die Section 232-Zölle erneut überprüft. Somit ist mit dem „Deal“ nicht das eingetroffen, was aktuell im Markt dringend benötigt wird: Klarheit, Verbindlichkeit und Planbarkeit. Die Zölle sind für unsere amerikanischen Kunden sowie für uns nachteilig und erhöhen die Ineffizienz. Im Endeffekt verlängert sich die Lieferzeit und verteuern sich unsere Produkte für die Kunden in den USA, die diese für die geforderte Re-Industrialisierung doch eigentlich dringend benötigen."

• Dr. Klaus Geißdörfer, CEO ebm-papst Gruppe:
"Die aktuellen US-Strafzölle – insbesondere die zusätzliche Belastung durch 50-Prozent- Zölle auf Aluminium – treffen unsere Axialventilatoren direkt und beeinträchtigen unsere transatlantischen Geschäftsbeziehungen. Als global agierendes Unternehmen unterstützen wir den VDMA in seiner Forderung nach Nachverhandlungen. Nur durch verlässliche Rahmenbedingungen bleibt der Maschinenbau international wettbewerbsfähig."

• Dr. Marc Wucherer, CEO Lenze Gruppe:
"Die EU hat mit einem 93-Milliarden-Euro-Paket auf die US-Zölle reagiert. Doch Gegenmaßnahmen allein reichen nicht aus. Die EU muss zeigen, dass sie bereit ist, die Interessen ihrer Schlüsselindustrien aktiv zu vertreten. Was wir brauchen, ist eine strategische Neuausrichtung der europäischen Handelspolitik, die auf Verlässlichkeit, Fairness und langfristige Partnerschaften setzt – nicht auf kurzfristige Deals, die letztlich nur Unsicherheit schaffen. Wir erleben eine deutliche Kostensteigerung und einen erheblichen administrativen Aufwand, der unsere Exportabteilung stark belastet. Das sind Ressourcen, die wir an anderer Stelle dringend benötigen. Wir unterstützen daher ausdrücklich die Forderung des VDMA nach Nachverhandlungen mit der US-Regierung und der EU-Kommission."

• Gregor Dietachmayr, Sprecher der Geschäftsführung PÖTTINGER Landtechnik:
"In einem kompetitiven Umfeld führen freier Markt und gesunder Wettbewerb zu besseren Produkten und günstigeren Preisen. Handelsbeschränkungen wie Zölle verursachen zusätzliche Bürokratie, sie hemmen Qualität und Innovation. Und sie führen zu Preisanpassungen entlang der gesamten Lieferkette und damit höheren Kosten für die Endkundschaft. In enger Zusammenarbeit mit unserem Team in den USA setzen wir alles daran, unsere Kundschaft weiterhin mit Landmaschinen für erfolgreiche, effiziente Landwirtschaft zu versorgen und damit unseren Beitrag zur Ernährungssicherheit in den USA zu leisten."

• Bernard Krone, Aufsichtsratsvorsitzender KRONE Gruppe:
"Die Einstufung vieler Landmaschinen als sogenannte Stahlprodukte und die damit verbundenen US-Zölle treffen uns völlig unerwartet. Unsere Exporte in die USA – unseren wichtigsten Auslandsmarkt – verteuern sich damit erheblich. Das nimmt uns die Wettbewerbsfähigkeit genau dort, wo wir seit Jahrzehnten agieren. Die Sorge ist groß: Unsere Kunden werden Preissteigerungen bei Neumaschinen sowie Ersatzteilen für Bestandsmaschinen in diesem Ausmaß kaum mittragen, und am Ende gefährdet das nicht nur Aufträge, sondern auch Arbeitsplätze in Deutschland."

• Stefan Engleder, CEO ENGEL Gruppe:
"Mit 25 Prozent Umsatzanteil ist der US-Markt für ENGEL essenziell. Die anhaltende Unsicherheit hinsichtlich der Strafzölle auf Stahl und Aluminium hemmt jedoch Investitionsentscheidungen. Dabei sind ausländische Spritzgießmaschinenhersteller unverzichtbar, da es keine relevanten heimischen Produzenten gibt – ein Widerspruch zur aktuellen US-Zollpolitik."

• Dr. Armin Schmiedeberg, Vorsitzender des Beirats bei ARBURG:
"Die Auswirkungen der Ankündigung, 50 Prozent Zölle auf Stahl- und Aluminiumkomponenten von Kunststoffmaschinen zu erheben, werden für uns und unsere Kunden erheblich sein. Nach Angaben der Plastics Industry Association stammen über 90 Prozent der in den USA für die Kunststoffverarbeitung verwendeten Maschinen aus Übersee. Die Definition einer ganzen Spritzgießmaschine als ‚Stahlderivat‘ ist eine grobe Fehleinschätzung. Der Import von fertigen Nägeln anstelle von Stahlstäben kann als Stahlderivat bezeichnet werden, nicht aber komplexe technische Produkte wie Spritzgießmaschinen. Die 50 Prozent auf den ‚Stahlwert der Maschine‘ kommen nun zu den 15 Prozent für importierte Maschinenerzeugnisse hinzu.
Die Zölle sind nicht nur negativ für Technologieanbieter wie Arburg, sondern auch für die Kunden. Hinter jeder Spritzgießmaschine in den USA steht ein US-Mitarbeiter. Die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Branche wird darunter leiden, da diese Zölle die Investitionen verteuern."

• Joachim Strobel, Geschäftsführer Vertrieb Liebherr-EMtec:
"Mit der jüngst angekündigten Ausweitung der US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte sind auch Produktgruppen der Firmengruppe betroffen, die Teile des Liebherr-Portfolios umfassen. Die genauen Auswirkungen sowie die Umsetzung der neuen Regelungen lassen sich derzeit noch nicht abschließend einschätzen. Aktuell arbeiten wir mit Hochdruck daran, alle relevanten Informationen zu sammeln, auszuwerten und die notwendigen Schritte einzuleiten – stets mit dem Ziel, allen gültigen Vorschriften gerecht zu werden.
Für unsere Produktsegmente Erdbewegung und Materialumschlag können sich die Zölle beispielsweise nach aktuellen Berechnungen von den initial erwarteten 15 Prozent bis hin zur 20 Prozent-Marke bewegen. Abhängig ist dies allerdings von der zolltechnischen Eingruppierung des Endprodukts und der darin verbauten Anteile an Stahl und Aluminium. Die Schwierigkeit liegt darin, den zolltechnisch korrekten Anteil dieser Materialien in einem jeden Endprodukt zu erheben.
Die uns vorliegenden Zollverordnungen lassen dahingehend einen sehr großen Interpretationsspielraum zu. Dieser birgt die Gefahr einer Falschverzollung, die mit zusätzlichen Zöllen von bis zu 200 Prozent gemessen am Gesamtwert des Endprodukts abgestraft wird. Eine saubere und verlässliche Berechnung des zu verzollenden Aliminium- und Stahlanteils eines jeden Produkts – die vor diesem finanziellen Hintergrund unabdingbar ist – gestaltet sich folglich momentan als sehr herausfordernd und langwierig. Während dieses Prozesses sehen wir uns gezwungen, einen vorrübergehenden Lieferstopp von Produkten aus der Liebherr-Erdbewegung und dem Materialumschlag in die USA einzuleiten, um das Risiko von Falschkalkulationen und entsprechenden Strafzöllen zu vermeiden."

• Dr. Janpeter Horn, Geschäftsführer AUGUST HERZOG Maschinenfabrik:
"Unser Unternehmen liefert Flechtmaschinen für unterschiedliche Anwendungen und Branchen, u.a. in die Medizinindustrie. Der U.S.-Markt hat stark an Bedeutung gewonnen. Unsere amerikanischen Kunden bauen Fertigungen auf und aus, auch für den Export. Unsere Maschinen unterliegen (derzeit noch) einem Zollsatz von 15 Prozent. Ersatzteile und Komponenten (Motoren etc.) können im Einzelfall von den Zusatzzöllen betroffen sein. Aufgrund der Vielzahl der Teile und Komponenten ist eine Prüfung, ob und in welcher Höhe sie diesen unterliegen, sehr aufwändig. Die Zölle werden im Effekt voraussichtlich die Investitionsbereitschaft der US-Kunden senken und/oder die Kosten für auf unseren Maschinen hergestellte Produkte „Made in USA“ erhöhen. Dies ist der US-amerikanischen Administration offensichtlich nur unzureichend im Rahmen des „Zolldeals“ deutlich gemacht worden."

• Dr. David Schmedding, Vorstand Technologie und Vertrieb bei der Heidelberger Druckmaschinen AG
"Die von den USA und der EU verhandelten Pauschalzölle in Höhe von 15 Prozent treffen den Großteil unseres Produktportfolios. Zudem fallen unsere Flexodruckmaschinen aufgrund ihrer Zolltarifnummer unter die Section 232 Derivateliste. Diese Regelung zwingt uns, den exakten Stahl- und Aluminiumanteil jeder einzelnen Komponente zu berechnen und das Ursprungsland des Rohmaterials nachzuweisen – ein bürokratischer Kraftakt ohne klare Vorgaben seitens der US-Zollbehörde. Die fehlenden Richtlinien und Wertindizes für die Preisfindung führen zu erheblichen Zusatzaufwänden, die ja noch zu den erhobenen Zöllen hinzukommen und so zu schmerzhaften Wettbewerbsnachteile führen. Hinzu kommt eine große Planungsunsicherheit bei Maschinen mit längeren Lieferzeiten, da die tatsächliche Zollhöhe beim Importzeitpunkt unklar bleibt. Im Sinne unserer geschätzten amerikanischen Kunden, für die es meist keine lokalen Alternativen gibt, fordern wir daher, dass unsere Maschinen höchstens mit dem Basiszoll von 15 Prozent belegt werden und nicht zusätzlich noch unter die Section 232 fallen. Darüber hinaus setzen wir uns für mehr Verbindlichkeit, Planbarkeit und einen vereinfachten Verzollungsprozess im internationalen Handel ein."

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA), Holger Paul, Leiter(in) Kommunikation, Lyoner Str. 18, 60528 Frankfurt am Main, Telefon: 069 66030

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