Europäischer Tarifbericht für 2006 / Löhne in Deutschland hinken europäischer Entwicklung hinterher
(Düsseldorf) - Im Jahr 2006 werden die Lohnkosten in Deutschland um voraussichtlich 0,8 Prozent ansteigen. Die Bundesrepublik verzeichnet damit in der Europäischen Union den mit Abstand geringsten Zuwachs. Im EUDurchschnitt steigen die Lohnkosten mit voraussichtlich 2,8 Prozent mehr als dreimal so schnell wie in Deutschland (vgl. Tabelle im Anhang dieser Meldung). Zu diesem Ergebnis gelangt das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung in seinem aktuellen Europäischen Tarifbericht.* Der Bericht wertet die aktuellen Prognosedaten der Europäischen Kommission aus.
Die Lohnkosten umfassen sowohl die Löhne und Gehälter als auch die so genannten Lohnnebenkosten. Nach Analyse des WSI steigen die Lohnkosten in der Mehrzahl der westeuropäischen EU-Staaten zwischen drei und vier Prozent an. Die höchsten Zuwächse werden in Griechenland (5,9 Prozent), Irland (5,0 Prozent) und Großbritannien (4,3 Prozent) erwartet. In den mittel- und osteuropäischen EU-Staaten fällt der Anstieg der Lohnkosten noch einmal deutlich höher aus und erreicht im Falle von Lettland mit 15 Prozent, sowie Estland (11,7 Prozent) sogar zweistellige Zuwachsraten. Dies steht für den anhaltenden ökonomischen Aufholprozess in diesen Ländern. Die Löhne in Deutschland hinken bereits seit mehreren Jahren der europäischen Entwicklung hinterher. Diese lohnpolitische Sonderolle werde nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa zu einer zunehmenden ökonomischen Belastung, analysiert der WSI-Tarifexperte Dr. Thorsten Schulten. Die extrem niedrigen Lohnsteigerungsraten ermöglichen zwar der deutschen Exportindustrie, ihre Markanteile auf Kosten der europäischen Nachbarsaaten immer weiter zu vergrößern. Da dies über kurz oder lang jedoch zu Gegenreaktion in diesen Ländern führen wird, besteht die reale Gefahr eines europaweiten Absenkungswettlaufs um die niedrigsten Lohnkosten, so Schulten. Darüber hinaus erweist sich die geringe Lohnentwicklung in Deutschland als eine wesentliche Ursache für die schwache Binnenkonjunktur, durch die die Wachstums- und Beschäftigungsdynamik in ganz Europa gebremst wird.
*Thorsten Schulten, Europäischer Tarifbericht des WSI  2005/2006, in: WSI-Mitteilungen Nr. 7/2006, S. 365-373. Download unter: http://www.boeckler.de/pdf/wsimit_2006_07_schulten.pdf
Quelle und Kontaktadresse:
																	Hans-Böckler-Stiftung
Rainer Jung, Leiter, Pressestelle
Hans-Böckler-Str. 39,  40476 Düsseldorf 
Telefon: (0211) 77780, Telefax: (0211) 7778120															
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