Europas Flüsse vor dem großen Sprung / Erster europäischer Flussbadetag am 17. Juli
(Hennef) - Wenn am 17. Juli 2005 der erste europäische Flussbadetag - der Big Jump - stattfindet, wird damit eine lange Geschichte des Badens in den Flüssen fortgeschrieben. Nachdem die Flussbadeanstalten vor allem vor dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland weit verbreitet waren, galt das Bad im Fluss lange Jahrzehnte als unvorstellbar. Inzwischen jedoch sind die Abwasserableitung bzw. -behandlung flächendeckend realisiert. Durch rund 500.000 Kilometer öffentliche Kanalisation und mehr als 10.000 Kläranlagen in Deutschland hat sich die Wasserqualität der Flüsse wesentlich verbessert. Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA, vormals ATV-DVWK) sieht den Flussbadetag zum einen als eine gute Gelegenheit an, bei der Bevölkerung für die Ziele und die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie zu werben, die einen "guten Zustand" der Gewässer bis 2015 anstrebt. Zum anderen will sie aber gleichzeitig auf mögliche Gefahren (z.B. durch die Binnenschifffahrt und saisonale Algenbildung) aufmerksam machen.
Von der "Volkshygiene" zum Flussbadetag
Die deutschen Flüsse gelangten in der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg immer dann in die Schlagzeilen, als es um die sogenannte "Volkshygiene" ging. Ihr schlechter Zustand war vor allem auf eine damals mangelhafte Abwasserbehandlung zurück zu führen.
Krankheiten wie Typhus, Cholera und Tuberkulose waren ebenso verbreitet wie der Wurmbefall bei Menschen. Parallel zum deutschen Wiederaufbau und dem "Wirtschaftswunder" nach der Währungsreform 1948 nahm die Verschmutzung des Rheins und anderer Flüsse teilweise dramatische Formen an. Noch im Juni 1971 kam es zu einer längst vergessenen Katastrophe, weil der Sauerstoffgehalt des Rheins auf Null abfiel. Als Folge starben einige Tausend Tonnen Fische, die 48 Stunden lang den Strom in seinem "romantischsten Teil", zwischen Mainz und Koblenz, von Ufer zu Ufer bedeckten. Tatsächlich wurden seit den sechziger Jahren verstärkt und systematisch Kläranlagen gebaut, nachdem in den Jahren zuvor die Instandsetzung und der Ausbau der Kanalisationen im Vordergrund gestanden hatten. Heute haben die öffentlichen Kanalnetze eine Gesamtlänge von ca. 500 000 km, was mehr als dem Abstand von der Erde > und zum Mond entspricht. Insgesamt sind über 90 Prozent der Bevölkerung an die Kanalisation angeschlossen, und es gibt in Deutschland mehr als 10.000 Kläranlagen.
Heute wird nun endlich wieder daran gedacht, deutsche (und europäische) Flüsse wieder als Badegewässer zurück zu erobern - so wie es früher mit zahlreichen Flussbadeanstalten an vielen Flüssen noch die Regel war.
Flussbaden - eine gute Werbung für die Europäische Wasserrahmenrichtlinie
Unter Wahrung der entsprechenden Sicherheitshinweise sieht die DWA den Flussbadetag als eine gute Gelegenheit an, bei der Bevölkerung für die Ziele und die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie zu werben.
Dass bis 2015 ein "guter Zustand" der Gewässer realisiert werden soll, kann der Bevölkerung durch Aktionen wie dem Flussbadetag eindrucksvoll und wirksam vermittelt werden.
Erst informieren, dann baden - Sicherheit geht vor
Bei aller Freude über die Verbesserung der Wasserqualität und die Erfolge im Gewässerschutz darf man nicht vergessen, dass auch heute beim Baden in den Flüssen noch Gefahren drohen, die lediglich weniger offensichtlich sind. So wird beispielsweise durch eine Mischwasserentlastung nach Starkregenereignissen Abwasser ungeklärt in die Flüsse abgeben, wer möchte dann stromabwärts ein kühlendes Bad nehmen? Bei starker Sonneneinstrahlung kann es zu verstärktem Auftreten von Blaualgen (Cyanobakterien) kommen, die Übelkeit, Durchfall und Hautreizungen auslösen können. Der Schiffsverkehr vor allem auf den Bundeswasserstraßen birgt aufgrund der entstehenden Strömungen, Wellen und Strudel Gefahren, die auch erfahrene Schwimmer in Lebensgefahr bringen.
Über diese und andere Gefahren muss man sich vor Ort erkundigen, bevor man sich zu einem kühlenden Bad in den heimischen Fluss begibt.
Quelle und Kontaktadresse:
DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.
Theodor-Heuss-Allee 17, 53773 Hennef
Telefon: 02242/8720, Telefax: 02242/872135