Faire Finanzierung von Biodiversität in der Landwirtschaft
(Berlin) - Eine faire und verlässliche Finanzierung ist der Schlüssel für den Erhalt der Biodiversität in der Landwirtschaft. Das war der zentrale Konsens des F.R.A.N.Z.-Fachforums am 20. November 2025 in Berlin. Unter dem Titel „Perspektiven für eine faire Finanzierung von Biodiversitätsmaßnahmen in der Landwirtschaft“ kamen Akteure aus Landwirtschaft, Finanz- und Ernährungswirtschaft sowie Wissenschaft zusammen, um innovative Modelle und gemeinsame Lösungsansätze über den agrarpolitischen Rahmen hinaus zu diskutieren.
"Biodiversität ist unsere Lebensgrundlage. Damit die Landwirtschaft Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Biodiversität umsetzen kann, braucht es eine faire und verlässliche Finanzierung. Dies liegt in der Verantwortung der Politik, aber auch der Wirtschaft, die von intakten Ökosystemen abhängig ist.", betonte Claudia Bühler, Vorständin der Umweltstiftung Michael Otto (UMO), in ihrem Grußwort und setzte damit den Rahmen für die Veranstaltung. Dr. Frederike Neuber von Agora Natura verwies auf aktuelle IPBES-Analysen, die eine jährliche globale Finanzierungslücke von 598–824 Mrd. USD im Biodiversitätsschutz aufzeigen.
Das F.R.A.N.Z.-Projekt (Für Ressourcen, Agrarwirtschaft & Naturschutz mit Zukunft) erprobt seit neun Jahren wirksame Biodiversitätsmaßnahmen, die die Artenvielfalt in Agrarlandschaften erhalten und fördern – und dabei wirtschaftlich tragfähig sowie praxistauglich sind. Ein wichtiges Ziel ist es, diese erfolgreich erprobten Maßnahmen in bestehende öffentliche Förderinstrumente zu integrieren. Steffen Pingen, Leiter des Fachbereichs Umwelt und Nachhaltigkeit beim Deutschen Bauernverband (DBV), unterstrich in seinen Grußworten: "Ein verlässlicher agrarpolitischer Rahmen ist entscheidend dafür, dass Biodiversitätsmaßnahmen in der Praxis erfolgreich sind und Biodiversität zu einem Betriebszweig für die Betriebe werden kann. Privates Engagement aus der Wirtschaft kann und muss aber eine wichtige Säule für die Naturschutzfinanzierung in der Fläche werden." Das bestätigt die gelungene Integration verschiedener F.R.A.N.Z.-Maßnahmen in die Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) der Bundesländer wie z. B. in Brandenburg, Sachsen-Anhalt oder Mecklenburg-Vorpommern.
Biodiversitätsmaßnahmen können ökologisch wirksam, ökonomisch sinnvoll und praktikabel gestaltet werden. Dafür braucht es jedoch Planbarkeit, Flexibilität, Know-how und eine faire Finanzierung.
Um die Biodiversitätsmaßnahmen in der Landwirtschaft breitflächig wirksam werden zu lassen, sehen die Teilnehmenden großes Potenzial in alternativen Finanzierungswegen. Entscheidend dabei ist jedoch, dass für die Landwirte keine zusätzlichen bürokratischen Hürden entstehen. Die F.R.A.N.Z.-Schlüsselwörter – ökologische Wirksamkeit, ökonomische Tragfähigkeit und Praxistauglichkeit – bleiben hierbei maßgeblich.
Genau darum ging es in dem gut besuchten Fachforum. In Impulsvorträgen und Expert*innenbeiträgen wurden innovative Ansätze der Finanzierung vorgestellt: von privaten Investitionen in Biodiversität mittels digitaler Marktplätze, vereinfacht für Landwirtschaft, Naturschutz und Finanzierer, über effiziente Monitoringmöglichkeiten mit Fokus auf Wirksamkeit in spezifischen, regional unterschiedlichen Ökosystemen bis hin zur Rolle von Unternehmen, Banken und Versicherungen als zentrale Mosaikstücke der Finanzierung von nachhaltigen Biodiversitätsmaßnahmen entlang ihrer Lieferketten. Marcel Winter, Leiter des Brüsseler Büros der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, betonte die Notwendigkeit gemeinsamer Lösungen: "Praktikable Lösungen für eine faire Finanzierung von Biodiversität können wir nur gemeinsam entwickeln. Durch branchenübergreifenden Austausch können wir der Komplexität des Themas gerecht werden und tragfähige, praxistaugliche Lösungen auf den Weg bringen."
Genau dieser Dialog fand im F.R.A.N.Z- Fachforum statt. Nadine Becker, F.R.A.N.Z. Betriebsberatung der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, appellierte daher: "In zahlreichen Pilotprojekten haben wir bereits ein umfassendes wissenschaftliches Monitoring zur Agrarbiodiversität durchgeführt – wir wissen heute sehr genau, was wirkt. Jetzt geht es darum, kluge und praxistaugliche Indikatoren zu entwickeln und den Maßnahmen zu vertrauen, deren Wirksamkeit wissenschaftlich belegt ist." Roland Mühlethaler F.R.A.N.Z. Begleitforscher des Michael-Otto-Institut im NABU knüpft an diese Perspektive an: "Ergebnisorientierter Biodiversitätsschutz braucht Erfolgskontrolle, doch umfassende Erhebungen sind oft zu aufwändig und in der Alltagspraxis nicht anwendbar. Deshalb braucht es Indikatoren, die zuverlässig für die Gesamtdiversität stehen. Besonders ermutigend ist, dass wir positive Korrelationen zwischen relevanten Zielarten sehen – so kann man den Messaufwand reduzieren und dennoch aussagekräftige Ergebnisse erzielen."
Das Fachforum und viele der kommenden Veranstaltungen im letzten Jahr des F.R.A.N.Z.-Projektes dienen dazu, dieses Wissen breit zu streuen und so für die Finanzierer nutzbar zu machen. Dafür ist eine gemeinsame Verständigung aller beteiligten Akteur*innen unerlässlich, wie Johanna Gundlach, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Bundesamtes für Naturschutz ausführte, "Eine Herausforderung im Biodiversitätsschutz entlang der Lieferkette ist, dass wir je nach Branche unterschiedliche Bedarfe haben und oft auch unterschiedliche Sprachen sprechen – und uns dadurch missverstehen. Wir müssen uns aufeinander zubewegen und unsere Expertise teilen. Nur so können wir effizienter zusammenarbeiten und gemeinsame Lösungen entwickeln."
Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Bauernverband e.V. (DBV), Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin, Telefon: 030 31904-0
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