Pressemitteilung | Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) - Bundesvorstand

Falsche „Botschaft“ des Internationalen Währungsfonds (IWF) über Löhne und Beschäftigung in Europa und in den USA

(Berlin) - Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat am 2. Oktober in Berlin die Behauptung des Internationalen Währungsfonds (IWF) scharf zurück gewiesen, der zu starke Anstieg der Reallöhne habe in Deutschland und in Europa zur Massenarbeitslosigkeit geführt, während die USA sich für Reallohnverzicht und damit für Wachstum und Vollbeschäftigung entschieden hätten. „Diese IWF-Aussage prägt zwar weltweit die wirtschaftspolitische Diskussion, sie ist gleichwohl falsch“, erklärte DGB-Vorstandsmitglied Heinz Putzhammer. Seine Kritik am IWF basiert auf den Ergebnissen einer neuen Studie von Heiner Flassbeck und Friederike Spiecker zum Thema „Löhne und Arbeitslosigkeit im internationalen Vergleich“.

Putzhammer wies darauf hin, dass der Reallohn in den USA deutlich stärker stieg als in Kontinentaleuropa. „Während in Europa die Lohnsteigerungen nach der Rezession von 1991/92 fast zum Erliegen kommen, verzeichnen die USA ab der 2. Hälfte der 90iger Jahre einen regelrechten Schub bei der Entlohnung von Arbeit. Insgesamt liegt der Zuwachs der Reallöhne in den USA um über 15 Prozent über dem in Europa“, sagte Putzhammer. Seine Schlussfolgerung lautet: „Genau genommen kann man sogar von einer klaren Widerlegung der vom IWF behaupteten These sprechen.“

Auch die vom Sachverständigenrat u. a. immer wieder betonte These, die „Peitsche des hohen Lohndruckes“ führe über zusätzliche Rationalisierung zu schädlicher „Entlassungsproduktivität“und zusätzlicher Arbeitslosigkeit sei nicht haltbar. Denn gerade diejenigen Länder, die gemessen am Reallohnanstieg seit den 80iger Jahren den höchsten „Lohndruck“ hatten, wiesen die beste Beschäftigungs- und Arbeitmarktentwicklung auf.

Putzhammers Fazit für die aktuelle Tarif-, Geld- und Finanzpolitik lautet: Die deutschen Gewerkschaften hätten enorme Vorleistungen für die Preisstabilität erbracht. Auch die stark gestiegenen Ölpreise böten keinen Anlass, diesen Kurs zu korrigieren. Die EZB müsse die tarifpolitischen Vorleistungen durch Verzicht auf weitere Zinssteigerungen honorieren. Zinssteigerungen würden weder die Ölpreise noch den Eurokurs nachhaltig beeinflussen, wohl aber das Wachstum bremsen und damit in dieselbe Richtung wirken wie die hohen Ölpreise. Bei der vorhandenen niedrigen Kerninflation würde der Eurokurs viel mehr von einem auch im Vergleich zu den USA dynamischen Wachstum profitieren, als von steigenden Zinsen.

Die Finanzpolitik sei perspektivisch auf richtigem Kurs. In ihren unmittelbaren Impulsen auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung sei die Steuerentlastung um 45 Mrd. DM im nächsten Jahr höher zu veranschlagen als die geplanten Einsparungen auf der Ausgabenseite. Dasselbe gelte aus heutiger Sicht für die Steuersenkungsstufen in den Jahren 2003 und 2005.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) Burgstr. 29-30, 10178 Berlin Telefon: 030/24060-0 Telefax: 030/24060-324

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