Pressemitteilung | Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

Familienpolitik unter der ökonomischen Lupe

(Berlin) - Nach langen Jahren eher stiefmütterlicher Behandlung ist die Familienpolitik heute Thema einer breiten öffentlichen Diskussion. Im Jahr 2001 wurden in Deutschland etwa 180 Mrd. Euro für familienpolitische Maßnahmen ausgegeben. Ob die Höhe und Verwendung dieser Mittel wirtschafts- und sozialpolitisch sinnvoll ist, ist eine der zentralen Fragen dieses ersten Heftes der Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung in neuer Konzeption und neuem Layout. Die Hintergründe und die Instrumente der Familienpolitik werden aus ökonomischer Sicht bewertet. Eine verbesserte und qualitativ gute Kinderbetreuungsinfrastruktur ist dabei ein zentraler Ansatzpunkt. Durch den längerfristigen Abbau von steuer- und sozialrechtlichen Privilegierungen der Ehe ohne Kinder können dafür zusätzliche Mittel freigesetzt werden.


Neben Beiträgen, die sich mit ordnungspolitischen und grundsätzlichen Überlegungen der Familienökonomie beschäftigen, stehen Analysen, welche sich mit dem Pflegeversicherungsurteil des Bundesverfassungsgerichts auseinandersetzen. Dabei wird auch die Meinung vertreten, dass dieses Urteil politisch nicht umgesetzt und die knappen Ressourcen vielmehr zu einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf verwendet werden sollten. In diesem Kontext wird von einigen Autoren insbesondere der Übergang zu zweckgebundenen Transfers in Form von Kinderbetreuungsgutscheinen befürwortet. An anderer Stelle wird für ein Realsplitting und die Aufhebung des Optionsmodells bei Kindergeld und Kinderfreibetrag argumentiert, nicht zuletzt auch deshalb, um den Familienleistungsausgleich transparenter zu gestalten.

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bildet einen weiteren Schwerpunkt. So werden Schätzungen zu den Lohneinbußen von Frauen durch eine Erwerbsunterbrechung vorgestellt. Lohneinbußen hängen danach nicht nur von der Dauer, sondern auch vom Zeitpunkt der Unterbrechung ab. Auch der Zusammenhang von Kinderbetreuung und Erwerbstätigkeit wurde untersucht. Es wird gezeigt, dass eine Erhöhung des regionalen Anteils an Ganztagsplätzen um 10 Prozentpunkte die Wahrscheinlichkeit von jungen Müttern, erwerbstätig zu sein, um rund 3,2 Prozentpunkte erhöht.

Die Kosten einer egalitären Partnerschaft, in der beide Partner gleichermaßen auf Erwerbsarbeit verzichten, wurden ebenfalls geschätzt. Sie sind erheblich: Für zwei Kinder betragen sie 15 000 bis 18 000 Euro allein bis zum vollendeten 17. Lebensjahr. Unter Einkommensaspekten wäre ein solches Verhalten nicht sinnvoll. Der Beitrag, der sich mit der Einkommensarmut von Familien beschäftigt, zeigt einmal mehr, dass von prekären Einkommensverhältnissen und Einkommensarmut vor allem Familien mit geringfügig beschäftigter oder nichterwerbstätiger Partnerin sowie Alleinerziehende betroffen sind. Das heißt auch, dass eine Erwerbstätigkeit der Mütter ein effektives Instrument zur Vermeidung von Kinderarmut ist.

DIW Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung, Heft 1/2002, erschienen bei Verlag Duncker & Humblot GmbH (Tel. 030-790 00 60). Rezensionsexemplare (nur für Journalisten gegen Vorlage des Presseausweises) über die Pressestelle des DIW Berlin.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Königin-Luise-Str. 5 14195 Berlin Telefon: 030/897890 Telefax: 030/89789200

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