Familienunternehmer zum Autogipfel von Kanzler Merz
(Berlin) - In der Krise der Automobilindustrie lädt Bundeskanzler Friedrich Merz am Donnerstag zum Autogipfel ein. Viele KFZ-Hersteller kranken heftig an Absatzschwäche und fahren ihre Produktion erheblich zurück. Bei Autozulieferern, meist Familienunternehmen, droht infolgedessen massiver Stellenabbau. Die diskutierte Vertagung des Verbrennerverbots soll Besserung bringen, dürfte aber in ihrer Wirkung beschränkt bleiben. Es drohen neue Subventionen.
Marie-Christine Ostermann, Präsidentin der Familienunternehmer:
“Eine Verschiebung des Verbrenner-Aus ist kein Allheilmittel zur Rettung der deutschen Kernwirtschaft. Das reicht bei weitem nicht aus und wirkt wie der verzweifelte Versuch, per Pflasterchen pulsierende Blutungen stillen zu wollen. Ein Großteil der zunehmend unter Druck geratenden Zulieferer sind Familienunternehmer. Eine Subvention wie der Industriestrompreis wird wegen der EU-Vorschriften nur für wenige besonders stromintensive Unternehmen gelten, muss jedoch vom angeschlagenen, aber nicht-subventionierten Mittelstand mitfinanziert werden. Weitere teure Subventionen wie steuerliche Anreize zum Kauf von E-Autos sind zu befürchten. Solange aber die strukturellen Nachteile am Standort Deutschland nicht beseitigt werden, sind Subventionen so sinnvoll wie ständig neue Infusionen in einen Verblutenden tropfen zu lassen, ohne die klaffenden Wunden zu schließen.
Die Autoindustrie leidet an mehreren großen Verletzungen gleichzeitig: den Überkapazitäten in China, den Zöllen der USA, dem massiven Angriff chinesischer Hersteller auf unseren Heimatmärkten, der stockenden Nachfrage nach E-Autos in Europa; vor allem aber die immensen politisch bedingten Kosten für die Produktionen bei uns im Land macht ihr zu schaffen. Die mittelständischen Zulieferer und ihre Arbeitnehmer werden schuldlos mit in die Krise gerissen. Monat für Monat gehen über 10.000 meist überdurchschnittlich gut bezahlte Industriearbeitsplätze verloren. Und das schon seit einem Jahr. Sehr viele davon im familiengeführten Mittelstand. Wir rutschten auf sich selbst verstärkende Teufelskreise zu, die die Vitalsysteme unseres Landes in Gefahr bringen. Unsere Wirtschaft steckt tief in einer Strukturkrise. Nur strukturelle Reformen können uns retten, schnellstens unter Blaulicht und Martinshorn herbeigeführt.
Dazu vier Prüffragen vor der Therapie: Wann begreift Arbeitsministerin Bärbel Bas den sich gegenseitig verstärkenden Zusammenhang zwischen steigender Arbeitslosigkeit und galoppierenden Sozialabgaben? Wann begreift Finanzminister Lars Klingbeil, dass steigende Arbeitslosenzahlen und zu hohe Unternehmensteuern viel miteinander zu tun haben? Wann begreifen Grüne, Linke und SPD, dass sie im EU-Parlament mit dem Festhalten an Lieferkettengesetz &Co. gigantische Bürokratiekosten auslösen und damit den angeschlagenen Mittelstand zusätzlich belasten? Wann begreifen CDU und CSU, dass nach den richtigen Sonntagsreden nun von montags bis freitags jede Entscheidung in Brüssel und in Berlin verhindert werden muss, die die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts weiter beschädigt?
Nicht nur unsere Autoindustrie siecht dahin, Deutschland insgesamt ist der kranke Mann Europas. Kanzler Merz und Wirtschaftsministerin Reiche kennen die nötigen Therapien, aber wenn sie nicht schnell die Chefärzte der SPD hinter sich bekommen, wird weiter nur an Symptomen herumgedoktert und viel Geld verbrannt, ohne dass der Patient Deutschland auf die Beine kommt. Mit hektischen neuen Subventionen nur für große Unternehmen oder mit weiteren nur kurzfristigen Vorgaben für bestimmte Technologien bekommt man jede Industrie kaputt. Wenn der Autogipfel keine ganzheitliche Therapie durch die Bundesregierung in Gang setzt, fangen sich alle Regierungsparteien eine “Auto”-Immunkrankheit ein, die bei den nächsten Landtagswahlen Konsequenzen haben wird.”
Quelle und Kontaktadresse:
DIE FAMILIENUNTERNEHMER e.V., Birte Siedenburg, Pressesprecher(in), Charlottenstr. 24, 10117 Berlin, Telefon: 030 300650