Finanzkrise: Banken retten Ja, Kunden vergessen Nein / Unabhängige Verbraucherberatung stärken / Kunden dürfen nicht weiter im Regen stehen
(Berlin) - Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert die Bundesregierung auf, beim Rettungsplan für den Finanzmarkt die Verbraucher nicht zu vergessen. "Die eigentlich Betroffenen sind nicht die Banken, sondern ihre Kunden", so Vorstand Gerd Billen. Das milliardenschwere Rettungspaket sei richtig, hätte demnach eine entscheidende Lücke: "Von den 470 Milliarden ist kein einziger Cent vorgesehen, um die Kunden vor Fehlinvestitionen zu retten", kritisiert Deutschlands oberster Verbraucherschützer. Das Krisenmanagement greife zu kurz, wenn die Stärkung der Nachfrageseite ausbliebe.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert Bund und Länder auf, die unabhängige Finanzberatung der Verbraucherzentralen mit einer Förderung in Höhe von jährlich 40 Millionen Euro auf solide Füße zu stellen. "Vertrauen kann nur schaffen, wer Vertrauen genießt", fordert Billen den Ausbau der unabhängigen Finanzberatung als Anwalt der Verbraucher. Ein Ausbau der anbieter- und produktunabhängigen Beratung helfe, das verlorene Vertrauen der Verbraucher in die Finanzmärkte zurückzugewinnen. Zudem hätte dies eine reinigende Wirkung für das Angebot an Finanzprodukten, indem die Rolle der Verbraucherzentralen als "Polizist im Zivilrecht" weiter gestärkt würde.
Billen erinnert daran, dass unverantwortlich vergebene Kredite Auslöser der weltweiten Krise waren. "Begrenzt die Bundesregierung ihr Ad-Hoc-Krisenmanagement ausschließlich auf die Finanzbranche, bleibt beim Verbraucher zu Recht das ungute Gefühl: Die Banken haben uns das eingebrockt und erhalten jetzt eine Vollkaskoversicherung, während wir weiter im Regen stehen", beschreibt Billen die Stimmung der Verbraucher. "Wir brauchen neben einer akuten Brandbekämpfung jetzt endlich auch einen funktionierenden Brandschutz."
Guter Rat ist unabhängig: Verbraucherberatung stärken
Verbraucher sind bei ihrer Produktauswahl zur Altersvorsorge, zur Risikoabsicherung, zur Finanzierung und zur Geldanlage auf unabhängigen Rat angewiesen. Hier bieten die Verbraucherzentralen mit ihrem bundesweiten Beratungsnetzwerk eine unabhängige Unterstützung bei der Wahl der richtigen Versicherung, einer geeigneten Geldanlage oder einem passenden Produkt für die Altersvorsorge. "Leider sind Wartezeiten von zwei Monaten derzeit keine Seltenheit", bemängelt Billen die fehlenden personellen Kapazitäten in den Beratungsstellen. Um Fehlinvestitionen und Finanzkrisen wie die aktuelle zu verhindern, müsse jeder Verbraucher die Chance haben, sich vor Abschluss einer Versicherung oder einer Geldanlage unabhängig beraten zu lassen.
Unabhängige Familienberatung für 1,60 Euro im Jahr
Derzeit unterstützen die Länder die Arbeit der Verbraucherzentralen mit durchschnittlich lediglich rund 0,35 Euro pro Einwohner. "Wie erfolgreich kann eine Beratung für eine vierköpfige Familie sein, wenn sie den Bundesländern im Schnitt nur 1,60 Euro pro Jahr wert ist?", fragt Billen. Die Schere zwischen dem hohen Beratungsbedarf einerseits und stagnierenden Mitteln für die unabhängige Verbraucherberatung andererseits müsse endlich geschlossen werden.
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