Pressemitteilung | (BF) Bundesverband Flachglas e.V.

Flachglasbranche sagt ja zum Energiekonzept - fordert aber Anpassung der Förderung

(Troisdorf) - Bernd Kramer, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Flachglas, erklärt anlässlich des Pressegespräches "Wirtschaftsfaktor Flachglas in Deutschland" am Montag, 6. Dezember 2010:

"Wir befürworten das im Energiekonzept der Bundesregierung erklärte Ziel, die Sanierungsquote im Gebäudebestand zu verdoppeln. Dort liegt schließlich das größte Potenzial für die CO2-Reduktion. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Wärmedämmung mit dem Werkstoff Glas in den letzten Jahren gewaltige Fortschritte gemacht hat. Wärmedämmung mit Glas gehört deshalb zwingend zu einer zeitgemäßen und nachhaltigen energetischen Modernisierung.

Bei den bis weit in die 1970er Jahre eingebauten Einfachverglasungen lag der Wärmeverlust noch bei rund 5,8 W/m2K, also bei 5,8 Watt pro Quadratmeter Kelvin. Selbst bei vor 1995 verwendeten Zweischeiben-Isoliergläsern lag dieser Wert noch bei rund 3 W/m2K. Seitdem hat er sich bei Zweifach-Wärmedämmglas auf rund 1,1 W/m2K und bei Dreifach-Wärmedämmglas sogar auf rund 0,7 W/m2K verbessert. Wird der Wärmeverlust - der so genannte Ug-Wert - nur um 0,1 Watt pro Quadratmeter Kelvin gesenkt, lassen sich pro Quadratmeter Fensterfläche und Jahr rund 1,2 Liter Heizöl einsparen.

Das Energiekonzept der Bundesregierung sieht vor, das CO2-Gebäudesanierungsprogramm der KfW-Förderbank finanziell wieder besser auszustatten, um mehr Anreize für energieeffizientes Bauen und Sanieren zu setzen. Die jährliche Sanierungsquote im Gebäudebestand soll kontinuierlich auf zwei Prozent erhöht werden. Bislang sind für 2011 als Fördermittel aber nur 936 Millionen Euro vorgesehen - 436 Millionen im Haushaltsentwurf und weitere 500 Millionen aus dem Sonderfonds "Energie und Klima", der sich laut Gesetzentwurf aus der Vereinbarung der Bundesregierung mit den Betreibern der Atomkraftwerke speisen soll. 2010 standen noch 1,35 Milliarden Euro zur Verfügung, 2009 waren es sogar 2,2 Milliarden Euro. Wir begrüßen zwar die Aufstockung des ursprünglichen Etatansatzes um 500 Millionen Euro als Schritt in die richtige Richtung. Er reicht aber unseres Erachtens nicht aus, um die ehrgeizigen Klimaschutzziele im Energiekonzept der Bundesregierung zu erreichen.

Um das zu schaffen, ist ein attraktiveres und besser ausgestattetes Anreizsystem für Sanierer erforderlich. Neben diesem Ausbau ist aber auch eine Verstetigung dieser Anreizförderung dringend geboten. Zudem ist ohne Steuererleichterungen oder passgenau auf die Zielgruppe zugeschnittene Förderprogramme die von Politik und Gesellschaft gewünschte Steigerung der Sanierungsrate nicht anzustoßen. In diesem Zusammenhang plädieren wir für eine Wiedereinführung der im September vorläufig eingestellten KfW-Förderung von Einzelmaßnahmen im Programm "Energieeffizient Sanieren". Angesichts des hohen Einsparpotenzials moderner Wärmedämmverglasungen sollte zum Beispiel der Fenster-Austausch als kleine, aber effektive Maßnahme wieder gefördert werden. Außerdem löst jeder einzelne Euro Fördermittel bis zu neun Euro private Investitionen aus. Davon profitieren also nicht nur die Sanierer, sondern auch der Staat und der Arbeitsmarkt.

Konkrete Vorschläge haben wir auch in Bezug auf die Debatten um die im Energiekonzept angekündigte Verschärfung der Energieeinsparverordnung. Die schon jetzt in der EnEV als Nebenanforderung vorgeschriebene Begrenzung des Transmissionswärmeverlusts HT' erfordert einen maximalen U-Wert der Gebäudehülle. Das bedeutet faktisch eine Einschränkung der realisierbaren Fensterflächen. Eine erneute Verschärfung der EnEV würde zur Folge haben, dass nur noch kleinere Fensterflächen gebaut werden dürften. Das wäre kontraproduktiv: Schließlich sind moderne Verglasungen nicht nur energiesparsam, sie steigern auch den Wohnkomfort und nutzen das natürliche Tageslicht, das wärmt und den Einsatz anderer Lichtquellen reduziert.

Wir befinden uns im intensiven Dialog über die EnEV mit dem zuständigen Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Unsere Lösungsansätze sehen die Gutschrift solarer Energiegewinne, die das Fenster als einziges aller im Hausbau verwendeten Bauteile sammeln kann, und die Änderung der Bezugsgröße bei der Berechnung des spezifischen Transmissionswärmeverlustes in der EnEV vor.

Jenseits aller Diskussionen um die Erweiterung von Förderprogrammen, um Steuererleichterungen und Anpassungen der EnEV 2012 hat der Austausch alter Fenster und Verglasungen neben der Energieeffizienz weitere Vorteile, die für sich sprechen. Dazu gehört der Werterhalt und die Wertverbesserung von Altimmobilien und die daraus resultierende bessere Vermiet- oder Verkaufbarkeit. Es gibt also viele gute Gründe für die Politik, vehement auf die Erhöhung der Sanierungsquote und eine Beibehaltung oder Ausweitung der in Gebäuden enthaltenen Glasflächen hinzuwirken."

Quelle und Kontaktadresse:
BF Bundesverband Flachglas e.V. Pressestelle Mülheimer Str. 1, 53840 Troisdorf Telefon: (02241) 87270, Telefax: (02241) 872710

(mk)

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