Flexible Arbeitzeit: Das Eaton-Modell - Beliebte Sonntagsarbeit
(Köln/Langenlonsheim) - Bei der Flexibilisierung der Arbeitszeit bietet der Flächentarifvertrag den Unternehmen der Metall- und Elektro- Industrie entgegen aller Kritik ein hohes Maß an Gestaltungsmöglichkeiten. Ein Beispiel dafür ist die Eaton Controls GmbH & Co KG in Rheinland-Pfalz.
Bei der Frage nach den Arbeitszeitmodellen in seinem Unternehmen kommt Helmut Kempf ins Grübeln. "Alle Modelle mit ihren Feinheiten aus dem Kopf zu erklären", so der Personalleiter der Eaton Controls GmbH & Co KG, "fällt mir ehrlich gesagt nicht ganz leicht."
Kein Wunder: Bei dem Hersteller elektromechanischer und elektronischer Fahrzeugschalter existieren über 30 unterschiedliche Arbeitszeitmodelle, die zudem teilweise ständig korrigiert werden. "Damit", so Kempf, "können wir im Hochlohnland Deutschland nicht nur hochflexibel auf Kundenanforderungen reagieren, sondern im internationalen Wettbewerb auch gegen die Produktion aus Ländern mit deutlich niedrigerem Lohnniveau konkurrieren."
Und die Konkurrenz gibt es auch im eigenen Konzern. So gehört der Automobilzulieferer im rheinland-pfälzischen Langenlonsheim zum amerikanischen Eaton-Konzern, der weltweit in den Geschäftsfeldern Automotive, Halbleitertechnik, Hydraulik und Steuerungstechnik aktiv ist. Rund 64.000 Mitarbeiter in 24 Ländern erwirtschafteten in 1999 einen Umsatz von 8,4 Milliarden Dollar.
Das Werk in Langenlonsheim, südlich von Bingen, ist mit seinen über 800 Mitarbeitern einer der bedeutendsten Konzernstandorte in Europa. Die gleichen Produkte werden auch in Werken in Polen, Spanien, Brasilien und Mexiko hergestellt. Für die Langenlonsheimer eine ständige Herausforderung.
Aufgrund des wachsenden Preisdrucks in der Zulieferindustrie und der Notwendigkeit, auf veränderte Auftragslagen äußerst kurzfristig reagieren zu müssen, sind daher seit einigen Jahren hochflexible Arbeitszeitmodelle erforderlich. Geschäftsleitung und Betriebsrat waren sich von Anfang an darin einig, das vorhandene, äußerst positive Betriebsklima, durch Übertragung von mehr Eigenverantwortung auf die Mitarbeiter für die betrieblichen und individuellen Interessen zu nutzen.
Die Arbeitszeitmodelle sollten dabei folgende Ziele erfüllen: Orientierung der Betriebszeit am Kundenbedarf (just in time), Wegfall teurer Mehrarbeitszuschläge, Freiraum für individuelle Arbeitszeitgestaltung und mehr Eigenverantwortung für die Mitarbeiter. Die mittlerweile über 30 Modelle sind vielfach eine Verbindung aus Gleitzeit und Schichtarbeit, die seit Anfang des Jahres auch den Sonntag mit einbeziehen.
Die Genehmigung hierfür haben wir aufgrund der besonderen Kundenanforderungen bekommen", so Kempf, "ansonsten wäre die Produktion ins Ausland gegangen und wir hätten Arbeitsplätze verloren." Die gingen somit nicht verloren, vielmehr wurden neue geschaffen. Insgesamt 37 neue Arbeitsplätze entstanden bei Eaton ausschließlich Samstags und Sonntags. Gearbeitet wir am Wochenende in drei rollierenden Schichten. "Die Nachfrage nach dieser Art von Teilzeitbeschäftigung war so groß", so Jürgen Corell, Abteilungsleiter im Personalbereich, "dass wir eine Warteliste einrichten mussten.
Ähnlich erging es den Verantwortlichen bei der Einrichtung einer Dauernachtschicht auf freiwilliger Basis. War der Betriebsrat anfänglich der Meinung, dass sich für die Art der Beschäftigung niemand finden würde, so gibt es auch für die Dauernachtschicht mittlerweile eine Warteliste.
Grundlage aller Modelle ist die tarifliche Wochenarbeitszeit von 35 Stunden. Auf Basis des Flächentarifvertrages kommt das Unternehmen auf eine wöchentliche Betriebsnutzungszeit von 164 Stunden mit 20,5 Schichten. "Damit", so Kempf, "haben wir gute Bedingungen im Wettbewerb."
Die tägliche Arbeitszeit variiert bei Eaton zwischen fünf und zehn Stunden pro Tag. Die maximale wöchentliche Arbeitszeit ist auf 40 Stunden begrenzt. Im Rahmen der vereinbarten Gleitzeit können individuelle Zeitguthaben von maximal +100 Stunden bis -40 Stunden erarbeitet werden. Der Ausgleichszeitraum beträgt 12 Monate.
Der sehr hohe Selbstorganisationsgrad der Mitarbeiter führt dazu, dass sie innerhalb der genannten Grenzen Arbeitsbeginn und Arbeitsende selbst bestimmen. Einzige Bedingung: "Die Anwesenheit ist im Rahmen der gestellten Aufgaben mit dem Vorgesetzten oder den Kollegen in der Weise abzustimmen. dass ein reibungsloser Arbeitsablauf gewährleistet ist."
Voraussetzung für die Gestaltung der Arbeitszeitmodelle, so Kempf, "war vor allem der offene Dialog zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat". Das Ergebnis hat sich für Eaton allemal gelohnt. Das Unternehmen kann sich viel schneller auf veränderte Auftragslagen einrichten. Zudem wurde die von den Kunden erwartete Produktqualität und Liefertreue deutlich erhöht.
Aber auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist deutlich gestiegen. "Die verschiedenen, auf die einzelnen Arbeitsbereiche des Unternehmens zugeschnittenen Arbeitszeitmodelle", so Jürgen Corell, "lassen den einzelnen Mitarbeitern mehr Freiräume bei der Arbeitszeitgestaltung und betonen damit ihre Eigenverantwortung - gleichzeitig wurde durch die Neueinstellungen das Bewusstsein gestärkt, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben."
Quelle und Kontaktadresse:
Gesamtverband der metallindustriellen Arbeitgeberverbände e.V. (Gesamtmetall)
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