Pressemitteilung | Deutscher LandFrauenverband e.V. (dlv)
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Freiwilligensurvey zeigt strukturell bedingten Geschlechter-Gap auf

(Berlin) – Der Deutsche LandFrauenverband e.V. (dlv) weist anlässlich des Internationalen Tags des Ehrenamtes auf die Ergebnisse des Kurzberichts des 6. Deutschen Freiwilligensurveys hin. Christiane Schenderlein, Staatsministerin für Sport und Ehrenamt im Bundeskanzleramt, stellte den Bericht am 14. November 2025 der Presse vor. Die Ergebnisse zeigen: Geschlechterunterschiede im freiwilligen Engagement bestehen fort und benachteiligen insbesondere Frauen. Zwar stellt der Bericht fest, dass sich Männer und Frauen insgesamt gleich häufig engagieren, doch bei genauer Analyse werden strukturelle Ungleichheiten sichtbar.

So investieren Männer im Durchschnitt deutlich mehr Zeit in ihr Ehrenamt als Frauen – ein Befund, der sich durch alle Erhebungswellen des Freiwilligensurveys seit 1999 zieht. Der Deutsche LandFrauenverband kritisiert, dass die Übernahme von Sorgearbeit vielen Frauen weniger Zeitsouveränität verschafft. Besonders stark zeigt sich diese Tatsache bei Müttern: Die Engagementbeteiligung von Frauen mit Kindern ist in den vergangenen Jahren überproportional zurückgegangen. Bei Müttern mit Kindern im Alter von 0 bis 14 Jahren sank der Anteil der Engagierten von 50,4 auf 43,9 Prozent. Der Bericht legt nahe, dass Frauen in der Familienphase weniger freie Zeit zur Verfügung steht als Männern, die sich zeitintensiver in ein Ehrenamt einbringen können. Auffällig ist zudem, dass 24 Prozent der ehemals Engagierten ihre Tätigkeit aus familiären Gründen beendet haben. Frauen nennen diesen Grund mit 30 Prozent fast doppelt so häufig wie Männer.

„Der Bericht zeigt klar: Eine gleichberechtigte Verteilung der Zeitressourcen in der Partnerschaft, insbesondere in der Familienphase, ist viel zu selten Realität“, betont Petra Bentkämper, Präsidentin des Deutschen LandFrauenverbandes. „Das muss sich unbedingt ändern. Denn nur Zeitsouveränität und regelmäßiges Engagement eröffnet Frauen die Möglichkeit, ihre Anliegen im Ehrenamt zu vertreten und sich umfänglich einzubringen.“

Neben der absoluten Zeitverwendung fällt die Rollenverteilung im Engagement ins Auge. Männer übernehmen mit 31 Prozent deutlich häufiger Leitungs- oder Vorstandsfunktionen als Frauen (21 Prozent). „Die ungleiche Verteilung von Führungsaufgaben im Ehrenamt zeigt: Frauen stoßen noch immer an unsichtbare Grenzen. Wir fordern gezielte Maßnahmen, um Frauen in Vorstandspositionen zu stärken und ihnen gleiche Chancen in allen Bereichen des Engagements zu ermöglichen“, so Ursula Braunewell, Erste Vizepräsidentin des dlv.

Bestehende Geschlechterrollen und damit verbundene gesellschaftliche Erwartungen spiegeln sich auch in der Art des freiwilligen Engagements wider. So sind Frauen be-sonders im sozialen Bereich (Schule, Kindergarten und Kirche) aktiv, Männer häufiger im Sport, Rettungsdienst, in der Freiwilligen Feuerwehr und im Katastrophenschutz. Der dlv befürchtet, dass zunehmende antifeministische Tendenzen die dargestellten Dynamiken weiter begünstigen werden. Er sieht in ihnen eine zunehmende Hürde für weibliches Engagement.

Der Kurzbericht des 6. Deutschen Freiwilligensurveys stellt eine erste Auswertung der größten Datenerhebung zum freiwilligen Engagement in Deutschland dar. Der Hauptbericht mit umfassender Detailauswertung wird Mitte 2026 erscheinen. Seit 1999 wird der Freiwilligensurvey im Fünf-Jahres-Rhythmus veröffentlicht. Neben der Gleichstellung der Geschlechter bleibt der Abbau von Zugangsbarrieren eine zentrale Aufgabe für ehrenamtliche Organisationen und Engagementpolitik.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher LandFrauenverband e.V. (dlv), Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin, Telefon: 030 284492910

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