Pressemitteilung | (vnw) Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.

"Frieren-für-den-Frieden klingt nicht nur zynisch, sondern ist es auch."

(Hamburg/Schwerin/Kiel) - Die sozialen Vermieter haben auf die Stimmen aus der Industrie reagiert, die ein Ende der Bevorzugung der Privathaushalte bei der Gasversorgung erwarten, und die Bundes- und Landesregierungen aufgefordert, nicht an diesem Vorrang bei der Versorgung mit Heizenergie zu rütteln.

"Wir stehen möglicherweise im Herbst vor einem Verteilungskampf um die letzten Gasreserven. Dabei muss klar sein: Wohnen ist mehr als ein Dach über dem Kopf, und bei der Versorgung mit Heizenergie geht es nicht nur darum, dass die Heizung warm ist", sagt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). "Angesichts der vielen Unsicherheiten in der Welt ist es notwendig, dass die Menschen zumindest beim eigenen Zuhause ein Mindestmaß an Sicherheit haben."

Hintergrund ist die Unklarheit bei der Versorgung Deutschlands mit Erdgas angesichts des Krieges in der Ukraine. Für den Fall, dass Russland die Lieferungen einstellen sollte, hat die Bundesregierung einen dreistufigen Notfallplan erarbeitet. Die erste Stufe, die Frühwarnstufe, wurde bereits ausgerufen. In der dritten, der Notfallstufe, reguliert der Staat die Verteilung von Erdgas. Bislang ist politischer Konsens, dass zunächst Industriekunden kein Gas mehr bekommen und private Haushalte bevorzugt werden.
Aus der Industrie mehren sich jedoch aktuell die Stimmen, diesen Konsens zu Gunsten der Industrie aufzuheben. Bisher sieht der Notfallplan Gas vor, dass im Falle eines Gasmangels - zum Beispiel durch das Ausbleiben von Lieferungen aus Russland - die Bundesnetzagentur nach und nach verschiedene Industriebetriebe von der Versorgung abklemmt. Erst danach wären Privathaushalte betroffen.

Mit Blick auf Kritik aus der Wirtschaft an dieser Regelung sagt VNW-Direktor Andreas Breitner: "In einer Krisensituation muss die eigene Wohnung als Rückzugsort in jeder Hinsicht sicher sein. Eine bevorzugte Versorgung mit Heizenergie ist daher aus unserer Sicht nicht verhandelbar. Das schließt nicht aus, dass die sozialen Vermieter kurzfristig ihre Anstrengungen erhöhen, Heizenergie zu sparen. Wir werden schauen müssen, ob Investitionen in die Heizungsanlagen von Wohngebäuden beschleunigt umgesetzt werden können. Aber: 'Frieren-für-den-Frieden klingt nicht nur zynisch, sondern ist es auch.'"
In diesem Zusammenhang mahnt der VNW-Direktor, bei der Umstellung der Energieversorgung nicht nur das einzelne Gebäude, sondern das Wohnquartier als Ganzes zu betrachten und Technologieoffenheit zuzulassen. "Man wird selbst mit größtmöglicher Dämmung aus einem in den 50er oder 60er Jahren errichteten Wohngebäude kein Niedrigenergiehaus machen können", sagt VNW-Direktor Andreas Breitner. "Bei Lösungen, den Energieverbrauch von Wohnraum zu reduzieren, brauchen die Wohnungsunternehmen mehr Beinfreiheit."
Die rasche Umsetzung der LNG-Terminals könne eine Blaupause für den Bereich der Wohnungswirtschaft sein. "Unsere Unternehmen haben viele Ideen und Möglichkeiten, Energie zu sparen und zu erzeugen. Der Gesetzgeber muss sie nur machen lassen - möglichst mit wenigen Vorgaben. Bis heute ist zum Beispiel die regionale Energieerzeugung für Mieterinnen und Mietern per Photovoltaik durch Wohnungsunternehmen steuerlich benachteiligt. Wir müssen dringend von solchen Fesseln befreit werden."

Quelle und Kontaktadresse:
(vnw) Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V. Oliver Schirg, Pressesprecher Tangstedter Landstr. 83, 22415 Hamburg Telefon: (040) 520110, Fax: (040) 52011201

(mw)

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