Pressemitteilung | (BDI) Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.

Frühjahrsumfrage des BDI-Mittelstandspanels: Bedingungen für Kreditvergabe verschärfen sich / Einfachere Versorgung mit Krediten und Bürgschaften gefordert / Mittelstand hat Potenzial, gestärkt aus der Krise hervorzugehen

(Berlin) - Eine Reform der Unternehmen- und Einkommensteuer und eine Vereinfachung bei der Versorgung mit Krediten und Bürgschaften - dies sind die wirtschaftpolitischen Maßnahmen, die den mittelständischen Industrieunternehmen am besten durch die Krise helfen. Das ist ein Ergebnis der Frühjahrsumfrage des BDI-Mittelstandpanels 2009. "In der Wirtschafts- und Steuerpolitik brauchen wir eine Beseitigung krisenverschärfender Elemente", forderte der Vorsitzende des BDI/BDA-Mittelstandsausschusses Arndt G. Kirchhoff. "Information und Beratung über Finanzierungshilfen aus den Konjunkturpaketen müssen zielgruppengerechter und schneller zur Verfügung gestellt werden", so Kirchhoff weiter.

Bei der Einschätzung der eigenen wirtschaftlichen Lage übersteigen die Negativ-Meldungen erstmals seit Beginn der Erhebung vor vier Jahren die Positiv-Meldungen: Der Beurteilungssaldo liegt sowohl für das Frühjahr (Minus 16,5) als auch für den Herbst 2009 (Minus 20,0) deutlich im negativen Bereich. Der wirtschaftliche Abschwung hat die Industrieunternehmen fest im Griff. Erst für den Jahresauftakt 2010 zeigen sich die Unternehmen wieder verhalten optimistisch: Der Saldo der Erwartungen liegt bei positiven 4,9 Punkten. "Das Jahr 2009 haben wir abgehakt. Wir sehen aber klare positive Ansätze für 2010", erklärte Kirchhoff.

"Einige Unternehmen werden die aktuelle Krise nicht überleben", erwartet Peter Englisch, Partner bei Ernst & Young. "Es wird unweigerlich zu einer Marktbereinigung kommen. Allerdings ist die Mehrheit der Industrieunternehmen stark genug, um die aktuelle Durststrecke zu überstehen. Insgesamt hat der deutsche Mittelstand alle Chancen, zu den Gewinnern der Krise zu gehören, wenn sich die Unternehmen auf ihre Stärken konzentrieren und trotz Krise pro-aktiv neue Chancen suchen", so Englisch weiter. Die Exportorientierung erweist sich, analog zur Vergangenheit, auch für die Zukunft als potenzieller Erfolgsfaktor. Beläuft sich der Anteil der Optimisten unter den rein auf den Binnenmarkt orientierten Unternehmen auf gut 32 Prozent, geht über die Hälfte der Unternehmen mit überdurchschnittlich hoher Exportquote von einer verbesserten Position nach der Krise aus. Es wird also erwartet, dass das Wachstum im nächsten Aufschwung - analog zum letzten Konjunkturhoch - zunächst aus dem Ausland kommt.

Der Chefvolkswirt der IKB Deutsche Industriebank, Kurt Demmer, bescheinigt einem Großteil der mittelständischen Firmen nach wie vor eine relativ stabile Finanzlage. "Allerdings mehren sich bei schwachen Umsätzen die Fälle, in denen sich etwa wegen Forderungsausfall Liquiditätslücken abzeichnen", erklärte Demmer. Angesichts verschärfter Kreditvergabebedingungen der Banken stelle dies die betroffenen Firmen oft vor große Probleme. Es wäre aus Sicht von Sparern und Geldanlegern fahrlässig, würden die Banken derzeit Kreditwünsche nicht besonders eingehend prüfen. "Zudem sind höhere Margen durchaus gerechtfertigt, wenn sie höheren Risiken Rechnung tragen. Der Kapitalmarkt ist hier wesentlich konsequenter als die Banken, wie die Spreads von Unternehmensanleihen zeigen", so Demmer weiter. Jetzt gelte es für die Firmen, konsequent alle innerbetrieblichen Liquiditätspotenziale zu erschließen sowie alternative Finanzierungsquellen zu nutzen: "Verschlankung der internen Prozesse, Kostenreduzierungen, Umstrukturierung der Passivseite, Aufstockung der Eigenkapitalbasis auch durch externe Mittel - dies sind Maßnahmen, die sich mittelfristig positiv auf den Kredit- und Investitionsspielraum auswirken werden."

Aus Sicht von Professor Frank Wallau aus dem Institut für Mittelstandsforschung - IfM Bonn wird es in den nächsten Monaten bei vielen Mittelständlern zu Anpassungen beim Personalbestand kommen. "Aufgrund der starken Umsatzrückgänge werden einige Unternehmen gezwungen sein, Teile der Stammbelegschaft im Inland freizusetzen. Nach Angaben der Unternehmen könnten hiervon rund sechs Prozent der Beschäftigten betroffen sein", so Wallau. Trotzdem versuchen insbesondere die optimistisch in die Zukunft blickenden Unternehmen, ihren Fachkräftebedarf für den nächsten Aufschwung zu sichern.

Das BDI-Mittelstandspanel wird im Auftrag von BDI, Ernst & Young und der IKB vom Institut für Mittelstandsforschung - IfM Bonn seit 2005 durchgeführt. An der neunten Erhebungswelle der Online-Befragung haben sich in der Zeit vom 3. März bis 15. Mai über 1.500 Unternehmen beteiligt. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse kann unter www.bdi-panel.emnid.de abgerufen werden.

Quelle und Kontaktadresse:
BDI Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. Pressestelle Breite Str. 29, 10178 Berlin Telefon: (030) 20280, Telefax: (030) 20282566

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