Pressemitteilung | Virchowbund - Verband der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte Deutschlands e.V.

Fünf-Stufen-Versorgungsmodell der KBV Kontraproduktiv

(Berlin) - Das kürzlich vom Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vorgelegte Modell von fünf Ebenen der ärztlichen Versorgung wird von der Allianz Deutscher Ärzteverbände abgelehnt. Im Vorfeld der anstehenden Diskussion auf der KBV-Vertreterversammlung äußert die Allianz ihr Unverständnis gegenüber dem Ansatz, statt einer Zusammenführung bisher getrennter Versorgungsbereiche zusätzlich neue Sektoren zu definieren. Zudem widerspricht die geplante Einführung eines Überweisungsvorbehalts für fachärztliche Konsultationen allen bisher gemeinsam getragenen Bemühungen, ein von der Politik favorisiertes Primärarztmodell zu verhindern.

"Im Vorstandspapier der KBV finden sich nahezu wortgleiche Passagen aus dem Gesundheits-Reformentwurf des Jahres 2003, die damals von der KBV selbst zusammen mit vielen Verbänden als untauglich bekämpft und mit Erfolg aus dem Gesetz entfernt werden konnten," erklärte der Sprecher der Allianz, GFB-Chef Dr. Jörg-A. Rüggeberg. "Es bleibt das Geheimnis von Herrn Dr. Köhler, warum er seine damalige Position jetzt ins Gegenteil verkehrt." Offenbar haben der Verlust einer großen Zahl von Hausärzten durch die neuen Verträge in Baden-Württemberg und der angedrohte Ausstieg in Bayern zu einer Art Panikreaktion geführt. Die KBV biete jetzt den Hausärzten das lang ersehnte Primärarztmodell, solange sie dafür nur weiter im Kollektivvertragssystem der KBV verblieben. Dabei würden die wahren Gründe für die Abkehr vom KV-System schlicht verdrängt.

Gravierender als dieser peinliche Kniefall vor einer einzelnen Gruppe sei aber die unverständliche Einführung verschiedener Versorgungsebenen jetzt auch im fachärztlichen Sektor. Erstens werde ohne Not die bisher schon bestehende Grenzlinie zwischen Haus- und Fachärzten zementiert, zweitens eine neue Linie zwischen so genannten Basisfachärzten und spezialisierten Ärzten gezogen. Auch die Trennung zwischen ambulant und stationär werde fortgeschrieben, anstatt Modelle zu entwickeln, die eine kontinuierlich Betreuung der Patienten über alle Versorgungsbereiche hinweg zu fördern.

"Der kranke Mensch erwartet, dass seine Behandlung ohne Brüche erfolgt, vom Hausarzt über den Facharzt ins Krankenhaus und wieder zurück, je nach Erfordernis," so Rüggeberg. "Jedwede Grenze stört diesen Ablauf und verursacht Informationsdefizite, Doppeluntersuchungen und qualitative Einbußen."

Die Liberalisierung des Vertragsarztrechtes ermögliche endlich eine verbesserte Kooperation auf der persönlichen Ebene der Behandler. Das KBV-Modell dagegen torpediere alle Versuche, diese Kooperationsmöglichkeiten umzusetzen und folge damit der Praxis der Zulassungsausschüsse, innovative Partnerschaftsmodelle zu boykottieren und erst nach Einsatz von Rechtsmitteln zähneknirschend zu genehmigen. „Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier das KV-System nur zum Selbsterhalt handelt und dabei die Interessen der eigenen Mitglieder wie auch der Patienten aus dem Blick verliert."

Die Allianz Deutscher Ärzteverbände werde sich gegen jeden Versuch wehren, der eine weitere Balkanisierung des Versorgungsgeschehens zur Folge habe. Es müsse nach Wegen gesucht werden, die unterschiedlichen Bereiche medizinischer Behandlung zusammenzuführen. Wenn das System der Kassenärztlichen Vereinigungen dazu nicht in der Lage sei, müsse man dann nach entsprechenden Vertragsmöglichkeiten mit den Kassen suchen.

Quelle und Kontaktadresse:
NAV-Virchow-Bund Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands, Bundesgeschäftsstelle Berlin Klaus Greppmeir, Hauptgeschäftsführer Chausseestr. 119b, 10115 Berlin Telefon: (030) 2887740, Telefax: (030) 28877413

(el)

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