Pressemitteilung | Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) - Bundesvorstand

Gemeinsame Pressemitteilung des Deutschen Gewerkschaftsbundes, des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie des Ministeriums für Arbeit, Familie, Prävention, Soziales und Sport im Saarland: Frauen als Familienernährerinnen - Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt wirkt sich auf die gesamte Familie aus

(Berlin) - Im Zentrum der heutigen (15. Juli 2010) Fachtagung "Wer ernährt die Familie? Vom Bedeutungszuwachs des weiblichen Erwerbseinkommens" des Deutschen Gewerkschaftsbundes, des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Hans-Böckler-Stiftung steht die wachsende Zahl von Frauen als Familienernährerinnen.

So belegen aktuelle Studienergebnisse der Hans-Böckler-Stiftung, dass immer mehr Frauen mit ihrem Einkommen die Familie ernähren. Häufig unfreiwillig - durch prekäre Beschäftigung, Niedriglöhne oder Arbeitslosigkeit des Partners ausgelöst - rutschen sie in diese Rolle und finden sich in einer Situation wieder, die sie so nicht geplant hatten. "Im Gegensatz zu Männer sind Frauen unter ganz anderen Bedingungen die Hauptverdienerinnen ihrer Familie", sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbock am Donnerstag (15. Juli 2010) in Leipzig.

Frauen sind mit der Erwerbs- und Hausarbeit sowie mit der Verantwortung für Familie und Fürsorge mehrfach belastet, oft rund um die Uhr eingespannt, und haben dazu auf dem Arbeitsmarkt die schlechteren Karten. "Frauen haben ein niedrigeres Einkommen, arbeiten überwiegend in Teilzeit und stellen zwei Drittel der prekär Beschäftigten", kritisierte Ingrid Sehrbrock. Diese Benachteiligung von Frauen im Berufsleben wirkt sich massiv auf die Einkommensverhältnisse von Familien aus, wenn sie die Hauptverdienerinnen sind. "Ein Gehalt, kann dann nicht für den Lebensunterhalt der gesamten Familie reichen", erklärte Ingrid Sehrbrock. "Die Politik muss sich vom Leitbild des männlichen Alleinernährers verabschieden und die Lebensrealitäten von vielen Familien anerkennen. Frauen müssen eigenständig ihre Existenz sichern können, brauchen gleiche Entlohnung für gleichwertige Arbeit und ausreichend Betreuungseinrichtungen. Erst dann können Frauen vernünftig Beruf und Familie vereinbaren."

Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder:

"Als Alleinerziehende aber auch in einer Partnerschaft sind Frauen heute häufig die Familienernährerinnen. Viele Familien sind auf das Einkommen der Frau angewiesen. Gleichzeitig werden Frauen immer noch im Schnitt wesentlich schlechter bezahlt als Männer. Hier müssen Staat, Gesellschaft und Sozialpartner gemeinsam aktiv werden. Deshalb freue ich mich, dass wir mit den Gewerkschaften eine gute und effektive Partnerschaft aufgebaut haben. Das Aktionsprogramm "Perspektive Wiedereinstieg" oder das Politikentwicklungsprojekt "Familienernährerinnen" können wir als Ansporn nehmen, auf diesem Wege weiterzumachen."

Annegret Kramp-Karrenbauer, Ministerin für Arbeit, Familie, Prävention, Soziales und Sport im Saarland:

"Die zunehmende Erwerbsbeteiligung von Frauen in Deutschland konnte das traditionelle Rollenverhalten bisher nur wenig verändern. Immer noch sind Familie und Kinder überwiegend Frauensache. An diesem traditionellen Rollenverhalten, insbesondere bei der Berufswahl, müssen wir ansetzen. Es ist nicht nur ein Gebot der Gerechtigkeit sondern auch der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Vernunft, dass sich die Potenziale von Frauen und Männern gleichermaßen entfalten können. Dazu zählt, dass wir in Deutschland die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter vorantreiben. Sie ist ein zentraler Aspekt, wenn wir über das Gebot der Gerechtigkeit reden. Deshalb halte ich es für zwingend notwendig, am Krippenausbau festzuhalten. Er trägt mit zum Bewusstseinswandel bei, den wir im Saarland mit dem Projekt `Arbeiten und Leben im Saarland´ vorantreiben."

Weitere Informationen, die Studien der Hans-Böckler-Stiftung sowie das Programm der Fachtagung finden Sie unter: http://www.boeckler.de.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), Bundesvorstand Sigrid Wolff, Leiterin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Henriette-Herz-Platz 2, 10178 Berlin Telefon: (030) 24060-0, Telefax: (030) 24060-324

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