Pressemitteilung | Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)

Gemeinsames "Vogelfundportal" von NGOs und Stromnetzbetreibern feiert vierjähriges Bestehen

RGI, NABU und sechs deutsche Netzbetreiber blicken auf vier Jahre erfolgreicher Zusammenarbeit zurück

(Berlin) - Wenige Menschen wissen, dass es an Stromleitungen zu Verlusten von Vögeln kommt. Trotz Bemühungen bei der Planung und beim Betrieb von Stromnetzen sterben weiterhin Vögel durch Kollision oder Stromschlag an ungesicherten Freileitungen und Masten. Wie viele genau, lässt sich nur schätzen. Um mehr Licht ins Dunkel zu bringen, betreiben RGI und NABU seit genau vier Jahren gemeinsam eine Online-Plattform, über die jede/r den Fund toter Vögel unter Stromleitungen und -masten direkt an den NABU melden kann. Das Projekt wird von allen vier deutschen Übertragungsnetzbetreibern - 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW - sowie von zwei Verteilnetzbetreibern - NetzeBW und WestNetz - unterstützt.

Das Portal "Vogelfund und Stromleitung" wurde im Rahmen der "European Grid Declarations" von RGI etabliert. Es stellt eine einzigartige Zusammenarbeit zwischen Netzbetreibern und NGOs dar, die darauf abzielt, die Informationsgrundlage für Vogelschutzmaßnahmen an neuen und bestehenden Stromleitungen zu verbessern. Durch die Analyse der Funddaten direkt aus dem Feld können kritische Leitungsabschnitte besser identifiziert und beispielsweise durch die Anbringung von Vogelschutzmarkern an den Leitungen entschärft sowie zukünftige Planungsprozesse durch Umgehen sensibler Gebiete optimiert werden.

Seit Oktober 2017 gingen insgesamt 214 Meldungen ein, die 333 Vögel betreffen. Davon sind 278 Vögel eindeutig Stromleitungsopfer: Mit 42 Prozent der Funde liegen Leitungskollisionen als Todesursache am häufigsten vor, gefolgt von 39 Prozent, bei den Vögel durch Stromschlag an ungesicherten Strommasten umkamen. Neben wenigen nicht eindeutigen Funden betreffen 10 Prozent der Funde auch Oberleitungen der Bahn. "Die reale Gefährdungssituation für Vögel durch Stromleitungen wird durch die Anzahl der vorliegenden Meldungen allerdings noch drastisch unterschätzt, da nur ein Bruchteil der Vögel gefunden und auch gemeldet wird", so NABU-Vogelschutzexpertin Ute Eggers. Laut einer vom NABU beauftragten Studie aus dem Jahr 2017 sterben in Deutschland schätzungsweise 1,5 bis 2,8 Millionen Vögel pro Jahr allein an Hoch- und Höchstspannungsleitungen. Durch Melden von Funden unter www.nabu.de/vogelfund-stromleitung kann jede/r mithelfen, die Datenlage zu verbessern.

Eingehende Meldungen werden ornithologisch geprüft und ausgewertet. Die Funde werden an die zuständigen Netzbetreiber weitergeleitet und dann in einer interaktiven Karte online veröffentlicht. Neben der Diskussion der Erkenntnisse aus den erhobenen Daten schätzen die Projektpartner den regelmäßigen Austausch zu Methodik, Technik und Kommunikation von Vogelschutzmaßnahmen im deutschen Stromnetz. Eine öffentliche Veranstaltung im Sommer 2022 soll diesen dynamischen Austausch auf eine größere Bühne bringen und weitere Netzbetreiber und NGOs in die Diskussion einbeziehen. Nähere Informationen dazu in den kommenden Monaten unter www.renewables-grid.eu.

Quelle und Kontaktadresse:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) Pressestelle Charitéstr. 3, 10117 Berlin Telefon: (030) 284 984-0, Fax: (030) 284 984 - 20 00

(mn)

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