Pressemitteilung | IG Metall - Industriegewerkschaft Metall

Gesamtbetriebsrat und IG Metall bedauern den Abschied von COM und üben scharfe Kritik am Management

(Frankfurt am Main) - Die Abtrennung des Unternehmensbereichs COM ist der bislang radikalste Bruch in der Geschichte des Hauses Siemens. Der Gesamtbetriebsrat und die IG Metall bedauern diesen Schritt zutiefst. Die Kommunikationstechnologie ist das Kerngeschäft von Siemens schlechthin. Es handelt sich um ein Geschäft mit enormen Innovationspotential und hervorragenden Wachstumsaussichten. Gesamtbetriebsrat und IG Metall halten es für einen schweren Feh-er, dass Kommunikation nicht in die Liste der „Megatrends“ aufgenommen wurde, die der strategischen Ausrichtung des Unternehmens zugrunde liegt.

Wir sehen, dass sich bei COM Fehlentwicklungen und gravierende Defizite aufgebaut haben. Der Gesamtbetriebsrat und die IG Metall halten den Bereich aber für so wichtig, dass eine Sanierung aus eigener Kraft angemessen und möglich wäre. Die Arbeitnehmervertreter haben seit Jahren eigene Vorschläge zur Sanierung von COM auf den Tisch gelegt und vom Management eine Offensivstrategie gefordert. Dazu war das Management, das die volle Verantwortung für die entstandene Schieflage trägt, aber offensichtlich nicht gewillt und wohl auch nicht in der Lage.

Es ist ungeheuerlich, dass die Mitarbeiter durch Mehrarbeit, Einkommensverzicht und Arbeitsplatzverlust gewaltige Opfer zur Rettung des Bereichs erbringen mussten, während die verantwortlichen Manager ihre Schäfchen ins Trockene gebracht haben und sogar zum Teil die Karriereleiter noch weiter hinaufbefördert wurden.

Die anstehende Abspaltung des Bereichs ist eine Notoperation, damit im Herbst eine optisch saubere Bereichsbilanz vorgelegt werden kann. Wir hätten einer unternehmerischen Lösung den Vorzug gegeben.

Gesamtbetriebsrat und IG Metall halten es nach wie vor für einen schweren Fehler, dass sich die Unternehmensleitung mit ihrem von vorneherein unrealistischen und unnötig starren Zeitplan für die Margenziele so in Zugzwang gebracht hat.

Positiv ist zu der Ausgliederung zu bemerken, dass es sich bei Nokia um einen soliden Partner handelt, und dass das Joint Venture mit Nokia durchaus Erfolgsaussichten hat. Auch wenn es für die betroffenen Mitarbeiter zunächst ein echter Schock, zumindest eine große Enttäuschung sein dürfte, ist für sie eine solche Kooperation wahrscheinlich besser, als weiter unter einem unfähige Management zu leiden und ständig in Unsicherheit zu leben.

Das Joint Venture stellt sicher, dass Siemens weiter Zugriff auf Spitzentechnologie im Kommunikationsbereich hat, und dass diese Technologie weiter im Angebotsspektrum von „Siemens One“ vertreten sein wird.

Bei COM Enterprise bleibt die Lage für die Mitarbeiter leider weiter unsicher. Es droht hier ein Verkauf. Gesamtbetriebsrat und IG Metall sehen die Herausforderungen, die der techno-logische Wandel mit sich bringt. Wir fordern aber prinzipiell, dass die Interessen der Mitarbeiter Vorrang erhalten vor den Profitinteressen von Investoren. Einen Verkauf des Geschäftsgebiets an einen Finanzinvestor lehnen wir ab.

Wir erinnern Siemens an die Verpflichtung, die das Unternehmen bei Abschluss des Ergänzungstarifvertrags für die Niederlassungen eingegangen ist, wo Siemens bis 2009 eine Garantie für die betroffenen Standorte, für die Beschäftigung und für die Arbeitsplätze abgegeben hat.

Im Sinne der betroffenen Mitarbeiter in der Netzwerksparte und bei COM Enterprise fordern Gesamtbetriebsrat und IG Metall:

1. Alle betroffenen Standorte müssen erhalten bleiben.
2. Die Beschäftigung der betroffenen Mitarbeiter muss sichergestellt werden.
3. Die bestehenden Beschäftigungsbedingungen müssen übernommen werden.
4. Für alle betroffenen Mitarbeiter gilt wieder der Flächentarifvertrag.

Quelle und Kontaktadresse:
Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) Georgios Arwanitidis, Leiter, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Wilhelm-Leuschner-Str. 79-85, 60329 Frankfurt am Main Telefon: (069) 6693-0, Telefax: (069) 6693-2843

(sk)

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