Pressemitteilung | (SoVD) Sozialverband Deutschland - Landesverband Niedersachsen e.V.

Gesundheit: Menschen mit Behinderung nicht weiter abhängen

(Hannover) - Wer eine Behinderung hat und in Niedersachsen zum*zur Arzt*Ärztin muss, steht oft vor unlösbaren Problemen. In Deutschland sind nur 30 Prozent der Praxen vollständig barrierefrei. Die Folge: Viele Betroffene werden gesundheitlich nicht optimal versorgt – das gilt vor allem für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder psychischen Beeinträchtigungen. Anlässlich des diesjährigen „Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen“ am 5. Mai fordert der Sozialverband Deutschland (SoVD) in Niedersachsen von der Landesregierung deshalb ein entschlossenes Umdenken in der Gesundheitspolitik.

Die Tür ist für den Rollstuhl zu schmal, es gibt kein taktiles Leitsystem und der*die Arzt*Ärztin erklärt die Diagnose unverständlich – all das sind Probleme, mit denen Menschen mit Behinderung zu kämpfen haben, wenn sie krank sind und Hilfe brauchen. „Studien zeigen, dass mehr als die Hälfte der Menschen mit Behinderung beim Praxisbesuch schon Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht haben, etwa durch bauliche Hürden, abwertende Sprache oder mangelndes Fachwissen. Das ist eine erschreckende Zahl, die der niedersächsischen Politik zu denken geben muss“, sagt Dirk Swinke, Vorstandsvorsitzender des SoVD in Niedersachsen. Es gebe zwar das Niedersächsische Behindertengleichstellungsgesetz, das gelte jedoch nur für öffentliche Stellen des Landes. „Da aber Arztpraxen, Therapiezentren, Apotheken und Pflegeeinrichtungen meistens private Einrichtungen sind, gibt es an dieser Stelle keine Verpflichtung zur Barrierefreiheit“, bemängelt Swinke.

Der größte Sozialverband in Niedersachsen fordert daher vom Land, die gesundheitliche Versorgung konsequent für alle zugänglich zu machen. „Statistisch gesehen haben Menschen mit Behinderung eine geringere Lebenserwartung, Mehrfacherkrankungen und erhalten eine schlechtere Vorsorge. Das liegt aber nicht an ihrer Behinderung, sondern an fehlender Barrierefreiheit“, kritisiert der Vorstandsvorsitzende. Die Landesregierung müsse Praxen, Kliniken und Apotheken deshalb finanziell und beratend zur Seite stehen, wenn es um die Umgestaltung gehe. Außerdem seien mehr Schulungen für medizinisches Personal sowie mehr Angebote in Leichter Sprache und Audiobeschreibungen notwendig. „Ziel muss eigentlich die Einrichtung von inklusiven Gesundheitszentren sein, in denen Betroffene zentral und unkompliziert alle Angebote finden, die sie brauchen“, fordert Swinke.

Quelle und Kontaktadresse:
(SoVD) Sozialverband Deutschland - Landesverband Niedersachsen e.V., Stefanie Jäkel, Pressesprecher(in), Herschelstr. 31, 30159 Hannover, Telefon: 0511 701480

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