Pressemitteilung | SPECTARIS. Deutscher Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik e.V.

Gesundheitsreform muss Gesundheitsmarkt schaffen / Investitionen in das Gesundheitswesen wirken kostendämpfend / Branchenveranstaltung zur Mittelstandsentwicklung in der Medizintechnik

(Frankfurt/Köln) - Die dringend notwendige Verbesserung der Qualität und der Wirtschaftlichkeit der medizinischen Versorgung in Deutschland macht verstärkte Investitionen und Innovationen erforderlich. Diese Auffassung vertritt Michael Koller als Vorstandsmitglied des Forum Deutsche Medizintechnik anlässlich einer von den Trägerorganisationen SPECTARIS (ehemals F+O) und ZVEI gemeinsam mit der IKB Deutsche Industriebank am 29. Januar in Frankfurt am Main stattfindenden Branchenveranstaltung zur Mittelstandsentwicklung in der Medizintechnik.

Die Unternehmen der Investitionsgüterindustrie im Gesundheitswesen sind besorgt über den mittlerweile entstandenen Investitionsstau von 10 bis 15 Mrd. Euro. Ohne deutlich steigende Investitionen ist zu erwarten, dass innovative Behandlungswege für die Mitglieder der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gar nicht oder nur mit großer Verzögerung zur Verfügung stehen. Insbesondere bei der Betreuung von chronisch Kranken bietet die Technik Chancen zur Verbesserung der Effizienz und Qualität der Versorgung. Zugleich ergibt sich für die Patienten eine wesentlich höhere Lebensqualität, z.B. durch die Betreuung im häuslichen Umfeld.

Zur Verbesserung der Investitionsbedingungen schlägt das Forum Deutsche Medizintechnik fünf Maßnahmen vor, mit denen eine marktwirtschaftliche Ordnung im Gesundheitswesen erreicht werden kann. Dazu gehört erstens die Einführung eines Festpreissystems für Krankenhäuser und Ärzte mit strengen Qualitätsanforderungen. Budget- und Mengenbegrenzungen, wie sie heute in der GKV üblich sind, müssen entfallen, und das im Gesundheitswesen noch immer anzutreffende Denken im Selbstkosten-Deckungsprinzip muss überwunden werden. Zum Zweiten soll die Finanzierung aller Investitionsmaßnahmen generell aus den Erlösen der Ärzte und Krankenhäuser erfolgen. Um den Gesamtaufwand zu verringern, sollte drittens sicher gestellt werden, dass Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte bei der Behandlung der Patienten stärker als bisher und konsequent Hand in Hand arbeiten. Um diese Zusammenarbeit zu unterstützen, ist es viertens notwendig, die Entwicklung eines schlüssigen Konzeptes für den Aufbau einer bundesweiten elektronischen Patientenakte voranzutreiben. Und fünftens sensibilisiert nach Auffassung des Forum Deutsche Medizintechnik die Ablösung des Sachleistungsprinzips durch eine Kostenerstattung den Patienten für die entstandenen Kosten und regt ihn an, verantwortungsbewusster mit den Leistungen der GKV umzugehen.

Durch diese Maßnahmen ist es nach Auffassung des Forum Deutsche Medizintechnik möglich, im Gesundheitswesen leistungsorientierte und effiziente Versorgungsstrukturen zu schaffen. Durch eine konsequente Umsetzung sind Effizienzverbesserungen von mindestens zehn Prozent zu erwarten. Ziel dieser Vorschläge ist es, das Gesundheitswesen als Dienstleistungsmarkt zu gestalten, dem marktwirtschaftliche Prinzipien zu Grunde liegen. Investitionen in moderne Technologie können durch eine Steigerung von Effizienz und Qualität einen Beitrag dazu leisten, dem Ausgabenanstieg entgegenzuwirken und mit den vorhandenen Mitteln der GKV wirtschaftlich umzugehen. Damit käme zugleich Bewegung in die seit mehr als fünf Jahren unveränderte Ausgangslage der medizintechnischen Industrie in Deutschland. Denn im Inland ist faktisch eine anhaltende Stagnation des Marktes festzustellen. In diesem schwierigen Umfeld können sich die medizintechnischen Unternehmen allein aufgrund ihrer Innovationsstärke und anhaltenden Erfolge auf den Auslandsmärkten behaupten. Zwar stieg im ersten Halbjahr 2002 der Gesamtumsatz der medizintechnischen Industrie im Vergleich zum ersten Halbjahr 2001 um 7,5 Prozent auf nunmehr rund 5,9 Mrd. EURO. Allerdings hat sich an der seit Jahren zu beobachtenden unterschiedlichen Entwicklung im In- und Ausland nichts verändert.

Im Inlandsgeschäft war eine Steigerungsrate von gerade mal 1,6 Prozent auf knapp 2,7 Mrd. EURO zu verzeichnen, beim Auslandsumsatz dagegen eine beachtliche Zunahme auf rund 3,2 Mrd. EURO (+12,8 Prozent). Die Zahl der Betriebe in der Medizintechnik sank im ersten Halbjahr 2002 um 0,6 Prozent auf 1.188, die Mitarbeiterzahl stieg dagegen um 3 Prozent auf 83.700. Die nun schon seit mehreren Jahren andauernden permanenten Steigerungen der medizintechnischen Exporte sind ein eindeutiger Beweis für die hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen medizintechnischen Industrie. Die besondere Qualität der Produkte, die beständige Weiterentwicklung und Verbesserung sowie die in hohem Maße besonders gut ausgebildeten Mitarbeiter in den Unternehmen garantieren weiterhin die anerkannte Stellung der deutschen Medizintechnik im Ausland.

Dennoch darf man nicht verkennen, dass eine dauerhafte Vorreiterrolle und eine Fortsetzung der hohen Innovationsfähigkeit nur durch einen stabilen Inlandsmarkt gesichert werden können. Die deutsche medizintechnische Industrie erwartet für 2003 allerdings keine wesentlichen Veränderungen, erst recht nicht, seit die neue und alte Regierung bekannt gegeben hat, die Ausgaben im Gesundheitswesen im Jahre 2003 mit einem Vorschaltgesetz einzufrieren. Zudem ist mit einer weiter zurückgehenden Investitionsbereitschaft der Krankenhäuser zu rechnen. Damit dürfte der Trend zu noch mehr Reparatur und Wartung von Altgeräten und zu noch weniger Anschaffung von modernen medizintechnischen Produkten anhalten. Es steht zu befürchten, dass selbst Neuanschaffungen, die für 2003 in Aussicht gestellt worden sind, nochmals hinterfragt werden. Dies steht im klaren Gegensatz zu der Tatsache, dass gerade der Einsatz von modernen Instrumenten und Geräten der deutschen Medizintechnik die Kosten im Gesundheitswesen senken kann. Denn diese Geräte erhöhen den Erfolg bei Operationen, reduzieren die Belastung für Patienten und verkürzen die Behandlungszeiten.

Die deutsche medizintechnische Industrie als mittelständisch geprägte Branche fordert daher die Bundesregierung unmissverständlich auf, das deutsche Gesundheitswesen endlich nach den Kriterien eines Dienstleistungsmarktes zu führen, der er faktisch bereits ist. Um insbesondere den medizinischen Fortschritt zum Patientenwohl zu nutzen, ist der rasche und umfassende Einsatz modernster Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten unverzichtbar. Sonst handeln wir nicht nur fahrlässig bezüglich des Patientenwohls, sondern gefährden auch den Gesundheitsstandort Deutschland mit seinen zahlreichen Arbeitsplätzen.

Das Forum Deutsche Medizintechnik

Der Fachverband Elektromedizinische Technik im Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e. V. und der Fachverband Medizintechnik im deutschen Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e. V. (SPECTARIS, ehemals F+O) bündeln im Forum Deutsche Medizintechnik ihre medizintechnische Kompetenz für Krankenhaus, Praxis und Patient. Mit ihrem Produktspektrum decken die Mitgliedsunternehmen des Forum Deutsche Medizintechnik die gesamte medizintechnische Infrastruktur für Diagnose, Therapie und Rehabilitation in Krankenhaus und Praxis ab. Das Forum Deutsche Medizintechnik vertritt die Interessen von rund 300 Unternehmen.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e.V. (SPECTARIS) Kirchweg 2 50858 Köln Telefon: 0221/9486280 Telefax: 0221/948628-80

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