Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

GEW: „Blick über den Tellerrand tut deutschem Schulsystem gut“ / Wirtschaft und Ausland besorgt über Status quo

(Frankfurt am Main) – „Der Blick über den Tellerrand ins Ausland tut dem deutschen Schulsystem gut. Das schlechte Abschneiden der Schüler bei internationalen Leistungstests und die hohe Abhängigkeit des Schulerfolgs der Kinder von der sozialen Herkunft der Eltern werden zunehmend auch von der Wirtschaft und in anderen Ländern mit Sorge betrachtet“, sagte Marianne Demmer, stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), zur Eröffnung der Veranstaltung „Schulen in Deutschland – Schulen mit Zukunft?“ am Freitag (24. März 2006) in Frankfurt a.M.

„Wir müssen uns an guten Beispielen, etwa der skandinavischen Staaten, orientieren. Dann können wir das deutsche Schulsystem erfolgreich weiter entwickeln und den Anschluss an europäische und weltweite Standards schaffen“, betonte Demmer. „Im Moment besteht jedoch die Gefahr, dass die Politik genau das Gegenteil macht.“ Die geplante Föderalismusreform weise den Weg in mittelalterliche Kleinstaaterei und öffne einer bornierten Kirchturmspolitik der Länder Tür und Tor. „Wettbewerbsföderalismus im Taschenformat wird den Anforderungen an die Ausbildung unserer Kinder insbesondere mit Blick auf ein zusammenwachsendes Europa nicht gerecht“, unterstrich die Gewerkschafterin.

Internationale Untersuchungen, über deren Ergebnisse und Empfehlungen Andreas Schleicher, PISA-Koordinator der OECD, im Rahmen der Tagung berichtete, dürften nicht als Nestbeschmutzung, sondern müssten als willkommene Anregung und Unterstützung aufgenommen werden. So beschränke sich beispielsweise die OECD nicht allein auf „Leistungsmessung und Zustandsbeschreibung“, sondern gebe viele wichtige Hinweise zur Weiterentwicklung des Schulsystems. „Mit einem einfachen ‚Weiter so’ unter wettbewerbsföderalen Vorzeichen und Verschlimmbesserungen wie beispielsweise in Hessen ist kein Blumentopf zu gewinnen. Unter den Schulformen in den Bundesrepublik gibt es schon genug Wettbewerb. Das ist nicht mehr zu toppen. Wir müssen umsteuern: Die Schüler und ihre individuelle Förderung müssen in den Mittelpunkt des Lernprozesses gestellt werden“, hob die GEW-Vize hervor.

„’Schule als Zentrum des demokratischen Gemeinwesens’ könnte das attraktive neue Leitbild heißen“, sagte Demmer. Schule als wichtige Sozialisationsinstanz müsse Abbild und Keimzelle der demokratischen Gesellschaft sein. „In der Schule können Kinder Demokratie lernen und üben. Die ‚Eine Schule für alle Kinder’ ist die einzige Einrichtung, die auch strukturell in der Lage ist, diesem Anspruch gerecht zu werden“, sagte die GEW-Sprecherin.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Ulf Roedde, Pressesprecher Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main Telefon: (069) 78973-0, Telefax: (069) 78973-201

(sk)

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