Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

GEW fordert mehr Lehrer an den Schulen

(Frankfurt) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat für jede Schule in der Bundesrepublik einen zusätzlichen Lehrer gefordert. "Wir liefern das Finanzierungskonzept gleich mit: Wenn kein Schüler mehr sitzen bleiben muss, steht jeder Schule durchschnittlich eine volle Lehrkraft zusätzlich für Unterricht und vorbeugende Förderung zur Verfügung", erklärte der stellvertretende GEW-Vorsitzende Norbert Hocke am 16. Juli 2001 in Frankfurt. "Mit der Maßnahme des Sitzenbleibens leisten wir uns einen teuren Luxus, der zudem pädagogisch unsinnig ist. Klassenwiederholung macht alle zu Verlierern."


"Sitzen bleiben tun nämlich der Staat: auf den Kosten, die Schulen: auf den pädagogischen Problemen und die Schüler: auf der Frustration, - nach den Maßstäben der Schule - versagt zu haben", stellte Hocke fest. Er bezifferte die Kosten, die in der Bundesrepublik durch das Nichtversetzen von Kindern und Jugendlichen entstünden, auf jährlich rund vier Milliarden Mark. Die skandinavischen Länder und Japan hätten aufgrund dieser Folgekosten schon längst die Konsequenz gezogen und Klassenwiederholungen abgeschafft. Mit Erfolg wie die guten Ergebnisse der Schüler aus diesen Staaten bei internationalen Leistungsvergleichen oder die hohen Abiturientenquoten zeigten.


"Wir müssen uns endlich von der falschen Vorstellung verabschieden, dass hohe Durchfaller- und Sitzenbleiberquoten ein Qualitätsmerkmal von Schule seien. Wissenschaftliche Untersuchungen lehren uns, dass die Parole für die Schulen 'Integration statt immer mehr und immer früherer Auslese' heißen muss", unterstrich der Gewerkschafter. Er wies darauf hin, dass eine Nichtversetzung für die Schüler in der Regel mehr Nach- als Vorteile habe. Sitzenbleiben sei eine "soziale Diskriminierung", die die Schüler aus ihrem gewohnten Umfeld herausreiße und zu weiterer Lernunlust führe. Zudem bekämen die Mädchen und Jungen in der neuen Klasse häufig keine besondere Förderung. "Das ist falsch. Viele Kinder und Jugendliche müssten nicht sitzenbleiben und könnten einen qualifizierten Schulabschluss erreichen, wenn sie rechtzeitig eine individuelle Lernunterstützung bekämen", betonte Hocke. "Wer hat sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie viel Lebenszeit von Kindern durch mangelhafte vorbeugende Förderung staatlich verordnet verschwendet wird?"


Wenn die Bundesrepublik ihren falschen Weg nicht bald verlasse, so Hocke, drohe nicht nur ein eklatanter Mangel an hochqualifizierten Fachkräften. Frustrierte Jugendliche ohne Schulabschluss und Perspektiven seien auch "sozialer Sprengstoff". "Politiker und Wirtschaft sollten endlich mit ihrem Gejammer nach Eliten aufhören und begreifen, dass eine entschiedene Förderung in der Breite auch der beste Garant für Spitzenleistungen ist", sagte der GEW-Sprecher.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Reifenberger Str. 21 60489 Frankfurt Telefon: 069/789730 Telefax: 069/

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