Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

GEW fordert verlässliche Karrierewege für wissenschaftlichen Nachwuchs / Bildungsgewerkschaft in der Anhörung des Bundestagsbildungsausschusses

(Berlin/Frankfurt) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat sich für eine Reform der Personalstruktur in Hochschule und Forschung ausgesprochen, die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern frühzeitig berechenbare Karriereperspektiven gibt. Das erklärte das für Hochschule und Forschung verantwortliche Vorstandsmitglied der GEW, Andreas Keller, heute in Berlin in einer öffentlichen Anhörung des Bundestagausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Keller war zu der Sitzung als Sachverständiger eingeladen. Anlass für die Anhörung war die Vorlage eines Bundesberichts zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses (BuWinN) durch die Regierung.

"Der BuWiN hat schonungslos ein wesentliches Strukturdefizit der Karrierewege in der Wissenschaft in Deutschland benannt: Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler werden zu lange im Unklaren gelassen, ob sie sich dauerhaft auf eine Laufbahn in Hochschule und Forschung einlassen können", erklärte Keller. Viele hoch qualifizierte Fachkräfte gäben daher einer Karriere in der Wirtschaft oder im Ausland den Vorzug. Hier könnten sie mit deutlich höheren Einkommen und dauerhafter Beschäftigung rechnen. "Die langen und steinigen Karrierewege sind für die deutschen Universitäten ein Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Arbeitgebern im In- und Ausland", kritisierte der GEW-Wissenschaftsexperte.

Keller forderte Bund und Länder zu einem gemeinsamen Sonderprogramm zur Finanzierung von 10.000 zusätzlichen Postdoc-Stellen mit einer "Tenure Track"-Option für promovierte Nachwuchswissenschaftler auf. Ein "Tenure Track" eröffne dem wissenschaftlichen Nachwuchs die Perspektive für einen dauerhaften Verbleib in Hochschule und Forschung - unabhängig davon, ob eine Berufung auf eine Professur erfolge. Hochschulen sollten die Finanzierung einer Postdoc-Stelle aus dem Programm beantragen können, wenn sie verbindlich zusagen, eingestellte Wissenschaftler bei einer positiven Evaluierung in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis zu übernehmen. "Das Sonderprogramm würde nicht nur die überfällige Strukturreform der Karrierewege anstoßen, sondern den Hochschulen zudem helfen, den Generationenwechsel in der Hochschullehrerschaft zu bewältigen", unterstrich Keller.

Der BuWiN habe außerdem deutlich gemacht, dass die Unsicherheit besonders junge Wissenschaftlerinnen benachteilige, hob Keller hervor. "Insbesondere in der so genannten Postdoc-Phase zwischen Promotion und Professur steigen überdurchschnittlich viele Frauen aus der Wissenschaft aus, statt aufzusteigen. Wir fordern daher, mindestens 60 Prozent der zusätzlichen Stellen des Bund-Länder-Programms an Frauen zu vergeben", sagte der GEW-Experte.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Ulf Roedde, Pressesprecher Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main Telefon: (069) 78973-0, Telefax: (069) 78973-201

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