GEW-Hauptvorstand und GEW Berlin verurteilen Plan, arbeitslose Lehrkräfte in Ein-Euro-Jobs für Sprachkurse heran zu ziehen
(Frankfurt am Main) - Scharf verurteilt haben Hauptvorstand und Landesverband Berlin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Pläne von Bildungssenator Klaus Böger (SPD), arbeitslose Lehrkräfte in Ein-Euro-Jobs für Sprachförderkurse heran zu ziehen. Die GEW befürchtet, dass der Berliner Vorstoß Signalwirkung für andere Bundesländer hat. Es gehört zu den Kernaufgaben des Staates, Kinder in ihrer Sprachentwicklung individuell so zu unterstützen, dass sie am Unterricht in der Schule problemlos teilnehmen können. Es ist ein Skandal, dass sich Berlin dieser Aufgabe mit der rechtswidrigen Instrumentalisierung von Ein-Euro-Jobs entledigen will, erklärten GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange und der Berliner GEW-Chef, Ulrich Thöne, am Donnerstag in einer gemeinsamen Presseerklärung. Berlins Kindertagesstätten und Schulen wie auch andere Länder und Kommunen haben zu wenige qualifizierte Erzieherinnen und Lehrkräfte, um ausreichende Sprachförderung zu gewährleisten.
Es gebe keinen Zweifel, dass Kinder ohne ausreichende Deutschkenntnisse vor der Einschulung bessere Unterstützung erhalten müssen. Der Erwerb von Sprachkompetenz muss in den Kindertagesstätten stattfinden. Besonders für diese Aufgabe qualifizierte Erzieherinnen können die Kinder am besten fördern, sagten Stange und Thöne. Zudem müssten in den Schulen die materiellen und personellen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um eine individuelle Unterstützung der Kinder sicher zu stellen. Die frühe Förderung der Kinder, das belegen alle einschlägigen Studien, rentiert sich in jeder Hinsicht, stellten die Gewerkschafter fest.
Bisher fehlen tragfähige Konzepte und vor allem eine seriöse Finanzierung für die Förderung von Kindern ohne ausreichende Deutschkenntnisse, unterstrichen Stange und Thöne. Der geringste Teil der arbeitslosen Lehrkräfte hat Berufserfahrung. Die meisten sind nicht für die spezielle Aufgabe der frühen Sprachförderung ausgebildet.
Die beiden GEW-Sprecher wiesen darauf hin, dass der Plan des Bildungssenators den Kriterien für die Einrichtung von Ein-Euro-Jobs nicht entspreche. Fördervoraussetzung für Ein-Euro-Jobs sei die Zusätzlichkeit eines Angebotes. Mit den Sprachförderkursen wird aber keine zusätzliche Leistung angeboten, sondern eine Pflichtaufgabe des Staates abgedeckt. Reguläre Arbeitsplätze von Erzieherinnen und Lehrkräften werden durch diese Maßnahme gefährdet, betonten Stange und Thöne.
Info: In einem Schreiben an die Kultusministerkonferenz (KMK), die heute und morgen tagt, hat die GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange die Kultusminister der Bundesländer aufgefordert, den Plänen Berlins entschieden entgegen zu treten.
Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
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