Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

GEW: "Kita-Lockdown: einheitliche, transparente Regelungen!" / Bildungsgewerkschaft warnt: Infektionszahlen steigen

(Frankfurt am Main) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder, sich an die Vereinbarung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vom Sonntag zu halten und die Kitas wie die Schulen weitgehend zu schließen. "Wir können jetzt keine Alleingänge der Länder gebrauchen. Beschäftigte, Eltern und Kinder benötigen Regelungen, auf die sie sich verlassen können. Das ständige Hin und Her der vergangenen Monate darf so nicht weitergehen", unterstrich Björn Köhler, Kitaexperte und GEW-Vorstandsmitglied für Jugendhilfe und Sozialarbeit, am Dienstag in Frankfurt a.M. Deshalb sei es notwendig, den Lockdown in den Kitas in allen Bundesländern möglichst gleich umzusetzen.

"Es ist niemandem mehr zu erklären, warum es für die Kitas mindestens 16 unterschiedliche Umsetzungsvarianten gibt", sagte Köhler. Er begrüßte den Lockdown grundsätzlich. Dieser ermögliche Kitabeschäftigten und deren Familien, das Ansteckungsrisiko zu verringern und sich mit Blick auf die Weihnachtstage zu schützen. Trotzdem sieht Köhler, dass eine Notbetreuung für Familien, die dringend darauf angewiesen sind, sichergestellt werden müsse. Deshalb sei insbesondere in den nächsten Tagen verstärkt Wert darauf zu legen, dass die Hygiene- und Arbeitsschutzvorschriften, wie die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) sie vorsieht, eingehalten werden. Dies sei besonders notwendig, da laut Deutschem Jugendinstitut (DJI) und Robert Koch-Institut (RKI) die Infektionszahlen auch in den Kitas gestiegen seien. "Teilweise hat sich der Wert versechsfacht. Das bedeutet auch ein höheres Infektionsrisiko für das Kitapersonal, das meist ohne Masken und Mindestabstände arbeiten muss", betonte Köhler.

"Wir brauchen eindeutige Regelungen, welche Kinder betreut werden sollen, damit Kitaleitungen, Erzieherinnen und Erzieher nicht in kräftezehrende Konflikte mit Eltern gehen müssen. Sie dürfen gerade jetzt nicht alleine gelassen und vor ein Entscheidungsdilemma gestellt werden, wenn es etwa um die Vergabe der Notplätze geht", sagte Köhler. Klar sei, dass vor allem Kinder aus Familien, in denen mindestens ein Elternteil in einem systemrelevanten Beruf arbeitet und eine andere Betreuung nicht möglich ist, Vorrang haben müssen. Zusätzlich könnten in begründeten Fällen, beispielsweise wenn dies wegen des Kindeswohls notwendig sei, weitere Kinder auf Empfehlung des Jugendamtes aufgenommen werden.

Gleichzeitig regte der Kitaexperte an, dass die Einrichtungen Personalkapazitäten nutzen, um mit den anderen Familien in Kontakt zu bleiben: "Ein Anruf oder ein Videocall mit Ideen und Ratschlägen kann helfen, Familien zu entlasten und gleichzeitig auch mit den Kindern weiter in Kontakt zu bleiben." Viele Träger hätten bereits gute Ideen entwickelt, von virtuellen Morgenkreisen für die Kinder bis hin zu Spielepaketen, die verschickt wurden. "Es wäre hilfreich, wenn Familienministerin Franziska Giffey (SPD) diese Ideen systematisch sammelt und als Handlungshilfe zur Verfügung stellt", schlug Köhler vor.

Zudem müsse Politik endlich Konzepte vorlegen, wie Familien, Kinder und Kitapersonal entlastet werden können, wenn der Lockdown über den 10. Januar notwendig wird oder eine dritte Welle droht. Das ständige "Weiter so" frustriere viele Erzieherinnen und Erzieher, aber auch die Eltern. Immer mehr Beschäftigte trügen sich mit Berufswechselgedanken. "Dazu darf es nicht kommen. Die Politik muss Kitaleitungen und Fachkräfte jetzt nachhaltig unterstützen", hob der GEW-Kitaexperte hervor.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Ulf Roedde, Pressesprecher Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main Telefon: (069) 78973-0, Fax: (069) 78973-201

(mj)

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