GEW kritisiert Leistungslohn für Lehrkräfte
(Frankfurt) - "Als ärgerliche und populistische Sommerloch-Einlassung" bezeichnet die GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange die Forderung von Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn, Lehrerinnen und Lehrer künftig nach Leistung zu bezahlen.
"Statt sich um Bildungsbereiche zu kümmern, für die sie nicht zuständig ist, sollte Frau Bulmahn sich als sozialdemokratische Politikerin für eine Besoldungsreform einsetzen, damit angesichts des Lehrermangels in Deutschland der Lehrernachwuchs leistungsgerecht und angemessen bezahlt wird", sagte Stange wörtlich. Nachdrücklich forderte die GEW-Vorsitzende in diesem Zusammenhang eine deutliche Anhebung der Anwärterbezüge, um den Lehrerberuf wieder attraktiv zu machen.
Grundsätzlich habe die Bildungsgewerkschaft keine Einwände gegen eine leistungsgerechte Bezahlung für Lehrerinnen und Lehrer, sagte die GEW-Vorsitzende. Dies setze jedoch "funktionierende und gerechte Bewertungssysteme" voraus.
Die GEW gehe jedoch davon aus, dass die Eingruppierung von Lehrkräften prinzipiell der akademischen Ausbildung und der Aufgabenstellung entspreche. Die komplexe Tätigkeit der Lehrkräfte im Unterricht und darüber hinaus sei nicht mit einem "technokratischen Punktesystem" erfassbar. Wörtlich sagte Stange: "Statt Teamarbeit im Lehrerzimmer zu fördern, wird um Leistungspunkte gefeilscht, die die Schulleitung nach Gutdünken verteilt. Eine Horrorvision für jede Schule."
Hinter der Forderung nach Leistungslohn stünden in der Regel "Nullsummen-Spiele und Kürzungsmodelle". Dies habe z. B. die Dienstrechtsreform von 1997 gezeigt. Durch die Streckung der Leistungsstufen in der Lehrerbezahlung hätten die Länder Unsummen gespart, die nur in Ausnahmefällen den Schulen bzw. den Lehrern zugute gekommen seien.
Was Bund und Länder unter Leistungslohn verstünden, zeige sich im Augenblick an der "miserablen und unwürdigen Bezahlung von Lehramtsreferendarinnen und Lehramtsreferendaren. Nach einem 5-jährigen akademischen Studium und einem ersten Staatsexamen erhielten diese lediglich DM 1.600 bis DM 2.000. Dies sei weniger als die Vergütung eines Maurerlehrlings im 3. Lehrjahr. Mit einer solchen Bezahlung sei der Lehrerberuf heute angesichts der Entlohnung in anderen Branchen nicht mehr attraktiv. Die Nachwuchsprobleme könnten nur gelöst werden, wenn die Anwärterbezüge durch die Reform der Besoldungsgesetzgebung wieder schrittweise auf das ursprüngliche Niveau von 75 Prozent des Anfangsgehaltes für Lehrkräfte angehoben würden.
An die Bundesbildungsministerin gerichtet stellte die GEW-Vorsitzende fest: "Frau Bulmahn sollte erst einmal die Dienstrechtsreform in den Hochschulen in trockene Tücher bringen und das Verbot von Studiengebühren im HRG verankern, bevor sie die Arbeit der Kultusminister übernimmt."
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