GEW: Leistungsfähiges Bildungssystem braucht teamfähige Pädagogen keine Einzelkämpfer / Bildungsgewerkschaft kritisiert Teile der geplanten Dienstrechtsreform
(Frankfurt/Maion) - Teile des vom Bundesinnenministerium vorgelegten Gesetzentwurfes zur Dienstrechtsreform hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert. So gingen etwa individuelle Leistungszulagen an der Arbeitswelt vieler Beamtinnen und Beamten vorbei. Ein besseres Bildungssystem braucht teamfähige Pädagogen und keine Einzelkämpfer, es verlangt mehr Zusammenarbeit innerhalb und zwischen Bildungseinrichtungen. Das ist in einem chronisch unterfinanzierten Bildungssystem mit einer individuellen Leistungsbezahlung nicht zu erreichen, sagte das für Beamtenpolitik zuständige GEW-Vorstandsmitglied Ilse Schaad am 11. Mai gegenüber Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) in einem Gespräch, an dem die gewerkschaftlichen Spitzenorganisationen teilgenommen haben. Für den Schuldienst, in dem gut 40 Prozent der Beamten von Bund, Ländern und Gemeinden beschäftigt sind, seien die geplanten individuellen Leistungskomponenten nicht praktikabel. Die Zulagen sollen bis zu acht Prozent der Bezahlung ausmachen.
Wer Kinder erzieht und deshalb in Teilzeit arbeitet, hat kaum Chancen auf eine Zulage, betonte Schaad. Damit würden Eltern und dabei in erster Linie Frauen zu Verlierern des neuen Systems. Vier von fünf teilzeitbeschäftigten Beamten seien Frauen, von diesen arbeiten besonders viele im Schuldienst. Deren Doppelbelastung drohe nicht ausreichend gewürdigt zu werden.
Jetzt räche sich, dass der Bundesinnenminister wichtige Beschäftigtengruppen wie Lehrkräfte und Polizisten nicht von Anfang an in die Gespräche zur Dienstrechtsreform einbezogen hat. Konzepte, die mit Blick auf Verwaltungsamtsstuben entwickelt worden sind, ließen sich nicht einfach auf andere Bereiche übertragen.
Auch internationale Erfahrungen in Privatwirtschaft und öffentlichem Dienst hätten gezeigt, dass individualisierte finanzielle Anreizsysteme nicht der Königsweg zu besseren Ergebnisse sind. Entsprechende wissenschaftliche Untersuchungen würden im Nachzüglerland Deutschland nicht zur Kenntnis genommen, sagte Schaad.
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