Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

GEW mahnt „mehr Zeit für Kinder und Jugendliche“ an

(Frankfurt am Main/Erfurt) - „Mehr Zeit für Kinder und Jugendliche in der Schule“ haben der Hauptvorstand und der Landesverband Thüringen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in ihrer Erklärung zum Gedenken an die Opfer des Massakers vom 26. April 2002 am Erfurter Gutenberg-Gymnasium angemahnt. Die Bildungsgewerkschaft sprach den Angehörigen, Freunden sowie den Kolleginnen und Kollegen der Opfer ihre Anteilnahme und Mitgefühl aus und gedachte der sinnlos Ermordeten in aller Stille.

„Schule muss menschlicher werden. Der Leistungsdruck, den die Schülerinnen und Schüler in Deutschland als besonders hoch empfinden, kann abgebaut werden, wenn endlich individuelle Unterstützung im Lernprozess das Dogma der ständigen Auslese ersetzt. Um auf die Probleme der Kinder und Jugendlichen eingehen zu können, brauchen Lehrkräfte, aber auch Eltern mehr Zeit - und selber Unterstützung: durch bessere Aus- und Fortbildung, aber auch durch Supervision sowie Sozialpädagogen und Schulpsychologen“, betonten GEW-Vorsitzende Eva-Maria Stange und Landesvorsitzender Jürgen Röhreich.

Gemessen an diesen notwendigen Maßnahmen, die der Gewaltprävention dienen, habe sich im vergangenen Jahr zu wenig bewegt, kritisierten Stange und Röhreich. Zwar sei der thüringische Sonderweg, dass junge Menschen bei Nichtbestehen des Abiturs ohne Schulabschluss dastehen, beendet worden. Doch für den jetzt eingeführten Realschulabschluss müsse eine zusätzliche Prüfung abgelegt werden. „Mit dieser Regelung wird der Druck auf die Schüler nicht geringer“, stellte Röhreich fest.

Die in Thüringen geplante für alle verbindliche Klassenlehrerstunde sei mit Verweis auf die leeren Kassen des Landeshaushaltes nicht eingeführt worden. „Wir müssen endlich begreifen, dass wir die Zivilgesellschaft, für deren Funktionieren in Kindertagesstätten, Schulen und der Familie die Grundsteine gelegt werden, nicht von der Haushaltslage in Bund, Ländern und Kommunen abhängig machen dürfen“, unterstrich der thüringische Landesvorsitzende.

Stange ergänzte, dass die aktuellen Kürzungen vieler Bundesländer die Probleme verschärften. „Statt für mehr Freiräume zu sorgen, bedeuten größere Klassen und höhere Unterrichtsverpflichtungen, d.h. das Binden von immer mehr Zeit der Lehrkräfte für das ‚reine Abarbeiten der Stundentafeln‘, genau das Gegenteil. Statt mehr Sozialpädagogen oder Schulpsychologen einzustellen, werden diese Stellen gestrichen“, sagte die GEW-Vorsitzende. „Dieser Weg führt in die Sackgasse. Dass es auch anders geht - und zwar mit gutem Erfolg - zeigt der Blick über den Gartenzaun der Bundesrepublik, den die Schulleistungsstudie PISA gewiesen hat.“

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt Telefon: 069/789730, Telefax: 069/

NEWS TEILEN: