GEW: „Wahlmöglichkeiten in gymnasialer Oberstufe erhalten!“ / Bildungsgewerkschaft warnt KMK vor Rolle rückwärts in die 60er-Jahre
(Frankfurt am Main) - Für den Erhalt der Wahlmöglichkeiten in der gymnasialen Oberstufe hat sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stark gemacht. Die Bildungsgewerkschaft warnte die Kultusministerkonferenz (KMK) vor einer „Rolle rückwärts in die 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts“. „Die Kultusminister müssen sicherstellen, dass angehende Abiturienten ihr Lernen auch künftig mitbestimmen und ihren Interessen entsprechend gestalten können. Wir brauchen motivierte und selbstbewusste junge Menschen, um die Zukunftsfähigkeit unseres Landes zu sichern. Gängelung durch einen fixen Fächerkanon ist der falsche Weg. Sie verstärkt die Chancenungleichheit“, sagte die stellvertretende GEW-Vorsitzende Marianne Demmer am Dienstag in Frankfurt am Main. Sie reagierte damit auf Pläne der KMK, die Vereinbarung über die gymnasiale Oberstufe zu verwässern und den Ländern bei deren Gestaltung künftig freie Hand zu geben. Bereits in den vergangenen Jahren hatten Bundesländer wie Baden-Württemberg das bewährte Kurssystem faktisch abgeschafft. Gleichzeitig soll der Erwerb der Mittleren Reife an Gymnasien bereits nach neun statt nach zehn Schuljahren möglich werden.
„Die KMK kann sich in zentralen Fragen nicht mehr einigen und schließt Formelkompromisse. Die einen sagen hü, die anderen hott: So wird das deutsche Schulsystem noch weiter zersplittert“, stellte Demmer fest. Sie machte deutlich, dass Schüler, Eltern und Lehrer „die föderale Bildungssuppe auslöffeln müssen“. Unterschiedliche Regelungen würden vermutlich die gegenseitige Anerkennung von Abschlüssen schwieriger machen und zu mehr Bürokratie führen. Die KMK-Planung widerspreche dem Grundgesetzauftrag, für gleichwertige Lebensverhältnisse in der gesamten Bundesrepublik zu sorgen. „Der Wechsel zwischen den Schulformen wird noch schwieriger. Auch ein Umzug von Bayern nach Bremen wird für Lehrkräfte, Eltern und Schüler zu einem Hürdenlauf mit ungewissem Ausgang. Das ist absurd: Denn andererseits spielt die Mobilität der Arbeitnehmer eine immer wichtigere Rolle. Gerade im Bildungsbereich ist Deutschland auf dem Weg zu einem gemeinsamen Europa“, betonte Demmer.
Die Vergabe der Mittleren Reife nach neun Jahren isoliere die Gymnasien zudem von den übrigen Schulen der Sekundarstufe I. „Auslesedruck und Chancenungleichheit werden erhöht. Die Folge: Künftig werden weniger junge Menschen ihr Abitur am Gymnasium machen. Dabei brauchen wir viel mehr junge Menschen, die nach der Schule ein Studium beginnen und abschließen“, unterstrich die GEW-Sprecherin. Die Große Koalition habe Chancengleichheit zu einem Leitmotiv ihrer Bildungspolitik erklärt. Die Absichten der KMK wiesen jedoch in die entgegengesetzte Richtung. „Statt einer weiteren Fragmentierung des Systems brauchen wir Schulen, in denen Kinder lange gemeinsam lernen und individuell gefördert werden. Solche Schulen vereinen Chancengleichheit und hohes Leistungsniveau“, sagte Demmer.
Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
Ulf Roedde, Pressesprecher
Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main
Telefon: (069) 78973-0, Telefax: (069) 78973-201
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