Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

GEW: "Wir brauchen ein Kita-Qualitätsgesetz - Bund muss sich finanziell engagieren" / Bildungsgewerkschaft zur Kita-Studie - Qualität: weiterhin große Unterschiede zwischen den Bundesländern

(Frankfurt am Main) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) macht sich für ein Kita-Qualitätsgesetz und ein finanzielles Engagement des Bundes in der frühkindlichen Bildung stark. "Es ist dringend notwendig, mit einem Bundesgesetz die Voraussetzungen für verantwortungsvolle Arbeit und höchstmögliche Qualität von Bildung, Erziehung und Betreuung in Tageseinrichtungen für Kinder zu schaffen. Wir dürfen es nicht länger den Ländern überlassen, darüber zu entscheiden, unter welchen personellen Bedingungen Kitas arbeiten", sagte Norbert Hocke, GEW-Vorstand für Jugendhilfe und Sozialarbeit, mit Blick auf die Ergebnisse des "Kita-Ländermonitors 2015" der Bertelsmann Stiftung.

"Kindertagesbetreuung ist eine soziale Dienstleistung, die allen Kindern in ganz Deutschland auf höchstmöglichem Qualitäts-Niveau offen stehen muss. In der wichtigen Phase der frühen Kindheit darf es nicht dem Zufall überlassen bleiben, wie eine Kita personell und finanziell ausgestattet ist. Deshalb muss sich der Bund künftig finanziell an dieser Aufgabe beteiligen", betonte Hocke. Er erläuterte, dass die Kommunen dafür verantwortlich seien, den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz zu gewährleisten. Die Länder leisteten nach Maßgabe ihrer Kita-Gesetze eine finanzielle Unterstützung. "Dieses System ist nicht zukunftsfähig", stellte Hocke fest.

Er machte deutlich, dass der Fachkraft-Kind-Schlüssel trotz erkennbarer Verbesserungen in einzelnen Bundesländern noch weit vom fachlichen Konsens in dieser Frage entfernt sei. Das belegten die Daten der heute veröffentlichten Kita-Studie. Nach Auffassung der Wissenschaftler solle eine pädagogische Fachkraft nicht mehr als drei Kinder, die jünger als drei Jahre sind, und im Schnitt bis zu 7,5 Kinder im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt betreuen. Dieser Empfehlung und international geltendem Standard werde mit Ausnahme Baden-Württembergs und Bremens kein Bundesland gerecht. Am schlechtesten sei der Personalschlüssel für unter Dreijährige in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin. "Nach wie vor gibt es einen erheblichen Ost-West-Unterschied", sagte Hocke.

"Wir brauchen gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten in den Kitas. Dazu gehören neben einer deutlich besseren Bezahlung als bisher unbefristete Arbeitverhältnisse und mehr Vollzeitstellen", hob Hocke hervor. Besonders scharf kritisierte er, dass nur 60 Prozent der Kita-Beschäftigten eine Vollzeitstelle hätten und 41 Prozent der pädagogischen Fachkräfte befristetet beschäftigt seien.

Ein weiterer wichtiger Indikator für Kitaqualität seien die Rahmenbedingungen für Leitungskräfte. "Leitungskräfte müssen von anderen Aufgaben entlastet werden. Sie sollen die Qualitätsentwicklung in den Kitas vorantreiben und sich in der Personalführung engagieren", unterstrich Hocke. Aktuell könnten sich Leitungskräfte nur in 37 Prozent der Kindertageseinrichtungen auf ihre Aufgabe konzentrieren. Knapp zwei Drittel hätten weitere pädagogische Aufgaben, überwiegend im Gruppendienst mit den Kindern.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Ulf Roedde, Pressesprecher Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main Telefon: (069) 78973-0, Fax: (069) 78973-201

(cl)

NEWS TEILEN: