Pressemitteilung | Deutscher Verband Tiernahrung e.V. (DVT) - Hauptgeschäftsstelle

GFFA 2021: Nachhaltige Futtermittel für nachhaltige Lebensmittel / Tierbasierte Bioökonomie unterstützt Kreislaufwirtschaft

(Bonn) - Experten aus der Tierernährung diskutierten auf dem Global Forum for Food and Agriculture 2021 (GFFA) globale und lokale Möglichkeiten zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks von Futtermitteln. Wissenschaftler der Tierernährung zeigten dazu aktuelle Forschungsergebnisse und Einflussmöglichkeiten auf. In diesem Zusammenhang verdeutlichte der Präsident des europäischen Futtermittelverbands (FEFAC), Asbjørn Børsting, das hohe Engagement der Futtermittelwirtschaft und stellte die FEFAC-Nachhaltigkeits-Charta 2030 vor.

Der Deutsche Verband Tiernahrung e. V. (DVT) und FEFAC organisierten im Rahmen des 13. GFFA ein Fachpodium zum Thema "Nachhaltige Futtermittel für nachhaltige Lebensmittel: globale Lösungen für Klimaresilienz und Klimaschutz". Als Vertreter der Europäischen Kommission erläuterte Dr. Wolfgang Trunk, Generaldirektion SANTE, den EU-Ansatz für eine Versorgung mit nachhaltigen Futtermitteln und ging dabei insbesondere auf die in der Farm-to-Fork-Strategie aufgeführten Elemente ein. "Futtermittel spielen eine große Rolle in der Wertschöpfungskette. Tierernährung ist ein wichtiger Bereich der Farm-to-fork-Strategie und kann ein Teil der Lösung sein." Unter anderem benannte Trunk die Green Claims und die Überarbeitung der Verordnung zu Futterzusatzstoffen. Ziel sei die Reduzierung des Umwelteinflusses aus der Nutztierhaltung. Die Tierernährung könne auch Teil der Lösung beim Kampf gegen Antibiotikaresistenzen sein.

Prof. Dr. Wilhelm Windisch, Lehrstuhlinhaber für Tierernährung von der Technischen Universität München, erläuterte sein Konzept der tierbasierten Bioökonomie und hob dabei die Rolle der Tiere bei der Verwertung von nicht essbarer Biomasse (aus Nebenprodukten, Grünland) hervor: "80 Prozent der pflanzlich angebauten bzw. erzeugten Lebensmittel sind für Menschen nicht essbar. Diese Menge enthält jedoch sehr viele Nährstoffe, unter anderem Stickstoff und Phosphor. Um diese sinnvoll für den Pflanzenbau wiederverwerten zu können, ist die Verfütterung an Tiere und damit die Tierhaltung sinnvoll. Von den Tieren erhalten wir dann noch wertvolle tierische Lebensmittel. Das ist eine Win-Win-Situation, denn so ist das Vieh der effizienteste Verwerter von nicht essbarer Biomasse - und deshalb brauchen wir die Nutztierhaltung." Er wies auch auf die Herausforderungen bei der Entwicklung nachhaltiger Lebensmittelproduktionssysteme hin, wie beispielsweise die Tatsache, dass Tiere mit hoher Effizienz und geringen Emissionsraten (wie Geflügel) häufig durch die Fütterung mit essbarer Biomasse in direktem Nahrungswettbewerb zum Menschen stünden. Windisch warnte davor, künstliches Fleisch und Imitate von tierischen Lebensmitteln als beste Alternativen anzusehen: "Es ist eine Sackgasse: Die Nachahmung von tierischen Produkten steigert die Erzeugung von nicht essbarer Biomasse und die Herstellung von Fleischersatzprodukten erhöht den Wettbewerb mit Lebensmitteln, da Substrat für Nährböden aus Lebensmitteln gewonnen werden."

Dr. Gert van Duinkerken, Leiter der Nutztierforschung an der Universität Wageningen (Niederlande), sprach über die Herausforderungen und Trends in der Tierernährung - dies vor Hintergrund der Kreislaufwirtschaft für eine Lebensmittelproduktion mit dem Ziel eines geringen CO2-Fußabdrucks sowie verringerten Lebensmittelverlusten und -verschwendung. Auch er stellte eine tierbasierte Bioökonomie heraus: "Da Tiere die Möglichkeit besitzen, hochwertige Eiweiße aus für Menschen nicht essbarer Biomasse produzieren zu können, können sie 1/3 des täglichen Eiweißbedarfs der Menschen herstellen, ohne in Konkurrenz mit dem Menschen zu treten. Deshalb würden wir bei rein pflanzlicher Ernährung der Bevölkerung mehr Ackerfläche benötigen als bei einer Landwirtschaft mit Tierhaltung, um die erforderliche Eiweißmenge für die menschliche Ernährung zu gewinnen." Er wies darauf hin, dass es wichtig sei, den Fokus mehr auf eine gesamte agro-ökologische Effizienz zu setzen mit der Frage: Wie können wir bestmöglich Neben- und Koppelprodukte der Lebensmittelherstellung in der Tierernährung verwenden? "Bei all dem bleibt die Widerstandsfähigkeit und Gesundheit der Tiere der Schlüsselfaktor", so van Duinkerken. "Wichtig ist, weniger in den einzelnen Sparten zu denken, sondern eher zusammen und integrativ: Boden - Pflanze - Tier." Darüber hinaus sind unter anderem die Nutzung von Enzymen, Aminosäuren, eine verbesserte Bearbeitung von Rohstoffen und Mischfutter sowie technologische und biologische Lösungen hilfreich für die Zukunft.

Dr. Jan Dijkstra, Professor für Tierernährung von Wiederkäuern an der Universität Wageningen, betonte: "Im Gegensatz zu CO2 hat Methan eine deutliche geringere Lebensdauer. So verbleibt es circa 12 Jahre in der Atmosphäre, bevor es zerfällt. Schaffen wir es also, die Methanemissionen in der Rinderhaltung auf ein niedriges und stabiles Niveau zu senken, können wir ein Gleichgewicht in der Atmosphäre herstellen und somit eine zusätzliche negative Klimawirkung der Methanemissionen vermeiden.", sagt Dijkstra. Diverse Nahrungsergänzungsmittel und Zusatzstoffe sowie Fett, Algen oder Nitrate könnten dabei helfen.

Am Ende des Fachpodiums präsentierte FEFAC-Präsident Asbjørn Børsting die europäischen Aktivitäten zur Nachhaltigkeit. Dabei ging er besonders auf die fünf Ambitionen der FEFAC-Nachhaltigkeits-Charta 2030 und ihr Potenzial zur Unterstützung der Ziele des Green Deals ein. Die GFLI-Datenbank ist ein Element der Futtermittelbranche, um auf aussagekräftige Umweltbewertungen von Futtermitteln zugreifen zu können: "Wir haben zusammen mit Wissenschaftlern ein robustes Datentool zum Klima-Fußabdruck für den Futtermittelsektor geschaffen. Darin sind derzeit rund 1.500 Rohstoffe global eingeschlossen. Das ist ein Werkzeugkasten, mit dem wir Futtermittelkomponenten optimieren können, um den Fußabdruck zu reduzieren." Børsting sprach auch über die bevorstehende Veröffentlichung der Leitlinien für nachhaltiges Soja in ihrer aktualisierten Fassung in den kommenden Wochen. Sie enthalten Regelungen zur Verbesserung der Transparenz, Kriterien zur Entwaldungsfreiheit sowie zur Reduzierung oder Vermeidung der Landnutzungsänderungen.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Verband Tiernahrung e.V. (DVT) Britta Noras, Pressereferentin Beueler Bahnhofsplatz 18, 53225 Bonn Telefon: (0228) 97568-0, Fax: (0228) 97568-68

(ds)

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