Pressemitteilung | Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE)

Ghettoisierung stoppen

(Berlin) - „Die Integration von Migranten darf in Deutschland nicht allein den Schulen überlassen werden“, betonte der Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) und Vizepräsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) Ludwig Eckinger auf der 6. Tagung des Tutzinger Netzwerks für Schule und Lehrer, die gestern (14. Oktober) an der Evangelischen Akademie Tutzing zu Ende ging. Das Netzwerk ist eine Kooperation von VBE, BLLV und Evangelischer Akademie Tutzing.

„Deutschland ist ein Einwanderungsland und muss deshalb eine Integrationspolitik gestalten, die alle Bereiche der Gesellschaft umfasst.“ Unter diesem Aspekt seien die Schulen entscheidende Orte, gesellschaftliche Heterogenität nicht nur auszuhalten, sondern als Chance für gesellschaftliche Teilhabe zu gestalten, betonte Eckinger. „Die Lehrerinnen und Lehrer stellen sich dieser Aufgabe mit großem Engagement, können aber gesellschaftliche Fehlentwicklungen nicht stoppen.“ Insbesondere müsse der Trend in Städten zur Entwicklung von Parallelgesellschaften aufgehalten werden. Eckinger warnte davor, dass Kommunen einer Ghettoisierung tatenlos zusähen. Er forderte die Länder und Kommunen auf, „durch eine gezielte Strukturentwicklung müssen Separationen nach ethnischen und schichtenspezifischen Gesichtspunkten verhindert werden“. Eine Aufspaltung von Kommunen in Wohngebiete mit jeweils homogenem sozialem und ethnischem Status sei eine Bedrohung unseres demokratischen Gemeinwesens. Ludwig Eckinger kritisierte Tendenzen in Ländern und Kommunen, unter dem Fähnchen der Selbstständigkeit von Schulen die Schuleinzugsbereiche für Grundschulen aufzuheben. „Wir dürfen uns keine Ghettoschulen leisten. Die Integration von Migranten muss im Kindergarten und in der Grundschule beginnen“, sagte der VBE-Bundesvorsitzende und BLLV-Vizepräsident. Eckinger stellte zugleich klar, Integration könne nur gelingen, wenn sie als gemeinsames Anliegen von deutscher und Migrantenseite angenommen werde. Er betonte die Notwendigkeit eines Perspektivenwechsels. „Unterschiede dürfen nicht nur als Defizit wahrgenommen werden, sondern müssen als kulturelle Vielfalt angenommen werden.“ Hier sei auch die Lehrerbildung gefordert, sich dem Thema “interkulturelle Kompetenzen“ zu stellen.

Mit großer Sorge sehen VBE und BLLV, dass 20 Prozent der ausländischen Schülerinnen und Schüler die deutsche Schule ohne Schulabschluss verlassen und damit kaum Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe und auf dem Arbeitsmarkt haben. Ludwig Eckinger sieht darin das Scheitern bisheriger Migrantenpolitik. „Das Erlernen der deutschen Sprache und der Erwerb von Sprachkompetenz ist grundlegend für alle weiteren Integrationsschritte“, so Eckinger. Dies sei zwar in der Bildungspolitik inzwischen anerkannt, doch reiche es nicht aus, frühe Sprachförderung zu beschließen. Man müsse auch sehr genau auf die Umsetzung in den Ländern schauen. Eckinger forderte, die Sprachförderung in Kindergärten und Grundschule müsse von entsprechendem pädagogischem Fachpersonal verantwortet werden. „Aus Kostengründen werden zum Teil interessierte Personen ohne passende Qualifikation für die wichtige Aufgabe abgestellt. Dieses Vorgehen kommt der Gesellschaft aber teuer zu stehen, wenn das Ziel nur ungenügend erreicht wird.“

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Bildung und Erziehung e.V. (VBE) Behrenstr. 23-24, 10117 Berlin Telefon: 030/7261966-0, Telefax: 030/7261966-19

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