Pressemitteilung | Bundesverband öffentlicher Binnenhäfen e.V. (BÖB)

Gier nach Wohnen am Wasser / Deutsche Binnenhäfen zunehmend von Stadtentwicklern bedroht / Parlamentarischer Abend des BÖB in Berlin

(Berlin) - Die deutschen Binnenhäfen sind zunehmend von Plänen der Stadtentwickler bedroht. Obwohl das Hafengeschäft boome, seien immer mehr Standorte angesichts der gewachsenen Begehrlichkeit nach Wohnen am Wasser gefährdet, sagte der Präsident des Bundesverbandes Öffentlicher Binnenhäfen e.V. (BÖB), Dr. Rolf Bender, auf dem ersten parla­mentarischen Abend des Verbandes in Berlin. Immobilienmakler meinten, mit Wohnungen und Büros am Wasser höhere Erträge erzielen zu können und würden entsprechend rigoros mit derartigen Lagen werben, fügte Bender hinzu.

Rund 130 Vertreter von Häfen, Ministerien und Logistikunternehmen sowie Umweltverbänden und Transportfirmen waren am Donnerstagabend im Roten Rathaus zusammen gekommen, um über das Thema „Hafen- und Stadtentwicklung in einem stabilen Gleichgewicht“ zu diskutieren.

Um gut gehende Häfen verkümmern zu lassen, würden beispielsweise Straßen um die Standorte herum vernachlässigt, kritisierte Dr. Roland Beyer von der Dortmunder Hafen AG. Dabei würde beispielsweise die Frage der Arbeitsplätze in immerhin fast allen Bildungsschichten nicht beachtet. Immerhin hingen an den rund 100 deutschen Binnenhäfen und deren Umfeld bis zu 400 000 Jobs. Zudem würde der Transportweg Straße enorm entlastet. Für ein Schiff mit 1,5 Tonnen Fracht, welches in fünf Minuten vorbeifahre, würden rund 80 Lastkraftwagen etwa eineinhalb Stunden lang lautstark die­selbe Stelle passieren, verdeutlichte der Experte die Situation. Diese hervorragende Infrastruktur müsse effizient genutzt werden. Zumal das vermeintlich idyllische Wohnen am Wasser, womit die Investoren werben, nicht immer aufginge. „Tuckernde und hupende Schiffe“ seien nicht jedermanns Sache, doch das interessiere die Stadtentwickler hinterher nicht mehr.

BÖB-Geschäftsführer Karl Michael Probst verwies darauf, dass einige Verbandsmitglieder ein Wachstum im Containerumschlag von bis zu 50 Prozent verzeichnen. Zugleich prognostiziere eine Arbeitsgruppe des BÖB, das in 20 Jahren ein Viertel der im Verband organisierten 109 Hafenstandorte zur Dis­position stehen könne - und das bei steigendem Güterverkehrsvolumen.

Ursache der Befürchtungen sei das Spannungsfeld von Hafen- und Stadtent­wicklung, in dem der Hafen den Kürzeren zu ziehen drohe, bestätigte auch Probst. Die Immobilienwirtschaft werfe immer öfter begehrliche Blicke auf die Areale am Wasser. Viele Stadtväter versprächen sich die Ansiedlung von Werbeagenturen und Dienstleistungsunternehmen und ignorierten dabei, dass der Hafen als logistische Drehscheibe maßgeblich zur Ver- und Entsorgung der Region beitrage.

Auf europäischer Ebene werde jedoch inzwischen auf eine stärkere Einbeziehung des Systems Wasserstraße gesetzt, sagt Probst. Auch auf nationaler Ebene sei die Bedeutung des nassen Systems zur Lösung der ver­kehrspolitischen Aufgaben stärker ins Blickfeld der Politik gerückt. Ein in Vorbereitung befindlicher Masterplan Güterverkehr und Logistik solle die Leistungsfähigkeit des nassen Systems fördern.

Dieser Masterplan wird Ende dieses Jahres fertig sein und ab 2008 umgesetzt, wie Jörg Hennerkes, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, an­kündigte. Dabei gehe es darum, die Stärken der einzelnen Verkehrsträger – Bahn, LKW, Schiff und Flugzeug – zielorientiert und effizient miteinander zu kombinieren. Der Plan werde nicht für, sondern mit allen Beteiligten erarbeitet, um eine größtmögliche Praxisnähe zu erreichen. Wie für die Seehäfen solle auch für Binnenhäfen ein infrastrukturpolitisches Konzept erarbeitet werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband öffentlicher Binnenhäfen e.V. Straße des 17. Juni 114, 10623 Berlin Telefon: (030) 39802875, Telefax: (030) 39802880

(sh)

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