Green Card: Informatikerinnen und Informatiker noch immer gesucht
(Bonn) - Auch wenn die Arbeitsmarktsituation heute in einigen Bereichen der IT-Branche deutlich schwieriger als vor einem Jahr ist, besteht an gut ausgebildeten Informatikerinnen und Informatikern nach wie vor hoher Bedarf, sagte der Präsident der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI), Heinrich C. Mayr. Die Entlassungen in den Bereichen der Telekommunikation, des Webdesigns oder der Netzwerkadministration stellen neben der Reaktion auf den allgemeinen Wirtschaftsabschwung hauptsächlich eine Bereinigung von Überkapazitäten dar, die im Zusammenhang mit der völlig überzogenen dot.com-Euphorie aufgebaut worden waren, hob Mayr hervor.
Äußerst problematisch sei aber, dass in der öffentlichen Darstellung dieser Lage IT meist mit Informatik gleichgesetzt würde. Der Begriff IT-Fachkraft beinhalte die ganze Breite vom Call Center-Mitarbeiter über die Webseitenentwicklerin bis zum Netzwerkadministrator. Die Informatikerin oder der Informatiker mit einer fundierten Hochschulausbildung ist damit nicht gemeint. Hinterfragt man die Arbeitslosenstatistik, stellt man schnell fest, dass letztere nach wie vor Mangelware und heiß begehrt sind. Diejenigen, die jetzt entlassen werden, haben großenteils nicht die erforderlichen Qualifikationen., erklärte Mayr.
Es sei fatal, wenn der Anfang der 90er Jahre gemachte Fehler wiederholt würde und durch eine pauschale Negativeinschätzung der gesamten Branche junge Leute erneut vor einem Informatikstudium abgeschreckt würden. An den Folgen dieses Fehlers leide die Informatik bis heute. Deshalb entbehrt auch die Diskussion um die Eindämmung der Green Card jeder Grundlage, hob Mayr hervor.
Es darf nicht vergessen werden, dass Green Card-Inhaber einen Hochschulabschluss haben müssen, also genau die Leute sind, die in Deutschland gesucht werden. Nach wie vor könnten die Hochschulen pro Jahr nur rund 5800 Informatik-Absolventinnen und Absolventen in die Arbeitswelt entlassen. Auf absehbare Zeit könne Deutschland deshalb seinen Bedarf an gut ausgebildeten Fachleuten nicht aus eigener Kraft decken und im Zeichen der Internationalisierung der Wirtschaft sei eine derartige Abschottung auch nicht sinnvoll.
Aus der Beruhigung des Arbeitsmarktes ergebe sich möglicherweise sogar eine positive Entwicklung im Ausbildungsbereich, wenn sich die Studierenden nicht mehr so leicht von Angeboten aus der Wirtschaft zu einem Studienabbruch verlocken ließen. Sie sehen jetzt, dass eine solide Ausbildung mit Abschluss vor dem Verlust des Arbeitsplatzes schützt., erläuterte Mayr.
Deshalb könne man davon ausgehen, dass dem Markt künftig mehr Absolventinnen und Absolventen der Informatik zur Verfügung stünden. Und dies kann für die Qualität der geleisteten Arbeit nur von Vorteil sein, sagte Mayr.
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