Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

"Gute Arbeitsbedingungen und gesundes Lehren sind zwei Seiten einer Medaille" / GEW und Freiburger Projekt stellen Projekt und DVD "Lange Lehren durch Coaching" vor

(Berlin) - Lehrerinnen und Lehrer sollen gesund in Rente oder Pension gehen, verlangt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). "2008 haben jedoch nur rund 40 Prozent der Lehrkräfte, die aus dem Dienst ausschieden, die gesetzliche Altersgrenze von 65 Jahren erreicht. Überfällig sind präventive Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen für Lehrkräfte wie das Beziehungscoaching nach dem Freiburger Modell", stellte Anne Jenter, für Frauenpolitik verantwortliches GEW-Vorstandsmitglied, am Montag während einer Pressekonferenz in Berlin fest. Besonders psychische Belastungen der Lehrkräfte nähmen permanent zu. Lehrkräfte würden mit diesem Problem jedoch weitgehend allein gelassen. "Es ist eine Führungsaufgabe der Kultusministerien aller Bundesländer, flächendeckend Angebote in der Lehreraus- und -fortbildung zur Professionalisierung der Beziehungskompetenz der Lehrkräfte anzubieten. Diese Kompetenzen sind für gelingende Lernprozesse notwendig", betonte Jenter. Wenn Lehrkräfte nicht ausreichend ausgebildet sind, führe dies von Stress und Aggressionen bis hin zum "Burn out".

GEW und Max-Traeger-Stiftung (MTS) fördern seit einigen Jahren die Umsetzung des Lehrkräfte-Coachings nach dem Freiburger Modell. Die Freiburger Mediziner Prof. Joachim Bauer und Thomas Unterbrink haben es im Rahmen des von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) geförderten Projekts "Lange Lehren" entwickelt.

"Lehrkräfte üben einen Beziehungsberuf aus, in dem interpersonelle Kompetenz nicht nur im Verhältnis zu den Schülern gefragt ist, sondern auch gegenüber Eltern und den Kolleginnen und Kollegen", sagte Prof. Bauer. In früheren Studien hatten die Freiburger Mediziner nachgewiesen, dass die Lehrergesundheit vor allem durch Aggressivität im Klassenzimmer gefährdet sei. "Lehrkräfte", so Bauer, "müssen nicht nur ihr Fach beherrschen, sondern auch die Kunst der Beziehungsgestaltung." Dafür seien sie oft nicht hinreichend ausgebildet. "Da wir aus der Stressforschung wissen, dass zwischenmenschliche Stressoren zu biologisch-körperlichen Erkrankungen führen können, war unser Ansatzpunkt, die Lehrergesundheit dadurch zu schützen, dass wir die Beziehungskompetenz von Lehrkräften stärken." Dieser Ansatz habe sich jetzt als erfolgreich erwiesen.

Info: In der im renommierten Journal "Psychotherapy and Psychosomatics" im Mai 2010 veröffentlichten Studie hat eine Freiburger Arbeitsgruppe nachgewiesen, dass Lehrkräfte, die an einem von medizinischen oder psychologischen Experten geleiteten Coaching-Kurs teilgenommen haben, bessere Gesundheitsparameter haben.

Ein DVD-Video zu Fortbildungszwecken soll Lehrkräfte unterstützen, die Kunst der schulischen Beziehungsgestaltung zu erlernen und sich so vor gesundheitlichem Verschleiß zu schützen.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Ulf Roedde, Pressesprecher Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt am Main Telefon: (069) 78973-0, Telefax: (069) 78973-201

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