Gute Betreuungsangebote für Kinder werden zum Standortfaktor auf dem Land
(Berlin) - "In drei Jahren haben Eltern einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz für ihre Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. Bis dahin muss noch viel passieren", stellt Katrin Biebighäuser, Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) anlässlich des Ersten Zwischenberichtes zur Evaluation des Kinderförderungsgesetzes fest. Den Bericht hat das Bundeskabinett kürzlich verabschiedet. "Wir halten die optimistische Einschätzung von Bundesministerin Kristina Schröder für voreilig angesichts der Herausforderungen, die noch anstehen."
Der Bericht zeigt auf, dass die Versorgungsquoten zwischen West- und Ostdeutschland stark variieren. Während in Westdeutschland eine Quote von 14,6 Prozent erreicht wird, kann Ostdeutschland mit 46 Prozent bereits jetzt die Zielmarke von 35 Prozent locker überspringen.
Trotzdem gibt es für alle noch viel zu tun: neben den baulichen und räumlichen Herausforderungen in Westdeutschland müssen bundesweit Lösungen gesucht werden, um die Fachkraft-Kind-Relation im Sinne einer Qualität herstellen zu können. Der Bericht stellt dar, dass noch von zusätzlichen 35.000 bis 40.000 Vollzeitstellen auszugehen ist. "Dass Erzieherinnen und Erzieher fehlen, um das Ausbauziel zu erreichen, ist nicht erst seit gestern klar. Für die ländlichen Räume spielen aber auch qualifizierte Tagesmütter und -väter eine wichtige Rolle. Dafür muss zusätzliches Geld in die Hand genommen werden", so Katrin Biebighäuser. "Eltern wollen keine Aufbewahrungsorte für ihre Kinder, sondern eine qualifizierte Betreuung, die auf die individuellen Bedürfnisse von Kindern eingehen kann. Die im Bericht aufgezeigte Vergütung von Tagespflegepersonen, die unterschiedliche Fachkraft-Kind-Relation oder das kurzzeitige Umschulen von arbeitslosen Handwerkern steht nicht gerade für einen qualitativen Ausbau", sagt Katrin Biebighäuser.
Für die ländlichen Räume gilt: Alle Beteiligten müssen an einen Tisch. "Gute Betreuungsangebote im ländlichen Raum werden zum Standortfaktor und damit auch ein wirtschaftlicher Faktor. Durch den absehbaren Fachkräftemangel und die dringend benötigten Ärzte auf dem Land muss der Ausbau der Kinderbetreuung in den ländlichen Räumen oberste Priorität bei Kommunen, BürgermeisterInnen und LandrätInnen haben." Aus Sicht des BDL müssen die Besonderheiten der ländlichen Räume dabei berücksichtigt werden: Angebote, die nicht erreichbar sind oder auf Grund der hohen Mobilität zu weit vom Arbeitsplatz entfernt sind, nützen jungen Eltern in den ländlichen Räumen wenig.
Ob die 35 Prozent-Marke überhaupt noch ausreichend ist, habe der Bericht gar nicht aufgegriffen. Einige Kommunen planen unter dem Versorgungsgrad von 35 Prozent aufgrund ihrer geschätzten Bedarfslage. "Dies halten wir für riskant. Im Einzelfall können Eltern ihren Rechtsanspruch einklagen. Darüber hinaus haben Bund, Länder und Kommunen sich auf dieses Ausbauziel verständigt. Nun erwarten wir auch, dass sich die Akteure auch über Schwierigkeiten und entsprechende Lösungsmöglichkeiten verständigen. Denn wir sind davon überzeugt: Wer an den Kindern spart, spart an der Zukunft unseres Landes", sagt die Bundesvorsitzende abschließend.
Quelle und Kontaktadresse:
Bund der Deutschen Landjugend im Deutschen Bauernverband e.V. (BDL), Haus der Land- und Ernährungswirtschaft
Pressestelle
Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin
Telefon: (030) 31904-253, Telefax: (030) 31904-206