Halbjahresbilanz im Maschinen- und Anlagenbau: Beschäftigtenabbau setzt sich fort – Reformdruck wächst
(Frankfurt am Main) – Die Zahl der Beschäftigten im Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland ist weiter rückläufig. Zum 30. Juni dieses Jahres waren in Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten rund 1,01 Millionen Mitarbeitende tätig – das entspricht einem Rückgang von 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Unsere Branche steht unter erheblichem Druck. Insbesondere die hohe weltweite Unsicherheit und die damit verbundene Investitionszurückhaltung, aber auch der Strukturwandel und der globale Wettbewerbsdruck stellen die Unternehmen zunehmend vor Herausforderungen. Dass viele von ihnen trotz allem an ihrer Stammbelegschaft festhalten, ist Ausdruck ihrer langfristigen Planung und Verantwortung“, erklärt Dr. Johannes Gernandt, Chefvolkswirt des VDMA.
Leichte Entspannung – keine Trendwende
Aktuelle Zahlen aus der VDMA-Konjunkturerhebung für das zweite Quartal 2025 zeigen erste Anzeichen einer leichten Entspannung: Im Vergleich zum ersten Quartal ist der Anteil der Unternehmen, die eine Ausweitung ihrer Stammbelegschaft anstreben, von rund 17 auf 20 Prozent gestiegen. Diesen möglichen Ausbau der Stammbelegschaft planen hauptsächlich kleinere Unternehmen mit weniger als 10 Millionen Euro Jahresumsatz sowie sehr große mit mehr als 1 Milliarde Euro Umsatz. Der Beschäftigungssaldo bleibt in den Erwartungen jedoch negativ. Auch gehen inzwischen etwas mehr Unternehmen von abnehmender als von steigender Kurzarbeit aus (29 Prozent versus 19 Prozent). „Diese Entwicklung ist ein ermutigendes Signal, aber sie reicht nicht, um von einer nachhaltigen Erholung zu sprechen. Der Stellenabbau wird sich in den kommenden Monaten voraussichtlich weiter fortsetzen – wenn auch verlangsamt“, erläutert Dr. Gernandt.
Fachkräftemangel bleibt zentrales Thema
Trotz der angespannten Lage am Arbeitsmarkt bleibt der Fachkräftemangel eine strukturelle Herausforderung. Laut ifo-Institut gibt nach wie vor fast jedes vierte Unternehmen (23 Prozent) im Maschinenbau an, durch fehlendes Personal in der Produktion eingeschränkt zu sein.
Mehr als ein Viertel der Beschäftigten im Maschinen- und Anlagenbau wird in den nächsten zehn Jahren das Renteneintrittsalter erreicht haben. Der Fachkräftemangel bleibt langfristig bestehen. „Hierauf muss die Politik endlich reagieren: Anreize zur Frühverrentung müssen weg, das Renteneintrittsalter schrittweise erhöht werden“, fordert Fabian Seus, Leiter Competence Arbeitsmarkt beim VDMA. „Auch das Thema Fachkräfteeinwanderung darf dabei nicht vergessen werden. Hier brauchen wir vor allem schnellere Anerkennungsverfahren und das Zeitarbeitsverbot muss weg“, fordert Seus.
Strukturwandel mutig angehen
Aufgabe für Unternehmen und Politik ist es, den Strukturwandel mutig anzugehen. Nur so kann die industrielle Basis in Deutschland und damit Beschäftigung dauerhaft gesichert werden. Die Unternehmen müssen noch stärker die Chancen der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz ergreifen. Neue Möglichkeiten ergeben sich auch auf neuen Absatzmärkten, etwa in den ASEAN-Staaten, Afrika oder Lateinamerika. Hier braucht es mehr unternehmerischen Mut für neue Geschäftsmodelle. „Dafür benötigen wir einen Politikwechsel, der Planungssicherheit schafft und wirtschaftliche Dynamik ermöglicht. Wer den Industriestandort Deutschland sichern will, muss den Stillstand beenden“, fordert Dr. Gernandt.
Reformen am Arbeitsmarkt dringend notwendig
Eine zentrale Rolle für die künftige Entwicklung der Beschäftigung spielen auch die Bedingungen am Arbeitsmarkt. Geringere Arbeitskosten sind ein Muss, um gerade den industriellen Mittelstand wettbewerbsfähig zu halten. „Die drängendste politische Aufgabe ist es, die Sozialabgaben zu senken. Wir benötigen ein wettbewerbsfähiges Niveau, maximal 40 Prozent, um Beschäftigung anzureizen. Jeder Prozentpunkt darüber macht den Standort unattraktiver und gefährdet Arbeitsplätze“, mahnt Seus. „Das erreichen wir nur durch Reformen in allen Sozialversicherungen. Digitalisierung kann hier sicherlich helfen, aber es müssen auch Leistungen grundsätzlich hinterfragt werden“, betont der VDMA-Arbeitsmarktexperte.
Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA), Holger Paul, Leiter(in) Kommunikation, Lyoner Str. 18, 60528 Frankfurt am Main, Telefon: 069 66030