Halbleiter aus Europa dürften auch mehr kosten
(Berlin) - Angesichts der unsicheren Versorgung mit Halbleitern aus dem Ausland wünschen sich die betroffenen Unternehmen zunehmend sichere Bezugsquellen aus Deutschland und Europa. Eine große Mehrheit wäre auch bereit, dafür mehr zu bezahlen, sofern die Leistung der Halbleiter nicht schlechter ist als die ihrer ausländische Konkurrenz – allerdings nur in einem bestimmten Rahmen. So würden acht von zehn (79 Prozent) der deutschen Unternehmen, die in diesem Jahr Halbleiter kaufen, bis zu 5 Prozent mehr zahlen, wenn diese in Europa produziert werden. 17 Prozent würden sogar bis zu 10 Prozent mehr bezahlen, so dass insgesamt 96 Prozent eine höhere Zahlungsbereitschaft zeigen. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 503 Unternehmen ab 20 Beschäftigten aus verarbeitendem Gewerbe, der IT und Telekommunikation – also Branchen, in denen Halbleiter stark genutzt werden. Die Befragung wurde von Juli bis September 2025 durchgeführt – also vor den aktuellen Lieferengpässen rund um das Unternehmen Nexperia. Kein Unternehmen war zum Zeitpunkt der Befragung allerdings bereit, mehr als 10 Prozent mehr für europäische Halbleiter zu zahlen. Aber nur 1 Prozent schloss einen Preisaufschlag für Halbleiter made in Europe kategorisch aus. „Europa und Deutschland müssen echte digitale Souveränität aufbauen, Abhängigkeiten verringern und den Handlungsspielraum vergrößern. Es ist ein ermutigendes Signal, dass die Wirtschaft bereit ist, in mehr Versorgungssicherheit und unsere digitale Souveränität zu investieren. Digitale Souveränität gibt es nicht zum Nulltarif und der Aufbau eines wettbewerbsfähigen Halbleiter-Ökosystems kostet zunächst einmal Geld“, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. „Nur gemeinsam können Wirtschaft und Politik einseitige Abhängigkeiten reduzieren.“
Damit europäische Halbleiter wettbewerbsfähig produziert werden können, brauche es überdies verlässliche Rahmenbedingungen, gut ausgebildete Fachkräfte und politische Maßnahmen, die Investitionen beschleunigen statt bremsen. „Insbesondere der bürokratische Aufwand muss drastisch sinken“, betont Wintergerst. Nur dann könnten auch Initiativen wie der EU Chips Act erfolgreich sein.
Fast drei Viertel (71 Prozent) bewerten die EU-Maßnahmen zur Stärkung der EU-Halbleiterindustrie grundsätzlich als gut – und nur 28 Prozent als schlecht. Der EU-Chips Act sieht vor, Europas Halbleiter-Ökosystem erheblich zu stärken: Er will Forschungs- und Innovationsführerschaft ausbauen, Design, Fertigung und Packaging fortgeschrittener Chips in Europa fördern, die Versorgungssicherheit erhöhen, die Abhängigkeit von Drittstaaten reduzieren und bis 2030 einen Anteil von 20 Prozent am weltweiten Halbleitermarkt erreichen.
Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 503 Unternehmen aus verarbeitendem Gewerbe und ITK-Dienstleistungen ab 20 Beschäftigten in Deutschland telefonisch befragt, darunter 457 Unternehmen, die Halbleiter verwenden. Die Befragung fand im Zeitraum von KW 30 bis KW 36 2025 statt. Die Gesamtumfrage ist repräsentativ. Die Fragen lauteten: „Ist Ihr Unternehmen bereit, für Halbleiter mit gleicher Leistung einen höheren Preis zu zahlen, wenn diese in Europa produziert werden?“ und „Wie würden Sie die Maßnahmen der EU zur Stärkung der europäischen Halbleiter-Industrie beurteilen?“
Quelle und Kontaktadresse:
Bitkom e.V., Nina Paulsen, Pressesprecher(in), Albrechtstr. 10, 10117 Berlin, Telefon: 030 27576-0
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