Handwerk und Tourismus: Gemeinsam für die Region
(Berlin) - In Idar-Oberstein ergänzen sich Tradition und Hightech zum Besten einer Branche und zum Vorteil der Region. In der Kleinstadt im Hunsrück werden die Jahrhunderte alten Traditionshandwerke der Edelsteinschleifer, der Graveure und der Goldschmiede mit modernsten Techniken fortgeführt. Touristen können in zahlreichen Schleifereien und Ateliers den Handwerkern des Edelsteingewerbes über die Schulter schauen und nachvollziehen, wie die Region ihre Weltbedeutung in der Herstellung und im Handel mit Schmuck und Edelsteinen erlangt hat.
Zur Förderung der touristischen Vermarktung der Region wurde bereits 1974 die Deutsche Edelsteinstraße gegründet. Sie verbindet auf einer Strecke von rund 48 Kilometern alle Orte, die die Edelsteinverarbeitung geprägt haben. Mittlerweile locken zahlreiche Sehenswürdigkeiten jährlich Hunderttausende von Besuchern nach Idar-Oberstein.
Handwerkliche Themenstraßen sind deutschlandweit ein erfolgreiches Tourismuskonzept. Wie die Glasstraße, die seit 1997 über 250 Kilometer durch den Oberpfälzer und den Bayerischen Wald führt. Sie verbindet eine Vielzahl von handwerklich oder künstlerisch orientierten Glasbetrieben und bietet den Touristen die Möglichkeit, das "gläserne Handwerk" mit seinen historischen Wurzeln in einer attraktiven Landschaft zu entdecken.
In Oberfranken hingegen dreht sich alles ums Essen und Trinken. Die Region verfügt über die weltweit höchste Dichte an Brauereien, Bäckereien und Metzgereien. Damit sich das herumspricht, haben Brauer, Bäcker und Metzger beschlossen, ihre traditionellen Lebensmittelhandwerke unter der Dachmarke "Genussregion Oberfranken" gemeinsam zu vermarkten.
Die Handwerkskammer Oberfranken hat die Gründung dieser Initiative tatkräftig unterstützt. "Mit dem "Bierland Oberfranken" fing alles an", erinnert sich Kurt Seelmann, unter dessen Präsidentschaft die Marke 2004 eingeführt wurde. "Aus der Ursprungsinitiative "Bierland" wurde schnell die "Genussregion" nachdem wir festgestellt hatten, dass hier neben Brauereien auch Bäckereien und Metzgereien konkurrenzlos stark vertreten sind," so Seelmann weiter. Und: "Von der Dachmarke profitieren nicht nur die Handwerker, sondern auch der Tourismus und damit die ganze Region."
Touristische Konzepte im Bereich Genuss und Kultur verbinden Regional- und Esskultur miteinander. Die Besucher genießen kulinarische Spezialitäten und entdecken dabei Traditionen und Historie der Gegend oder umgekehrt. Regionale Produkte sind mehr denn je gefragt und die Potenziale für eine gemeinsame Vermarktung sind beinahe unerschöpflich; ob man dem Lauf der Jahreszeiten - vom Spargel bis zur Martinsgans - oder den regionalen Spezialitäten - vom Schwarzwälder Schinken über die Thüringer Klöße bis zur Spreewaldgurke - folgt. Der Beauftragte der Bundesregierung für Tourismus, MdB Ernst Hinsken, betont: "Unter dem Dach "Kulinarisches Deutschland" (z.B. wirbt der ADAC für eine Schlemmerreise durch alle 16 Bundesländer) oder "Genießerland Deutschland", mit dem die Deutsche Zentrale für Tourismus weltweit wirbt, ist noch viel Platz für Initiativen und gezielte Angebote."
Ein anderes Beispiel für eine Kooperationsform zwischen Handwerk und Tourismus sind Handwerkermärkte und Handwerkerfeste wie der Europamarkt der Kunsthandwerker in Aachen, auf dem sich mittlerweile etwa 600 Aussteller aus ganz Europa präsentieren. Der Europamarkt hat sich zur Ideen-, Trend- und Kontaktbörse mit internationalem Ruf entwickelt.
Otto Kentzler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) hebt die regionale Verwurzelung der meist kleinen und mittleren Handwerksbetriebe in Deutschland hervor: "Sie ist die beste Voraussetzung dafür, Besuchern und Einwohnern den besonderen Wert regionaler Qualitätsprodukte zu vermitteln. Die Betriebe des Handwerks werden so zu Botschaftern ihrer Region und tragen zur herausragenden Bedeutung bei, die der Kulturtourismus in Deutschland hat. Wer kann sich schon das Erzgebirge ohne sein Kunsthandwerk vorstellen?"
Ernst Hinsken hat es sich als Tourismusbeauftragter zur Aufgabe gemacht, die Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Tourismus in der Region weiter zu stärken. Auf seine Initiative hin haben das Bundeswirtschaftsministerium und der ZDH ein Internetportal entwickelt, das die besten und erfolgreichsten Kooperationen beider Wirtschaftsbereiche vorstellt.
Neben der Präsentation der Best-Practice-Beispiele bietet das Portal auch konkrete Hilfestellung bei der Umsetzung eigener Aktivitäten: eine umfangreiche Liste mit Adressen von Ansprechpartnern und Fördermöglichkeiten und eine detaillierte Checkliste weisen den Weg von der Idee zum Projekt. Hinsken wünscht sich, dass das Portal rege genutzt wird und ruft dazu auf, weitere Praxisbeispiele aus anderen Regionen zu ergänzen. "Ich rechne mit der Bereitschaft der Handwerker und touristischen Anbieter vor Ort, auch neue Wege zu gehen über die guten Beispiele des Kunst- und Lebensmittelhandwerks hinaus. Im Bereich der Architektur und des Bauhandwerks, aber auch bei Umwelttechnologien im weiteren Sinne sind kreative Ideen gefragt, wie man Touristen anlocken und in der Region halten kann. Die Verbände und Kammern stehen dabei helfend zur Seite", beschreibt der Tourismusbeauftragte seine Intention.
Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband des Deutschen Handwerks e.V. (ZDH)
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