Hartz IV: Erfahrungen europäischer Nachbarn wenig genutzt
(Düsseldorf) - Viele Länder Europas bemühen sich zunehmend, mittels spezieller Förderprogramme Arbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Eine Analyse des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung zeigt: Deutschland erweist sich bei der so genannten Aktivierung im europäischen Vergleich als Nachzügler, der Erfahrungen von Vorreiterländern besser nutzen könnte. Ein Vergleich nationaler Aktivierungspolitiken stellt heraus, welche Punkte Deutschland bei einer effektiven Aktivierungsstrategie vernachlässigt:
Kleinere Programme, die sich gezielt an bestimmte Gruppen wenden und die regionalen Besonderheiten berücksichtigen, greifen besser als umfassende Programme. Dafür sprechen die Erfahrungen in Belgien, Luxemburg und Slowenien. Besonders gilt dies für die Aktivierung von Jugendlichen.
Präventive Maßnahmen sind zentral für den Erfolg. Dazu gehört, Risikofälle frühzeitig zu erkennen und zu beraten sowie bei der Jobsuche zu unterstützen. Wie das englische Beispiel verdeutlicht, ist dabei ein angemessenes Zahlenverhältnis von Jobberatern und Arbeitslosen essentiell. Während in Deutschland momentan auf einen Vermittler schätzungsweise 300 Jobsuchende kommen, liegt in Großbritannien das Verhältnis eher zwischen 1:50 und 1:100.
Darüber hinaus zeigen die Erfahrungen anderer Länder, dass der Erfolg von Aktivierung stark von der Gesamtheit politischer Maßnahmen eines Landes abhängig ist. Dazu zählen Freistellungsregelungen, Arbeitszeitregulierung und der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen. Positiv ragen hier die Niederlande und die skandinavischen Länder heraus.
Quelle und Kontaktadresse:
Hans-Böckler-Stiftung
Hans-Böckler-Str. 39, 40476 Düsseldorf
Telefon: 0211/77780, Telefax: 0211/7778120
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