Hauptschulabschluss soll abgeschafft werden / GEW fordert mittleren Bildungsabschluss für alle Schüler
(Nürnberg/Frankfurt am Main) - Der Hauptschulabschluss soll abgeschafft werden. Das hat die Schulexpertin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marianne Demmer, während einer Veranstaltung ihrer Organisation am Mittwoch auf der Bildungsmesse in Nürnberg gefordert. Wir brauchen einen mittleren Bildungsabschluss, den alle Schülerinnen und Schüler erreichen können, erklärte Demmer. Hierfür sei erforderlich, die Schulpflicht auf zehn Jahre heraufzusetzen.
Die Jugendlichen an den Haupt- und Sonderschulen sind die Verlierer des deutschen Schulsystems: Der Hauptschulabschluss führt immer öfter schnurstracks in die Arbeitslosigkeit, begründete Demmer ihren Vorstoß. Der Weg in eine anspruchsvolle Berufsausbildung bleibe damit in der Regel versperrt. Angesichts der Zahl von 17 Prozent junger Menschen mit Hauptschul-, aber ohne Berufsabschluss sollten alle Alarmglocken schrillen. Bei ausländischen Jugendlichen betrage dieser Anteil sogar 33 Prozent. "Wir müssen weg von dem System, die Kinder möglichst früh in verschiedene Schultypen einzusortieren, und hin zur individuellen Förderung der jungen Menschen, verlangte die GEW-Sprecherin.
Dieser Ansatz sei Erfolg versprechend. In den skandinavischen Ländern beispielsweise erreichten 90 Prozent eines Jahrgangs den mittleren Bildungsabschluss und fast 80 Prozent die Studienberechtigung und das auf hohem Niveau, wie die Schulleistungsstudie PISA bewiesen hat. Hier gingen alle Schülerinnen und Schüler neun Jahre gemeinsam zur Schule. "Individuelle Förderung" laute das Leitbild in Skandinavien.
Diese Daten müssten für Deutschland Vorbildcharakter haben, betonte die GEW-Schulexpertin. Eine Basis, dieses Ziel zu erreichen, gebe es. Das zeigten die bisher bekannt gewordenen Zahlen der internationalen Grundschulstudie PIRLS/IGLU. Bei dieser Untersuchung hatten die deutschen Viertklässler laut "Focus" mit einem Platz im oberen Mittelfeld überraschend gut abgeschnitten. Die Probleme des deutschen Schulsystems beginnen erst mit der fünften Klasse. In der Sekundarstufe müssen wir mehr Mut zu integrierten Systemen, zu einer Schule für alle Kinder zeigen. Die Abschaffung des Hauptschulabschlusses ist ein erster Schritt in diese Richtung, unterstrich Demmer.
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