Pressemitteilung | (HESSENMETALL) Verband der Metall- und Elektro-Unternehmen Hessen e.V.

Hessenforum 2011: Mehr Dienstleistungsgeschäft in der Industrie / Weidemann: M+E-Industrie sieht in Dienstleistungsgeschäft Wachstumstreiber / Bullinger weist Weg zum Service-Innovations-Management / AREVA, Hörmann Automotive, Pfeiffer Vacuum und Schoeller-Electronics bauen Dienstleistung aus

(Frankfurt am Main) - "Wenn Wohlstand in Hessen weiter wachsen soll, muss das Dienstleistungsland Hessen ein starkes Industrieland bleiben. Aber sein industrieller Kern schrumpft. Hier sehen wir Aufgaben für industriefreundliche politische Rahmensetzung: von möglichst niedrigen Energiepreisen bis hin zur Förderung von Innovationsmanagement im Mittelstand. Aber wir sehen auch in unserer hessischen Metall- und Elektro-Industrie, dass sie sich selbst verändert. Um Kunden stärker zu binden, Umsätze zu steigern und mehr Neugeschäft zu akquirieren integriert sie mehr und mehr Dienstleistungsgeschäft. 7 Prozent solcher `hybrider´ Industrieunternehmen erwirtschaften im Durchschnitt 43 Prozent ihres Umsatzanteils außerhalb ihres industriellen Schwerpunkts. Hier gibt es noch jede Menge Potenzial", analysierte Prof. Dieter Weidemann, Vorstandsvorsitzender des Arbeitgeberverbandes HESSENMETALL auf dem jährlichen Hessenforum vor 200 Teilnehmern aus der größten hessischen Industrie.

"Nach der Wirtschaftskrise stehen Ökonomien mit industriellem Kern besser da als andere", führte der Präsident der Fraunhofer Gesellschaft Prof. Dr. Hans-Jörg Bullinger aus. Es gebe zwei Pfade in die Dienstleistungsgesellschaft: die "De-Industrialisierung" oder die "Industrielle Tertiarisierung". Letztere sei der zukunftsträchtige Weg für Deutschland, aber auch für Korea und Japan. Er erhalte industrielle Wertschöpfung durch Outsourcing, fokussiere auf Verknüpfung von Dienstleistung mit intelligenter Sachgutproduktion und lebe eine ausgeprägte Fachkräfte-Kultur. Service-Innovations-Management sei die geeignete Methode, um diesen typisch deutschen Weg zu verstärken, erläuterte Bullinger an den Wachstumsfeldern Energie und Neue Werkstoffe.

"Über das, was wir eigentlich tun, nämlich Strom zu erzeugen, redet hier keiner. Hier kümmern sich alle nur um ein einziges Thema: Sicherheit", führte Stephan Krüger, Standortleiter der AREVA NP GmbH in Offenbach, aus. Die deutsche Regionalgesellschaft von AREVA NP mit Rundum-Kompetenz für Kernkraftwerke beschäftigt am Standort Offenbach am Main 1.200 Mitarbeiter. Selbständig vermarktbare Dienstleistungsangebote wurden in erster Linie als zerstörungsfreie Prüfung entwickelt. Mit ihr werden Bauteile auf ihre Korrektheit hin überprüft, ohne dass sie beschädigt werden. Diese Verfahren sind auch für andere Industriebereiche interessant, wo es um hohe Sicherheitsanforderungen geht. So hat Areva nach der ICE-Katastrophe in Eschede der Deutschen Bahn die Technologie geliefert, um dem Bruch der Radreifen auf die Spur zu kommen.

Andreas Meyer, Geschäftsführer der Hörmann Automotive Components GmbH in Gustavsburg, erzählte, wie die mittelständische Hörmann-Gruppe für ihre Sparte Automobildienstleistung ein LKW-Produktionswerk von MAN übernahm und heute als Joint Venture der Hörmann Gruppe und der MAN Truck & Bus AG betreibt. Aktuell arbeiten 920 Mitarbeiter am traditionsreichen Standort Gustavsburg in Entwicklung, Produktion und Logistik von hochwertigen Chassis, Karosserie- und Anbauteilen für die Lkw- und Pkw-Fertigung. Der eigentliche Dienstleistungsanteil bei der Hörmann Automotive sei Engineering. "Ohne Engineering haben Sie in diesem Geschäft keine Chance zu überleben, aber diese Dienstleistung ist in der Regel in den Teilepreis hineingerechnet." Der Großteil des Dienstleistungsumsatzes steckt in den Produktumsätzen.

"Wir betrachten das, was wir anbieten, im weitesten Sinne insgesamt als Service. Unsere Kunden brauchen Vakuum und müssen sich mit Nichts auseinandersetzen. Wir haben uns vorgenommen, unseren Kunden das Thema Vakuum ganzheitlich abzunehmen", erläuterte Dr. Matthias Wiemer, Vorstandsmitglied der Pfeiffer Vacuum Technology AG in Asslar. Vakuum müsse erzeugt und gemessen werden. Der Kunde brauche Vorpumpen, um die Turbopumpe betreiben zu können, und Kammern, um Vakuum entstehen zu lassen. All das zusammengesetzt könne eine Vakuumlösung darstellen und daran habe ein zunehmender Teil der Kunden ein großes Interesse. Diese ganzheitliche Auffassung des Geschäftes habe den Dienstleistungsanteil der Mittelhessen auf inzwischen 20 Prozent ansteigen lassen. Von 2.300 Mitarbeitern arbeiten rund 500 im Vertrieb und vor allem im After Sales Service. Diesen Service hält Wiemer neben der Technologieführerschaft für einen der wesentlichen Erfolgsbausteine. Hier sei man in die Prozesse der Kunden eingebunden und daraus erwachse die Innovationskraft.

"Die Leiterplatte steht in der Elektronikfertigung ganz am Anfang", stellte Wolfgang Winkelmann, Geschäftsführender Gesellschafter der auf die Produktion von High-End-Leiterplatten fokussierten Schoeller-Electronics klar. Bei Starrflex- und Hochfrequenzleiterplatten ist Schoeller- Electronics mit seinen 270 Mitarbeitern in Wetter Technologieführer, im Hochtechnologiesegment Multilayer einer der führenden Anbieter. Das spezielle Know-how bei der Entwicklung dieser Basiskomponenten ist aber als Dienstleistung bei den Kunden gefragt. "In frühen Entwicklungsphasen von elektronischen Geräten greift man gerne auf unsere Designberatung zurück. Das versuchen wir auch unseren Kunden als Mehrwert rüberzubringen." Zu diesem Zweck unterhält Schoeller-Electronics neben dem Vertrieb noch ein eigenständiges Produktmanagement.

Quelle und Kontaktadresse:
HESSEN METALL Verband der Metall- und Elektro-Unternehmen Hessen e.V. Dr. Ulrich Kirsch, Leitung, Presse und Kommunikation Emil-von-Behring-Str. 4, 60439 Frankfurt am Main Telefon: (069) 95808-0, Telefax: (069) 95808-126

(el)

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