Hitzeschutz: Warum es in deutschen Kliniken kaum Klimaanlagen gibt
(Berlin) - Patientenzimmer in deutschen Krankenhäusern sind im Normalfall nicht mit einer Klimaanlage ausgestattet. Warum ist das so? Die Datenlage darüber, wie viele Zimmer klimatisiert sind, ist schwierig. In einer Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts von 2022 gaben 38 Prozent der Krankenhäuser an, dass es in ihren Patientenzimmern Klimaanlagen gibt. Das bedeutet allerdings nicht, dass sämtliche Patientenzimmer in diesen 38 Prozent der Kliniken klimatisiert sind. Häufig verfügen nur einzelne Bereiche über die Technik. Klimaanlagen bzw. andere effiziente Kühlsysteme sind allerdings in OP-Sälen oder anderen temperatursensiblen Bereichen die Regel.
Die Gründe für die geringe Zahl der Klimaanlagen sind vielfältig. An erster Stelle steht die mangelnde Investitionskostenfinanzierung. Jährlich verzeichnen die Krankenhäuser ein Investitionskostendefizit von rund vier Milliarden Euro. Das knappe Geld fließt daher zuerst in moderne medizinische Gerätschaften, dringend notwendige Instandhaltung der Gebäude und anderes, das der direkten Versorgung dient. Ein weiterer Aspekt ist die Bausubstanz der Kliniken. In Deutschland stammen Krankenhaus-Gebäude vielfach aus dem späten 19. Jahrhundert oder entstanden im Rahmen des Wiederaufbaus nach dem zweiten Weltkrieg. Beide Altersklassen sind schlecht mit Klimaanlagen nachrüstbar.
Mit einer nachgerüsteten Klimaanlage in den Patientenzimmern ist es allerdings lange nicht getan. In Krankenhäusern gelten strengste hygienische Normen. Kühlanlagen müssen dadurch viel häufiger und aufwendiger gewartet und kontrolliert werden als in anderen Bereichen. Gerade Klimaanlagen sind potentielle Brutstätten für viele gefährliche Keime. All das ist für die Krankenhäuser mit spürbaren Mehrkosten verbunden – Geld, das gerade unter den heutigen wirtschaftlichen Bedingungen kaum vorhanden ist.
Ein Blick ins Ausland zeigt, dass Deutschland kein Einzelfall ist. In österreichischen Krankenhäusern, die einem ähnlichen Klima wie deutsche ausgesetzt sind, sind Klimaanlagen in Patientenzimmern ebenfalls die Ausnahme. In Kärnten, dem Bundesland mit besonders warmen bis heißen Sommern, gibt es sogar kein einziges klimatisiertes Krankenzimmer.
Trotzdem gerät das Thema Kühlung von Patientenzimmern zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit. Ein interessanter Versuch der Charité zwischen 2014 und 2016 hat die Auswirkungen eines durch ein Kapillarsystem mithilfe von kaltem Wasser gekühlten Patientenzimmer untersucht. Der Versuch zielte vor allem auf Patientinnen und Patienten mit Atemwegserkrankungen und suchte nach Möglichkeiten, ohne Luftzug und Geräusche zu kühlen. Im Ergebnis konnten die Patientinnen und Patienten aus den gekühlten Zimmern erkennbar früher entlassen werden als diejenigen aus der Kontrollgruppe.
Langfristig wird das Thema Kühlung immer drängender werden. Längere und heftigere Hitzeperioden können in den Krankenhäusern nicht mehr nur mit Ventilatoren, Verschattungen oder Kühlakkus bewältigt werden, zumal viele Krankenhauspatientinnen und -patienten noch einmal stärker auf Temperaturextreme reagieren als gesunde Menschen. Nicht zu vergessen sind die Beschäftigten der Krankenhäuser, die ihre Arbeitszeit weder in kühlere Stunden verlegen noch ins Hitzefrei gehen können. Auch sie haben einen Arbeitsplatz verdient, der ihrer häufig auch körperlich schweren Tätigkeit angemessen ist. Jetzige Hilfsmittel oder auch Neuentwicklungen wie Kühlwesten können das Problem nicht lösen. An effizienten Kühlmethoden wird kein Weg vorbeiführen.
Die DKG fordert daher, Teile des Sondervermögens zu nutzen und die notwendigen Investitionsmittel für die Nachrüstung von Kühlsystemen zu finanzieren wo es möglich ist. Ein wissenschaftliches Gutachten von hcb hat einen Investitionsbedarf von 31 Milliarden Euro über mehrere Jahre verteilt berechnet, der für den klimawandelgerechten Umbau der Krankenhäuser nötig wäre. In dieser Summe sind auch die Nachrüstungskosten enthalten.
Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Krankenhausgesellschaft e.V. (DKG), Joachim Odenbach, Leiter(in) Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Wegelystr. 3, 10623 Berlin, Telefon: 030 39801-0