Pressemitteilung | Centrum für Hochschulentwicklung (CHE)

Hochschulabsolventen profitieren auf Kosten der Allgemeinheit

(Gütersloh) - Ein Studium in Deutschland wird zwar von allen Steuerzahlern finanziert, kommt aber vor allem den Hochschulabsolventen zu gute und führt damit zu einer Umverteilung von unten nach oben. Dieses Argument der Befürworter von Studiengebühren wird jetzt in einer vom Gütersloher Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) veröffentlichten Studie belegt.

Die Autoren Philipp Schuller, Peer Ederer und Christian Kopf weisen in ihrer Analyse nach, dass die Rendite, die ein Hochschulabsolvent durch sein Studium erzielt, stets über der Rendite des Staates liegt. Damit werden die Ergebnisse des jüngst vom Deutschen Studentenwerk veröffentlichten Gutachtens widerlegt.

Studierende verzichten zwar während ihrer Zeit an der Universität zunächst auf Einkommen - durchschnittlich sind das rund 250.000 Mark. Dafür verdienen sie jedoch im Laufe ihres Erwerbslebens insgesamt deutlich mehr Geld als Arbeitnehmer ohne Hochschulabschluss. Das höchste zusätzliche Nettoeinkommen erwirtschaften die Zahnmediziner mit rund 1,7 Millionen Mark. Es folgen Absolventen der Studiengänge Maschinenbau und Tiermedizin mit rund 1,1 Millionen Mark. Mathematiker und Juristen bringen es während ihrer gesamten Berufstätigkeit auf knapp 1 Million Mark zusätzliches Nettoeinkommen; Physiker und Humanmediziner auf rund 900.000 Mark. Am Ende der Skala rangieren Sozialarbeiter und Sozialpädagogen, die mit 20.000 Mark kaum zusätzliches Einkommen erzielen.

Aus den Berechnungen ergibt sich für die Hochschulabsolventen in Deutschland eine durchschnittliche Rendite des Studiums von 7,2 Prozent. Die staatliche Rendite, die sich aus den Kosten des Studiums und höheren Steuereinnahmen ergibt, liegt dagegen nur bei 2,6 Prozent. Dazu ein praktisches Beispiel: Ein Ingenieur der Fachrichtung Maschinenbau verzichtet während seines Studiums zunächst auf etwa 210.000 Mark, erwirtschaftet aber später ein zusätzliches Nettoeinkommen von über 1,1 Millionen Mark. Das entspricht einer Verzinsung seiner Investition von 7,6 Prozent. Den Staat kostet das Studium des Ingenieurs knapp 280.000 Mark. Die zusätzlichen
Steuereinnahmen schlagen dann mit fast 420.000 Mark zu Buche. Unter dem Strich liegt die staatliche Rendite jedoch nur bei 1,75 Prozent.

"Damit subventionieren alle Steuerzahler den finanziellen Vorteil der Hochschulabsolventen", sagte der Leiter des Centrums für Hochschulentwicklung, Professor Detlef Müller-Böling, und leitet daraus die Forderung des CHE nach einer Erhebung sozialverträglicher Studiengebühren ab, deren Zahlung letztlich an das zukünftige Einkommen der Absolventen geknüpft wird. "Mit unserem
Studienbeitragsmodell liegt ein solcher Vorschlag seit geraumer Zeit auf dem Tisch. Das Darlehen wird nur zurückbezahlt, wenn später ein entsprechendes Einkommen erzielt wird. Die jetzt vorliegende Berechnung der Bildungsrenditen zeigt, dass wir genau auf dem richtigen Weg sind."

Das Studienbeitragmodell des CHE sieht vor, dass die Gebühren durch ein Darlehen vorfinanziert werden und erst nach dem Studium einkommensabhängig zurückzuzahlen sind. So will man dem Argument
eines Abschreckungseffektes von Studiengebühren vorbeugen. Zudem sollen die erzielten Einnahmen direkt den Hochschulen zufließen. Die Höhe der Gebühren sollen Universitäten und Fachhochschulen selbst festlegen können. Die Forderung nach einer solchen Gestaltung von Gebührenmodellen wird durch die Renditeberechnungen bestärkt.

Hintergrundinformationen zu Ergebnissen und Methode der Renditeberechnung und zum Gutachten des Deutschen Studentenwerks können unter: http://www.che.de - Rubrik News, im Internet abgerufen werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Pressekontakt: Dr. Frank Ziegele, Telefon: 0 52 41 / 97 61 24; Quelle: Bertelsmann Stiftung

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