Hooligans und Ultras sind Spiegelbild der Kommerz- und Fußballwelt
(Berlin) - Einen Zusammenhang zwischen dem Erscheinungsbild des modernen Fußballstars und dem gewaltbereiten Hooligan zog Prof. Dr. Gunter Pilz, Sportsoziologe an der Universität Hannover auf dem GdP-Sicherheitsforum Sport, Gewalt und die Fußball-WM 2006 vom 17. bis 18. Oktober 2005 in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen.
Vor rund 150 Polizeibeamtinnen und -beamten aus dem gesamten Bundesgebiet sagte Prof. Pilz: So wie aus dem Spieler zum Anfassen der distinguierte Star wurde, dessen Treue, Verbundenheit zum Verein und nicht einmal mehr langfristige Verträge, sondern allein die Höhe der finanziellen Zuwendungen bestimmen, so wandelte sich denn auch der kumpelhafte Anhänger zum leidenschaftlichen Fan und schließlich zum coolen distinguierten Hooligan, als letzte Stufe der Distanz von Spieler, Verein und Zuschauer.
Prof. Pilz warnte davor, sich unter Hooligans so genannte Modernisierungsverlierer, also junge Menschen mit schlechten Schulabschlüssen und ohne Perspektive, vorzustellen. Prof. Pilz: Hooligans rekrutieren sich aus allen Sozialschichten. Unter ihnen sind Abiturienten, Studenten, Menschen in guten beruflichen Positionen, Akademiker. Diese Hooligans haben zwei Identitäten: eine bürgerliche Alltagsidentität und ihre subkulturelle Hooliganidentität.
Das Persönlichkeitsprofil eines gewaltbereiten, gewaltfaszinierten Hooligans unterscheide sich, so Dr. Pilz, nicht von dem eines mittleren deutschen Managers oder Spitzensportlers: freundlich-locker, cool-knallhart, durchsetzungsstark, respektiert, überlegen, selbstbewusst. Dr. Pilz: Den Hooliganismus im Fußballsport können wir auch als eine Folge der Modernisierungsprozesse unserer Gesellschaft begreifen.
Quelle und Kontaktadresse:
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Stromstr. 4, 10555 Berlin
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