Pressemitteilung | Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF)

HPV-Impfung - ein Meilenstein der Krebsvorsorge

(München) - Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut in Berlin hat die Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) als Standard-Impfung für Mädchen und junge Frauen im Alter von 12-17 Jahren empfohlen. Die STIKO nimmt damit die Impfung gegen HPV in den Impfkalender auf. Bereits seit Ende vergangenen Jahres tragen viele gesetzliche Krankenkassen die Kosten der Impfung von ca. 540,- (Impfstoffkosten 477,18) nach dem bisherigen Muster vorheriger Privatleistung. Dies wird sich erst ändern, wenn die Impfung auch offiziell in die vertragsärztliche Versorgung aufgenommen sein wird. Die wichtigste Botschaft aber lautet: Eine effektive Impfung gegen Krebs steht erstmalig zur Verfügung.

Vorbeugung gegen Gebärmutterhalskrebs
Derzeit ist Gebärmutterhalskrebs in Deutschland nach Brustkrebs die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache junger Frauen im Alter von 15-44 Jahren. Jedes Jahr wird deutschlandweit bei rund 6.500 Frauen ein Zervixkarzinom diagnostiziert und etwa 2.000 Frauen sterben an dieser Erkrankung. Der Impfstoff ist zur Prävention des Zervixkarzinoms und seiner Vorstufen sowie des Vulvakarzinoms und der äußeren Genitalwarzen (Feigwarzen) zugelassen. Die Dreimalimpfung sollte idealerweise im Verlauf von 0, 2 und 6 Monaten erfolgen und möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr abgeschlossen sein. Dieser Hinweis bedeutet jedoch nicht, dass Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren von der Impfung ausgeschlossen sind bzw. eine Kostenerstattung hinfällig werden könnte, falls bereits Geschlechtsverkehr stattfand. Eine etwaige Bescheinigung über die Jungfräulichkeit vor jeder neuen Impfung muss als Verletzung der Privatsphäre betrachtet werden und ist abzulehnen. Es ist auch nicht davon auszugehen, dass bereits der erste Geschlechtsverkehr eine Infektion mit den vier entscheidenden Virustypen zur Folge hat.

HPV-bedingte Erkrankungen
Gebärmutterhalskrebs wird ausschließlich durch humane Papillomviren verursacht und der Hauptübertragungsweg ist Geschlechtsverkehr. Der Zusammenhang zwischen einer Infektion mit HP-Viren und Gebärmutterhalskrebs ist noch stärker ausgeprägt als der zwischen Rauchen und Lungenkrebs, so die Experten. Humane Papillomviren sind weit verbreitet. Schätzungsweise 70 Prozent der sexuell aktiven Menschen kommen irgendwann im Laufe ihres Lebens (häufig als Jugendliche oder junge Erwachsene), mit den Viren in Kontakt. Man nimmt an, dass in Europa bei den HPV-bedingten Erkrankungen insgesamt 75 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs, 95 Prozent der Vulva- und Vaginalkarzinome, 70 Prozent der präkanzerösen und 50 Prozent der potenziell präkanzerösen zervikalen Läsionen, 80 Prozent der präkanzerösen vulvären und vaginalen Läsionen sowie 90 Prozent der Genitalwarzen durch die Virustypen 6, 11, 16 und 18 verursacht werden. Geimpfte Personen sollten vom Arzt darauf hingewiesen werden, dass die Impfung nur vor den im Impfstoff enthaltenen Typen HPV 6,11, 16 und 18 schützt, wobei 16 und 18 für die Vorbeugung des Zervixkarzinoms zuständig sind, während 6 und 11 in erster Linie der Bildung von Genitalwarzen vorbeugen sollen. Letztere gelten nicht als bösartig, aber sie sind physisch wie psychisch äußerst belastend.

Keine Altersbegrenzung für die neue Impfung
Die STIKO weist ausdrücklich darauf hin, dass Frauen außerhalb des Altersbereichs von 12-17 Jahren ebenfalls von einer Impfung profitieren. Es liegt in der Verantwortung des Frauenarztes, die Patientinnen darauf hinzuweisen und entsprechend der Zulassung des zur Zeit auf dem Markt befindlichen Impfstoffes die Impfung anzubieten. Die STIKO lässt keinen Zweifel daran, dass eine HPV-Impfung die empfohlenen Früherkennungsuntersuchungen nicht ersetzt! Impfung und Vorsorgeuntersuchungen bilden gemeinsam die tragenden Säulen einer wirksamen Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs. Das mittlere Erkrankungsalter beim Zervix-Karzinom beträgt 54 Jahre. Während sich die Todesrate bei Gebärmutterhalskrebs durch die Früherkennungsuntersuchungen deutlich verringert hat, nahm die Häufigkeit von Genitalwarzen enorm zu: Von etwa 10 pro 100.000 Frauen im Jahr 1970 auf heute 200 pro 100.000. Deshalb sprechen sich Ärzte für einen großzügigen Umgang mit der HPV-Impfung aus, selbst wenn Frauen außerhalb der empfohlenen Altersgrenze von 12-17 Jahren die Impfung wohl auch in Zukunft selber bezahlen müssen. Patientinnen mit immer wiederkehrenden Feigwarzen profitieren möglicherweise auch von der Impfung und die Nutzung von Kondomen mindert das Risiko für Dauerinfektionen. Dass sich die Mortalitätsrate durch Gebärmutterhalskrebs in den vergangenen Jahrzehnten nahezu halbiert hat, ist der zytologischen Untersuchung zu verdanken, die im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt erfolgt.

Was sollte beachtet werden
Wegen der ungenügenden Datenlage sollte jedoch derzeit auf Impfungen in der Schwangerschaft verzichtet werden. Stillen ist – wie bei allen anderen Impfungen auch – natürlich keine Kontraindikation. Wird eine Frau während des Impfprogramms schwanger, kann die fehlende zweite oder dritte Impfung nach der Entbindung nachgeholt werden. Wurde versehentlich während der Schwangerschaft geimpft, braucht bei einem Totimpfstoff nicht von einer Gefährdung für Mutter und Kind ausgegangen zu werden. Der Impfschutz hält nach Erkenntnissen der bislang über 5 Jahre währenden Beobachtungsphase ebenfalls unverändert 5 Jahre an. Noch ist nicht geklärt, ob und wann eine Wiederholungsimpfung notwendig wird. Da die Impfung gegen HPV-Viren nicht alle onkogenen HP-Typen erfasst, weist die STIKO explizit darauf hin, dass die Früherkennungsmaßnahmen zum Gebärmutterhalskrebs unverändert in Anspruch genommen werden müssen.

Mehr Aufklärung über HPV ist das A und O
Eine aktuelle Umfrage zeigte ein ernüchterndes Ergebnis: Nur 3,2 Prozent deutscher Frauen kennen das Virus und bringen sein Gefahrenpotential mit Gebärmutterhalskrebs in direkte Verbindung. Folglich muss das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer HPV-Impfung als wirksame Präventionsmaßnahme geweckt und nachhaltig verstärkt werden. Die Bereitschaft der Ärzte zu dieser Impfung ist groß, insbesondere bei den Gynäkologinnen und Gynäkologen, die sich von je her als Präventionsärzte der Frauen verstehen. Aufgabe der Medien ist es, durch umfassende Information und Aufklärung in breiten Kreisen der Bevölkerung und insbesondere bei den Jugendlichen Vertrauen in die Impfung aufzubauen.

Die STIKO und der Berufsverband der Frauenärzte weisen darauf hin, dass die Impfung gegen HPV auch als Gelegenheit genutzt werden sollte, andere – insbesondere für Jugendliche – empfohlene Impfungen zu vervollständigen. Lediglich 25 Prozent der Jugendlichen verfügen über einen vollständigen Impfschutz.

Quelle und Kontaktadresse:
Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF) Maria-E. Lange-Ernst, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Pettenkoferstr. 35, 80336 München Telefon: (089) 244466-0, Telefax: (089) 244466-100

(bl)

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