ifo Institut: Externe Prüfungen, Schulautonomie und Wettbewerb führen zu besseren Schülerleistungen
(München) - Das deutsche Schulsystem benötigt umfangreiche institutionelle Reformen, um effizienter zu werden und letztlich besser ausgebildete Schüler hervorzubringen. Zu diesem Ergebnis kommt ifo-Bildungsökonom Ludger Wößmann in seiner Untersuchung im Rahmen der ifo Schnelldienst-Serie "Ökonomische Beiträge zur Schuldebatte" und stellt einen Forderungskatalog auf: externe Prüfungen, Schulautonomie und Wettbewerb.
Seine Auswertung der verschiedenen internationalen Schülertests - PISA, TIMSS und IGLU - zeigt, dass Schüler dort besser abschneiden, wo Leistungsstandards extern überprüft werden, diese externen Prüfungen mit Schulautonomie vor allem in Prozess- und Personalentscheidungen verbunden werden und Wettbewerb durch privat geleitete Schulen mit öffentlicher Schulfinanzierung verbunden wird. Die heutigen Strukturen sind nach Wößmann ineffizient. Pauschale Forderungen nach höheren Bildungsausgaben weist er zurück.
Ein effizientes Schulsystem baut auf drei Säulen auf. Es überprüft vorgegebene Standards extern und überlässt es gleichzeitig den Schulen, auf welchem Wege sie diese Standards am besten erreichen können. Zudem lässt es den Staat die Schulbildung finanzieren, die Aufgabe der Leitung der Schule aber überträgt es dem privaten Sektor, da die Kombination von privater Schulleitung mit öffentlicher Finanzierung am meisten Wahlfreiheit und Wettbewerb und damit die besten Schülerleistungen bringt. Solche institutionellen Rahmenbedingungen schaffen Anreize für alle Beteiligten, möglichst gute Schülerleistungen hervorzurufen, indem sie leistungsförderndes und -hinderndes Verhalten mit entsprechenden Konsequenzen verbinden und damit die Beteiligten für ihr Tun selbst verantwortlich machen. Daneben kann auch ein Belohnungssystem eingeführt
werden: Wenn sich die Bezahlung der Lehrer nach der Leistungssteigerung richtet, werden auch die Schüler besser.
Im Detail zeigt Wößmann, dass der Leistungsunterschied von Schülern in Ländern mit und ohne externe Abschlussprüfungen fast ein Jahr beträgt. "Der Lehrer muss der Klasse den gesamten Stoff wirklich beibringen, wenn eine externe Prüfung am Jahresende steht", erklärt Wößmann.
Auch bei der größeren Autonomie der Schulen gibt es klare Grenzen. Die Auswahl der Lehrbücher und der Lehrer stehen in einem positiven Zusammenhang zur Leistung der Schüler. Die Festlegung des Budgets dagegen nicht. Aus diesem Grund sollten der Budgetrahmen und die Lehrstandards vorgegeben werden.
Als dritter Reformschritt sollte verstärkter Wettbewerb zwischen privaten und öffentlichen Schulen zugelassen werden. Der Leistungsvorsprung von Schülern an privat geleiteten Schulen beträgt mehr als ein halbes Schuljahr.
Privat geleitet bedeutet aber nicht unbedingt privat finanziert. In den PISA-Studien schneiden Länder wie die Niederlande, die einen hohen Anteil von Schulen in privater Trägerschaft mit einem hohen Anteil öffentlicher Finanzierung verbinden, besonders gut ab.
Zusammengenommen mit den beiden vorhergehenden Beiträgen der Serie "Ökonomische Beiträge zur Schuldebatte" legt die dargestellte internationale empirische Evidenz nahe, dass die Schulpolitik weniger auf eine Ausweitung der Ressourcenausstattung im bisherigen System, als vielmehr auf eine leistungsfördernde Veränderung der institutionellen Struktur des Schulsystems setzen sollte.
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