IG Metall weitet Arbeitskampf auf Berlin und Brandenburg aus
(Frankfurt am Main) - Die IG Metall weitet den Arbeitskampf in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie auf Berlin und Brandenburg aus. Zwei Wochen nach Beginn des Streiks in Sachsen beschloss der Vorstand der IG Metall am 16. Juni in Frankfurt, auch die Beschäftigten in Berlin und Brandenburg zum Streik aufzurufen. "Mit der Ausweitung des Arbeitskampfes wollen wir den Druck auf die Arbeitgeber weiter erhöhen, um möglichst bald einen akzeptablen Tarifabschluss zu erreichen", sagte der 2. Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Peters, am 16. Juni in Frankfurt. 13 Jahre nach der deutschen Einheit müsse für die Beschäftigten der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie jetzt ein Stufenplan zur Einführung der 35-Stunden-Woche vereinbart werden. Peters verwies dabei auf den Tarifabschluss in der ostdeutschen Stahlindustrie. "Diese Steilvorlage sollte auch in der Metall- und Elektroindustrie aufgegriffen werden."
Die Voraussetzungen für weitere Arbeitszeitverkürzungen bezeichnete Peters als günstig. "Die Metall- und Elektroindustrie steht deutlich besser da als alle anderen Wirtschafts- und Dienstleistungsbereiche in Ostdeutschland", erklärte der Gewerkschafter. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres habe die Branche ihren Umsatz um 5,2 Prozent erhöht. Angesichts der steigenden Auftragseingänge werde die ostdeutsche Metall- und Elektroindustrie in diesem Jahr eine Wachstumsrate von fünf bis sieben Prozent erreichen. Gleichzeitig verringere sich die Lohnquote weiter. Der Anteil der Löhne und Gehälter am Umsatz betrage lediglich 18,4 Prozent. Fakt sei außerdem, dass die ostdeutsche Metall- und Elektroindustrie einen zweifachen Standortvorteil habe. Die Branche habe nicht nur niedrigere Lohn- und Gehaltskosten; in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie arbeiteten die Beschäftigten auch noch drei Stunden länger.
Mit der Verkürzung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden in der Woche wird nach Angaben von Peters kein Betrieb überfordert. Die IG Metall sei bereit, die Verkürzung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden in der Woche schrittweise einzuführen. "Wir wollen die 35 nicht auf einen Schlag", sagte Peters. Außerdem sei die IG Metall bereit, die unterschiedliche wirtschaftliche Leistungskraft der Betriebe bei der Einführung der 35-Stunden-Woche zu berücksichtigen. "In der Praxis könnte das zum Beispiel bedeuten, dass die Arbeitszeiten in den hochproduktiven Automobilfabriken früher verkürzt werden als in einem mittelständischen Metall- und Elektrobetrieb im Erzgebirge", betonte Peters. Die gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmer in Berlin und Brandenburg hatten sich bereits Anfang Juni in einer Urabstimmung mit 78,8 Prozent für den Arbeitskampf ausgesprochen. Danach kann die IG Metall 6000 gewerkschaftlich organisierte Arbeitnehmer in 42 Betrieben, die dem Arbeitgeberverband der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg angehören, ab Dienstag zum Arbeitskampf aufrufen.
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