Pressemitteilung | Ärzte gegen Tierversuche e.V.

Immer noch leiden und sterben 2,5 Millionen Tiere in deutschen Laboren / Tierversuchszahlen weiterhin unverantwortlich hoch

(Köln) - Wie aus den aktuell vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) veröffentlichten Tierversuchszahlen hervorgeht, mussten 2020 mehr als 2,5 Millionen Tiere in deutschen Tierversuchslaboren leiden und sterben. Obwohl rein rechnerisch die Tierzahlen im Vergleich zum Vorjahr gesunken sind, erkennt der Ärzteverein keine Trendwende. Er sieht die Bundesregierung in der Pflicht, endlich den Ausstieg aus dem Tierversuch aktiv in die Wege zu leiten.

Von den insgesamt 2.533.663 Millionen Tieren wurden 1.899.880 für Tierversuche verwendet, von diesen 49.437 (2,6 Prozent) zum wiederholten Male. Weitere 633.784 Tiere wurden zu wissenschaftlichen Zwecken wie zur Organentnahme getötet. Laut Ärzteverein ist anzumerken, dass offiziell nur die rund 1,9 Millionen Tiere als Tierversuchszahl angegeben werden und damit die Gesamtzahl der Tiere, die im Labor ihr Leben lassen müssen, künstlich heruntergerechnet wird. Auch die Zahl der sogenannten Überschusstiere, die aufgrund Nichtverwendung einfach getötet werden, fehlt in der Statistik.

Bezogen auf die Gesamtzahl von 2,5 Millionen Tieren waren die am häufigsten in Tierversuchen eingesetzten Tiere Mäuse (1.846.274), Fische (285.972) und Ratten (193.406). Zudem wurden unter anderem 2.111 Affen, 2.562 Hunde und 644 Katzen für Versuche verwendet, sowie 71.174 Kaninchen, davon 3.220 für den sogenannten Pyrogentest, bei dem Substanzen auf ihre fieberauslösende Wirkung überprüft werden. Für diesen qualvollen und unzuverlässigen Test, bei dem die Tiere stundenlang in engen Röhren fixiert werden, gibt es nach Aussage des Ärztevereins längst tierversuchsfreie Methoden.

Der Anteil an Tierversuchen mit dem Schweregrad "schwer" wird vom BfR mit knapp 4 Prozent angegeben. Hierzu gehören Versuche mit Elektroschocks, denen das Tier nicht entkommen kann, Schwimmen bis zur Verzweiflung, Tod durch Abstoßung von Transplantaten oder Tod durch Vergiftung. Etwa 67 Prozent der Versuche waren "gering belastend" und 24 Prozent fielen in die Kategorie "mittlere Belastung". Da jedoch der Schweregrad vom Experimentator selbst abgegeben wird, geht der Ärzteverein davon aus, dass weit mehr Versuche ein tatsächlich höheres Leid für die Tiere bedeuten, was auch aus Studien hervorgeht. Auf das Konto der per Definition zweckfreien Grundlagenforschung gehen knapp 60 Prozent der Versuche und fast die Hälfte der Tiere wurde genmanipuliert.

Erstmals in diesem Jahr werden die Tierversuchszahlen nicht vom BMEL (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) herausgegeben, sondern vom Deutschen Zentrum zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R), das Teil des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ist. Die Aussage des BfR auf dessen Website, dass sich der Rückgang der Tierversuchszahlen durch das Engagement Deutschlands für mehr Tierschutz in diesem Bereich erklären lassen würde, hält der Ärzteverein für fadenscheinig. Denn gerade in Sachen Tierschutz und Förderung tierversuchsfreier Forschung ist Deutschland rückständig. Während inzwischen einige Länder, darunter die USA, Schweden und die Niederlande, einen Paradigmenwechsel anstreben, wird hierzulande am Tierversuch festgehalten. Der Rückgang der Tierversuchszahlen ist nach Einschätzung des Vereins vielmehr auf die Corona-Situation zurückzuführen, während der zeitweise in den Laboren nicht wie gewohnt gearbeitet werden konnte und viele Tiere ohne statistische Erfassung schlicht getötet wurden.

"Trotz aller Schönrechnerei, wie es bislang das BMEL und nun das BfR praktizieren, ist die Tierversuchszahl unverantwortlich hoch. Angesichts des fehlenden Nutzens und der ethischen Fragwürdigkeit von Tierversuchen ist es mehr denn je dringend geboten, endlich den Ausstieg aus dem tierexperimentellen System mit konkreten Zielvorgaben aktiv voranzutreiben", kommentiert Dipl.-Biol. Silke Strittmatter, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Ärzte gegen Tierversuche. Hier setzt der Ärzteverein seine Hoffnung auf die neue Bundesregierung, endlich diesen Schritt zu gehen.

Quelle und Kontaktadresse:
Ärzte gegen Tierversuche e.V. Pressestelle Goethestr. 6-8, 51143 Köln Telefon: (02203) 9040990, Fax: (02203) 9040991

(mn)

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